(ots) - Friedensforscher: Kalter-Krieg-Rhetorik führt zu
Fehlschlüssen
"Sanktionen an realistische Forderungen koppeln"
Osnabrück. Der Direktor des Zentrums für Demokratie- und
Friedensforschung der Universität Osnabrück hat in der Krim-Krise den
verbreiteten Rückfall in die Rhetorik des Kalten Krieges kritisiert.
In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag) sagte
Ulrich Schneckener, "die Rede vom ,neuen Kalten Krieg' verweist auf
ein typisches Problem historischer Analogieschlüsse: Politische
Entscheidungsträger nutzen solche Bilder, um vermeintliche
,Ähnlichkeiten' mit vergangenen Situationen in die eigenen
Argumentationen einzubauen." Dies führe zu "Fehlschlüssen". Die
globale Situation sei eine andere als vor wenigen Jahrzehnten. Diese
Unterschiede würden ausgeblendet. So erkenne er keine globale
Systemkonkurrenz zwischen West und Ost, sagte der Politologe, und das
auch nicht in der Rhetorik von Kremlchef Wladimir Putin.
Mit Blick auf das Verhalten des Westens in der Krim-Krise warnte
der Friedensforscher vor einer "Spirale wechselseitiger Sanktionen".
Er betonte: "Abgestufte Sanktionen machen nur dann Sinn, wenn sie
jeweils an realistische Forderungen gekoppelt sind." Nur dann
bestünde die Chance, schrittweise zu einer Normalisierung der
Beziehungen zurückzukehren. So plädierte er dafür, Sanktionen gegen
Russland nicht an den Status der Krim zu knüpfen, sondern an einen
ernsthaften Dialog zwischen Kiew und Moskau, um die Ukraine zu
innerer Stabilität zurückzuführen und bilaterale Fragen, die sich
über die Krim hinaus ergeben, zu lösen.
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