(ots) - Es ist erstaunlich, wie wortgetreu sich die EU
Angela Merkels eher abwartende Haltung gegenüber dem russischen
Präsidenten Wladimir Putin und weiteren Sanktionsschritten zu eigen
gemacht hat. Das Duell, von dem die nähere Zukunft dieses Kontinents
abhängt, heißt nun Merkel gegen Putin.
Die Kanzlerin hat sich auf eine lange Auseinandersetzung
eingestellt und will nicht zu Beginn das wenige Pulver verschießen,
das den Europäern zur Verfügung steht. Deshalb gibt es im Gegensatz
zu den USA noch keine wirtschaftlichen Strafmaßnahmen, sondern man
stellt sie mit dem Auftrag an die EU-Kommission, diese Schritte
vorzubereiten, lediglich ins Schaufenster. Deshalb wird die Liste der
Personen, die mit Einreise- und Kontensperren belegt werden, nur
geringfügig erweitert.
Der Erfolg von Merkels Strategie steht und fällt damit, ob Putin
sie als Schwäche oder Stärke auslegt. Ihn von Letzterem zu
überzeugen, ist Sache der Diplomatie. Vielen Beteiligten ist klar,
dass sich der Konflikt nur beilegen lässt, wenn irgendwann ein
hochrangiger Vertreter des Westens nach Moskau reist, um mit Putin zu
verhandeln. Und eigentlich kommt dafür nur Merkel in Frage - nicht
nur weil sie Russisch und er Deutsch spricht, sondern weil sie mehr
denn je für Europa spricht. Dem steht bisher der Vertrauensverlust im
Wege. Der starke Mann im Kreml hat Merkel nach telefonischen Zusagen,
eine Kontaktgruppe beziehungsweise eine Beobachtermission für die
Ukraine einzurichten, zweimal im Regen stehen lassen. Dennoch sollte
die Kanzlerin über ihren Schatten springen. Um den Frieden in Europa
zu sichern, muss Merkel nach Moskau.
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