(ots) - Klimaforscher Latif: Politiker haben
Klimarettung aufgegeben
Osnabrück. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) setzt in
der Klimapolitik weiter darauf, die globale Erwärmung nach Kräften
einzudämmen, bevor man sich mit den Kosten ihrer Folgen befasst. Der
"Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch) sagte sie im Vorfeld der
Verhandlungen um den zweiten Teil des aktuellen
Weltklimarat-Berichts: "Eine verantwortungsvolle Klimapolitik muss
erstens weiterhin alles tun, um den Klimawandel zu bekämpfen und
damit seine Folgen soweit es geht zu begrenzen." Sie müsse sich
"zweitens aber auch auf die bereits heute unvermeidbaren Folgen von
Klimaveränderungen vorbereiten". Bereits heute sei zu merken:
"Anpassung wird teurer als Vermeidung."
Der Kieler Klimaforscher Mojib Latif hegt unterdessen keine großen
Hoffnungen, was den Einfluss des aktuellen Weltklimarat-Berichts auf
die internationale Politik angeht. Im Gespräch mit der "Neuen
Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch) sagte der Ozeanograph, seiner Ansicht
nach habe sich "die Politik längst von der Klimarettung
verabschiedet". Seit 1990 sei der weltweite Ausstoß von Kohlendioxid
trotz aller Klimagipfel um 60 Prozent gestiegen. "Das zeigt, wo wir
mittlerweile gelandet sind." Selbst US-Militärs befassen sich mit den
Auswirkungen des Klimawandels auf die Sicherheitslage, damit seien
sie "näher an der Realität als die Politiker", resümiert Latif.
Die anvisierte Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad sei
bereits jetzt eine Illusion. Mehr Hoffnung als in die Politik setzt
Latif auf die technologische Entwicklung. Nur eine "technische
Revolution, die in absehbarer Zeit eine Loslösung von fossilen
Energieträgern ermöglicht", könne den Klimawandel spürbar bremsen,
sagt der Wissenschaftler.
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