(ots) -
- 28 Prozent der Befragten waren schon einmal Mobbingopfer
- Frauen sind deutlich stärker betroffen als Männer
- 39 Prozent der Mobbingattacken dauern länger als ein Jahr
- 72 Prozent der Vorfälle finden am Arbeitsplatz statt
- Hohe Kosten für Unternehmen: fünf Krankheitstage mehr bei
Mobbingopfern
Die Phänomene Mobbing und Cybermobbing sind nicht nur auf junge
Menschen und auf das schulische Umfeld begrenzt. Auch Erwachsene sind
in hohem Maße davon betroffen. Sei es am Arbeitsplatz oder im World
Wide Web - Angriffe von und gegen Erwachsene, sind längst keine
Seltenheit mehr. Dies sind Ergebnisse der Studie "Mobbing und
Cybermobbing bei Erwachsenen", die das Bündnis gegen Cybermobbing
e.V. mit Unterstützung der ARAG SE durchgeführt hat.
Die Studie liefert die derzeit aktuellsten Daten zu Ausmaß,
Formen, Reaktionen, Folgen und Prävention zu Mobbing und Cybermobbing
in Deutschland. Demnach werden diese beiden Themen von den Deutschen
als stark zunehmendes gesellschaftliches Problem wahrgenommen. 28
Prozent der befragten Erwachsenen gaben an, bereits Opfer von Mobbing
gewesen zu sein und 8 Prozent Opfer von Cybermobbing. Frauen sind
besonders häufig von Übergriffen betroffen: 33 Prozent der befragten
Frauen gaben an, schon einmal Ziel von Mobbing gewesen zu sein. Bei
ihnen besteht laut Studie ein 1,5-mal höheres Mobbingrisiko als bei
Männern.
Mobbing bei Erwachsenen prägt in hohem Maße die gesamte
Arbeitswelt. 72 Prozent der Vorfälle werden dort registriert. Nach
Ansicht der befragten Opfer sind Neid und starre Hierarchien die
häufigsten Ursachen für Mobbing und Cybermobbing im Arbeitsumfeld.
Fast jeder dritte Täter gibt in der Studie an, aus Spaß gehandelt zu
haben, also ohne einen tatsächlichen Tathintergrund. Vorgesetzte sind
laut Studie in über der Hälfte der Mobbingfälle am Arbeitsplatz als
Täter oder Mittäter beteiligt. Aber Mobbing findet nicht
ausschließlich am Arbeitsplatz statt, ein Drittel (31 Prozent) der
Vorfälle ereignen sich im privaten Umfeld.
Die oftmals schweren Folgen können sich auf die physische wie
psychische Gesundheit der Opfer sowie auf ihr privates und
berufliches Umfeld erstrecken - und im äußersten Fall zu einer
existentiellen Notlage führen. Fast 50 Prozent der Betroffenen von
Mobbing und Cybermobbing klagen über Persönlichkeitsveränderungen und
Depressionen. Extremausprägungen sind schwindendes Selbstwertgefühl,
Zwangsstörungen sowie die Flucht in Alkohol oder andere Suchtmittel.
Mehr als jedes zehnte Opfer stuft sich sogar als suizidgefährdet ein.
Aus Scham oder vermeintlicher Ohnmacht suchen sich die Betroffenen
trotz eines hohen Leidensdrucks oft keine oder erst sehr spät Hilfe.
23 Prozent der Befragten lassen die Angriffe ohne jegliche Reaktionen
über sich ergehen.
Mobbing und Cybermobbing haben auch wirtschaftliche Auswirkungen:
Davon Betroffene weisen jährlich 5 bis 6 Krankheitstage mehr auf als
nicht betroffene Beschäftigte. Über zwei Drittel (68,3 Prozent) der
Betroffenen strebt laut Studie einen Wechsel des aktuellen
Arbeitgebers an. Die mit Mobbingvorfällen direkt verbundenen
Krankheitsfolgekosten für deutsche Unternehmen belaufen sich auf
zirka 3 Milliarden EUR im Jahr.
Dennoch scheinen die Unternehmen in Deutschland die Dringlichkeit
der Problematik noch nicht erkannt zu haben. Nur in den wenigsten
Fällen bieten Arbeitgeber Präventionsmaßnahmen an, obwohl die durch
Mobbing und Cybermobbing entstehenden Fehlzeiten und Ausfälle und die
damit verbundenen Kosten immens sind.
Direkt messbar und monetär zurechenbar sind die
Krankheitsfolgekosten - also die Kosten, die durch Arztbesuche,
Therapiesitzungen, durch Medikamente oder durch Arbeitsfehltage
entstehen. Darüber hinaus kommt es zu indirekten Kosten wie zum
Beispiel verminderte Effizienz am Arbeitsplatz und
Produktivitätsminderung. Bereits 2001 schätzte das Europäische
Parlament den durch Mobbing entstehenden Gesamtschaden für die
deutsche Wirtschaft auf 15 bis 50 Milliarden Euro pro Jahr.
Aus den Studienergebnissen leitet Uwe Leest, der
Vorstandsvorsitzende des Bündnisses gegen Cybermobbing, folgende
Handlungsempfehlungen für Unternehmen, Politik und Gesellschaft: "Um
Mitarbeiter für das Thema Mobbing und Cybermobbing zu sensibilisieren
und darüber aufzuklären, sind Schulungen, Seminare und
Informationsveranstaltungen im Unternehmen ratsam. Außerdem sollte
die Stärkung des Betriebsklimas im Vordergrund stehen. Das
Betriebsklima ist ein wesentlicher Faktor um Mobbingfällen
vorzubeugen. Dazu dient beispielsweise eine ,Vereinbarung', die einen
gewaltfreien und respektvollen Umgang der Mitarbeiter untereinander
regelt und fördert.
Wünschenswert für alle Betroffenen, unabhängig ob im Unternehmen
oder im sozialen Umfeld, wären flächendeckende
Mobbingberatungsstellen sowie anonyme Hotlines. Das Gleiche gilt für
Rechtsfragen.
Neben Unternehmen und der Gesellschaft, muss auch die Politik
ihrer Verantwortung nachkommen. Zum Schutze der Opfer fordert das
Bündnis gegen Cybermobbing außerdem, die Erlassung eines (Cyber-)
Mobbinggesetzes voranzutreiben."
"Die aktuelle Studie zeigt, dass das Phänomen Mobbing insbesondere
die Arbeitswelt massiv beeinträchtigt. Die vorliegenden Zahlen
helfen, den Kenntnisstand zu Mobbing und Cybermobbing zu verbessern
und das Problembewusstsein in der Arbeitswelt zu schärfen. Ein Ausbau
von Beratungs- und Mediationsleistungen in deutschen Unternehmen
erscheint zunehmend erforderlich", kommentiert Klaus Heiermann,
Generalbevollmächtigter ARAG SE, die Studienergebnisse.
Zur Studie:
Die Studie "Mobbing und Cybermobbing bei Erwachsenen" ist vom
Bündnis gegen Cybermobbing e.V. mit Unterstützung der ARAG SE im
Zeitraum vom 11. bis 24. November 2013 durchgeführt worden. Insgesamt
sind dabei mehr als 6.200 Personen über 18 Jahre befragt worden. Die
Erwachsenenstudie ist nach der Studie "Cybermobbing bei Schülerinnen
und Schülern" von 2013 die zweite Studie des Bündnisses gegen
Cybermobbing e.V.
Die Studienergebnisse zum Download finden Sie hier:
http://www.buendnis-gegen-cybermobbing.de/mobbingstudie
Weitere Informationen und Schaubilder finden Sie unter:
http://www.arag.de/die-arag/engagement/cybermobbing/
Pressekontakt:
ARAG SE
Klaus Heiermann
Generalbevollmächtigter ARAG SE
ARAG Platz 1
40472 Düsseldorf
Tel.: +49 211 963-2219
Fax: +49 211 963-2220
klaus.heiermann(at)ARAG.de
www.ARAG.de