(ots) -
Anmoderationsvorschlag:
Ab sofort gilt in Deutschland wieder die Sommerzeit. Das heißt,
eine Stunde früher Aufstehen ist angesagt. Und es dauert in der Regel
ein paar Tage, bis sich unsere innere Uhr darauf richtig eingestellt
hat. Die Umstellung auf die Sommerzeit hat aber noch einen weiteren
gravierenden Nachteil: die Gefahr von Wildunfällen steigt. Warum, das
verrät ihnen Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverband (DJV), hallo.
Begrüßung: "Ich grüße Sie!"
1. Herr Reinwald, warum kommt es in dieser Jahreszeit vermehrt zu
Wildunfällen?
O-Ton 1 (Torsten Reinwald, 0:38 Min.): "Im Frühjahr haben die
Pflanzenfresser Reh und Hirsch Kohldampf. Sie waren jetzt die ganze
Zeit im Energiesparmodus, haben im Winter kaum was zu fressen
gefunden. Jetzt sprießt das erste Grün, jetzt sind sie wieder sehr
viel unterwegs, legen größere Strecken zurück, fressen so viel sie
können und wandern dann natürlich auch über Straßen. Dazu kommt beim
Reh, dass gerade die geschlechtsreifen Rehböcke vertrieben werden aus
den Revieren von den Rivalen und sich neue Reviere suchen müssen. Und
natürlich sind die auch wieder verstärkt über Straßen unterwegs.
Deswegen steigt das Unfallrisiko stark an."
2. Welche Rolle spielt die Zeitumstellung dabei?
O-Ton 2 (Torsten Reinwald, 0:39 Min.): "Die Zeitumstellung
verschärft das ganze Problem. Die Pflanzenfresser sind, ja, seit
Urzeiten unterwegs in der Dämmerung, weil das Schutz bietet vor
Fressfeinden. Das Auto ist genetisch noch nicht verankert als Gefahr,
das ist aber eine ganz große Gefahr - und wird noch eine größere
Gefahr durch die Zeitumstellung. Das heißt, durch die Zeitumstellung
fällt der Berufsverkehr von einem Tag auf den anderen in die
Morgendämmerung, eine Zeit, wo sich die Rehe sicher fühlen und über
Straßen queren - und plötzlich stehen sie vor dem Auto und es knallt
eben häufiger als normal. Also, Wissenschaftler haben herausgefunden,
dass der April der Monat ist mit den meisten Wildunfällen."
3. Wie hoch ist das Risiko eines Unfalls denn zurzeit für Mensch
und Tier?
O-Ton 3 (Torsten Reinwald, 0:43 Min.): "Besonders gefährlich sind
Straßen entlang des Waldes, also auch an der Wald-/Feldkante. Da
verläuft die Straße im übertragenen Sinne zwischen Wohnzimmer und
Esszimmer der Rehe. Das heißt, im Wohnzimmer, im Wald, da übernachten
sie, kommen dann in der Dämmerung raus über den Weg, über die Straße
auf die Wiese zum Fressen. Das ist natürlich sehr gefährlich. Und
ebenso gefährlich sind Straßen durch den Wald. Deswegen empfiehlt es
sich einfach, auf solchen Straßen langsamer zu fahren. Also, wenn ich
statt 100 nur 80 Stundekilometer schnell fahre, komme ich nicht
weniger schnell ans Ziel, habe aber einen 35 Meter kürzeren Bremsweg
- und das reicht meistens aus, um eine Kollision zu verhindern."
4. Was kann ein Autofahrer tun, wenn zum Beispiel plötzlich ein
Reh auf der Straße auftaucht?
O-Ton 4 (Torsten Reinwald, 0:55 Min.): "Wir sagen ganz klar: Ein
kontrollierter Zusammenprall ist immer besser als ein
unkontrolliertes Ausweichmanöver. Wir haben jedes Jahr über 1.000
Unfälle, wo Menschen das Auto an den Baum setzen und dabei tödlich
verunglücken. Die Unfallursache ist größtenteils ungeklärt. Wir gehen
davon aus, dass da oft Wildwechsel auch eine Rolle spielen. Wenn Wild
auf der Straße unvermittelt auftaucht, dann heißt das: Lenkrad
festhalten und bremsen. Wenn natürlich noch Zeit genug besteht, nach
Möglichkeit vorher abblenden, damit das Tier überhaupt die
Möglichkeit hat, zu fliehen. Und eben auch zu hupen, damit das Tier
die Straße verlässt. Ganz wichtig: Ein Reh oder ein Wildschwein kommt
selten allein. Das heißt, wenn ein Tier an der Straße auftaucht, ist
damit zu rechnen, dass auf 50/100 Meter noch ein paar andere Tiere im
Gebüsch lauern und auch über die Straßen wollen."
5. Wie viele Wildunfälle gibt's eigentlich im Durchschnitt jedes
Jahr in Deutschland?
O-Ton 5 (Torsten Reinwald, 0:39 Min.): "Wir haben ungefähr 200.000
bis 250.000 Wildunfälle jedes Jahr mit Paarhufern, also Hirsch, Reh
und Wildschwein. Der Trend ist ungebrochen steigend. Wir haben jetzt
2013 gegenüber dem Vorjahr wieder eine Steigerung von 1,6 Prozent
gehabt. Das liegt hauptsächlich an dem erhöhten Verkehrsaufkommen.
Wir haben seit 1975 eine Vervierfachung des Verkehrsaufkommens - und
im gleichen Zeitrauem eine Verfünffachung der Wildunfälle. Hier muss
unbedingt Abhilfe geschaffen werden, zum Beispiel durch
Querungshilfen wie Grünbrücken, damit Tiere wieder sicher den Weg
über die Straße finden."
Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverband war das über die
zunehmende Gefahr von Wildunfällen. Vielen Dank für das Gespräch!
Verabschiedung: "Ich danke Ihnen!"
Abmoderationsvorschlag: Wie Sie Wildunfälle vermeiden und was Sie
unbedingt tun sollten, wenn es doch mal gekracht hat, können Sie im
Internet nachlesen unter www.jagdverband.de/naturschutz/wildunfaelle.
ACHTUNG REDAKTIONEN:
Das Tonmaterial ist honorarfrei zur Verwendung. Sendemitschnitt bitte
an ots.audio(at)newsaktuell.de.
Pressekontakt:
Torsten Reinwald
Tel.:030/209139423
Mail:t.reinwald(at)jagdschutzverband.de