(ots) - Die Türkei wird sich von dieser Wahl, die nur
eine Entscheidung über Bürgermeister und Stadträte sein sollte, lange
Zeit nicht erholen. Das Misstrauen in der tief gespaltenen
Gesellschaft wird zu einem festen Begleiter werden. Gräben zwischen
den konservativ-religiösen und säkular-liberalen Türken gab es immer.
Aber so feindselig wie zuletzt standen sich die Lager lange nicht
gegenüber. Darauf kann niemand stolz sein.
Die Wahl-Manipulationsvorwürfe müssen untersucht werden. Sonst
bleibt ein übler Geschmack zurück. Es gibt jetzt schon genug
frustrierte, gut ausgebildete, vor allem junge Türken, die ihrem Land
am liebsten den Rücken kehren würden. Doch einen Exodus ihrer
kreativen und kritischen Köpfe kann sich die Türkei nicht leisten.
Erdogan müsste nun auf jenen Teil der Gesellschaft zugehen, der
ihm die Rote Karte gezeigt hat. Aber das ist kaum zu erwarten. In der
Nacht hat Erdogan schon triumphiert. Er beschwor Gott und drohte
seinen Gegnern mit Strafe. Sie würden "bezahlen", kündigte er an. Was
auch immer das heißt, es bedeutet nichts Gutes für den inneren
Frieden der Türkei.
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