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(ots) -
MLP Gesundheitsreport 2014: Krankenhausärzte schlagen Alarm -
Bevölkerung sorgt sich um Pflegesituation

- Bürger bewerten deutsches Gesundheitswesen grundsätzlich als
sehr gut (79 Prozent)
- Deutliche regionale Unterschiede bei der Bewertung von
Krankenhäusern - im Saarland haben nur 32 Prozent einen guten
Eindruck
- Massiver Anstieg: 79 Prozent der Krankenhausärzte sehen
Therapiefreiheit eingeschränkt; Behandlungen aus Kostengründen
verschoben (64 Prozent) und auch schon vorenthalten (27 Prozent)
- Personalengpass im Krankenhaus: 79 Prozent der Ärzte rechnen mit
weiterer Zuspitzung; Bevölkerung erwartet vor allem im Saarland
(64 Prozent) und in Niedersachsen (60 Prozent)
Krankenhausschließungen in den nächsten zehn Jahren
- 79 Prozent der Ärzte verlangen mehr Engagement von der Politik -
Maßnahmen aus dem Koalitionsvertrag von Bürgern begrüßt
- Pflege: 45 Prozent der Bevölkerung machen sich Sorgen über die
Absicherung - nur sehr wenige Menschen wollen Pflege im Heim

Die Deutschen bewerten das Gesundheitssystem zwar immer noch als
sehr gut. Vielfach waren auch ihre bisherigen Erfahrungen in den
Krankenhäusern noch positiv - wenn auch mit deutlichen regionalen
Unterschieden: Spitzenreiter ist Niedersachsen (49 Prozent),
Schlusslicht das Saarland (32 Prozent). Massiv zugenommen haben
Beschwerden der Krankenhausärzte über Einschränkungen ihrer
Therapiefreiheit. Vielfach müssen sie Behandlungen aus Kostengründen
verschieben - und mitunter Patienten sogar vorenthalten. Eine
deutliche Ärztemehrheit erwartet eine weitere Zuspitzung der
Personalsituation im Krankenhaus für die nächsten zehn Jahre; vor
allem im Saarland (64 Prozent) und in Niedersachsen (60 Prozent)
rechnen zudem die Bürger mit Krankenhausschließungen. Auch vor diesem




Hintergrund zeigt sich bei Bevölkerung wie Ärzten eine starke
Unzufriedenheit mit der Politik - auch wenn die im Koalitionsvertrag
verankerten konkreten Maßnahmen von der Bevölkerung grundsätzlich
begrüßt werden. Ähnlich skeptisch und auch mit Sorge blicken die
Menschen auf die Pflege, bei der große Absicherungssorgen bestehen.
Nur sehr wenige Bürger wollen zur Pflege in ein Heim. Dies sind
einige Kernergebnisse des 8. MLP Gesundheitsreports. Die
repräsentative Studie im Auftrag des Finanz- und Vermögensberaters
MLP hat das Institut für Demoskopie Allensbach erstellt.

Gesundheitswesen - sehr guter Status quo, trübe Perspektiven 79
Prozent der Bevölkerung (Report 2012/2013: 82 Prozent) beurteilen die
Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems und die Qualität der
Gesundheitsversorgung als gut oder sehr gut. Bei den Ärzten sind es
sogar 90 Prozent (2012: 93 Prozent). Wartezeiten bleiben für viele
Bürger ein Ärgernis: Eine langwierige Terminvergabe beklagen 54
Prozent (2012: 52 Prozent), einen zu langen Verbleib im Wartezimmer
66 Prozent (2012: 64 Prozent). Vor allem sind die gesetzlich
Krankenversicherten (57 bzw. 69 Prozent) unzufrieden, während die
privat Versicherten dies nur zu 33 bzw. 44 Prozent bemängelten.

Generelle Qualitätsverluste bei der Gesundheitsversorgung in den
nächsten zehn Jahren erwarten vor allem die Ärzte mit 64 Prozent; bei
der Bevölkerung sind es 38 Prozent: Jeweils rund 60 Prozent gehen
davon aus, dass die Kassen nur noch eine medizinische Grundversorgung
bezahlen und Patienten viele Kosten, etwa für Operationen, selbst
tragen müssen. Mehr als zwei Drittel erwarten daher eine
Zwei-Klassen-Medizin. Zugleich rechnen 84 Prozent der Ärzte mit
Schwierigkeiten, aufgrund der Zwänge künftig alles medizinisch
Notwendige verordnen zu können. Zudem erwarten rund drei Viertel der
Bevölkerung steigende Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung.

Krankenhäuser schlagen Alarm

41 Prozent der Bürger stellen den deutschen Krankenhäusern zwar
pauschal ein gutes Zeugnis aus. Im langfristigen Vergleich nimmt
diese Zufriedenheit aber ab: 1995 hatten noch 50 Prozent einen guten
Eindruck von den Einrichtungen. Anders bei den Ärzten: Hier zeigt
sich mit 83 Prozent weiterhin eine sehr große Mehrheit von der
Versorgungsqualität im Krankenhaus überzeugt. Deutliche Unterschiede
gibt es bei den Bürgern in regionaler Hinsicht: Während die
Bevölkerung in Niedersachsen (49 Prozent) am häufigsten einen guten
Eindruck vom Krankenhaus hat, sind es im Saarland (32 Prozent) die
wenigsten.

Gut bewerteten Krankenhauspatienten vor allem das Engagement der
Schwestern und Pfleger (74 Prozent) sowie den Platz im Krankenzimmer
(63 Prozent). Hingegen wurde beklagt, dass Ärzte sich zu wenig Zeit
nehmen könnten (49 Prozent) und das Pflegepersonal überfordert sei
(40 Prozent). Wichtig im Krankenhaus sind den Bürgern vor allem
Behandlungen durch erfahrene Spezialisten (89 Prozent), aber auch der
gute Ruf des Krankenhauses (86 Prozent) ist für sie ein
entscheidendes Kriterium.

Die derzeitige wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser wird
von den Klinikärzten zwar noch überwiegend positiv gesehen (58
Prozent). Immerhin mehr als jeder dritte Krankenhausarzt berichtet
aber auch von Schwierigkeiten, mehr als jeder Zehnte sogar von sehr
großen Problemen. Einen Personalabbau in letzter Zeit bestätigen
bereits 43 Prozent der Krankenhausärzte. Mehr als jeder Zehnte
berichtet von Abteilungsschließungen, weitere 13 Prozent befürchten
solch gravierende Maßnahmen. Zugleich gab es mit einem Zuwachs von 60
auf 79 Prozent einen massiven Anstieg des Anteils von
Krankenhausärzten, die ihre Therapiefreiheit bereits heute
eingeschränkt sehen; bei den Assistenzärzten sind es sogar 85 Prozent
(2012: 63 Prozent). Aus Kostengründen mussten die Krankenhausärzte
nach eigenen Angaben vielfach Behandlungen verschieben (64 Prozent),
mitunter ganz darauf verzichten (27 Prozent). Probleme bei der
Hygiene in Krankenhäusern sehen 26 Prozent der Ärzte.

58 Prozent der Ärzte rechnen pauschal mit einer Verschlechterung
der Qualität der medizinischen Versorgung in den Krankenhäusern in
den nächsten zehn Jahren. In der Bevölkerung befürchten 64 Prozent
einen Mangel an Pflegepersonal. 59 Prozent sind überzeugt, dass die
Krankenhausärzte sich in Zukunft weniger Zeit für ihre Patienten
nehmen können. Unter den Ärzten rechnen 79 Prozent damit, dass sich
die Personalsituation an den Krankenhäusern weiter zuspitzen wird. 65
Prozent der Bevölkerung fürchten, dass sie auch aus diesen Gründen
früher entlassen werden müssen und dass sie zeitnahe Termine für
Operationen zunehmend schwer erhalten. Mehr als drei Viertel der
Bevölkerung glauben, dass sich die Versorgung an den Krankenhäusern
nur mit einer steigenden Zahl ausländischer Ärzte aufrechterhalten
lässt. 52 Prozent der Ärzte halten ihre ausländischen Kollegen für
genauso kompetent oder besser.

53 Prozent in der Bevölkerung gehen davon aus, dass die
Krankenkassen künftig an den Krankenhäusern nur noch die Kosten für
die Grundversorgung übernehmen werden und Patienten darüber
hinausgehende Leistungen selbst bezahlen müssen. Immerhin mehr als
jeder Vierte hat die Sorge, dass in 10 Jahren grundsätzlich nur noch
die notwendigsten Behandlungen durchgeführt werden können.

50 Prozent der Bevölkerung befürchten, dass an den Krankenhäusern
über Behandlungen künftig immer weniger rein nach medizinischen
Gesichtspunkten entschieden wird - sondern auch danach, ob sich
einzelne therapeutische Maßnahmen für das Krankenhaus auch
wirtschaftlich lohnen. 70 Prozent der Krankenhausärzte betonen die
Bedeutung von Privatpatienten für den wirtschaftlichen Erfolg des
eigenen Krankenhauses; knapp jeder Dritte sieht ansonsten das eigene
Krankenhaus als nicht überlebensfähig an. Die Sorge, dass es in 10
Jahren in Deutschland deutlich weniger Krankenhäuser geben wird als
heute, ist der Umfrage zufolge bei den Bürgern im Saarland (64
Prozent) und in Niedersachsen (60 Prozent) am größten. Bundesweit
teilen diese Auffassung rund 50 Prozent.

Maßnahmen aus dem Koalitionsvertrag reichen Befragten nicht aus In
der Bevölkerung sind 62 Prozent der Bevölkerung davon überzeugt, dass
sich die Politik bisher zu wenig um das Thema Gesundheit kümmert. 79
Prozent der Ärzte fordern in der Gesundheitspolitik mehr Engagement -
die überwältigende Mehrheit von über 90 Prozent rechnet aber mit
keinen grundlegenden Veränderungen und Reformen.

In der Bevölkerung treffen die konkreten Maßnahmen aus dem
Koalitionsvertrag allerdings auf Zustimmung. 86 Prozent begrüßen es,
dass Patienten zukünftig grundsätzlich das Recht haben sollen, vor
Operationen auf Kosten ihrer Krankenkasse die Einschätzung eines
zweiten Fach- oder Krankenhausarztes einzuholen. Unter den Ärzten
halten dies sogar 90 Prozent für richtig.

Eventuell erforderliche Zusatzbeiträge von den Versicherten nicht
mehr pauschal zu erheben, sondern einkommensabhängig, befürworten
zwei Drittel der Bevölkerung. Auch Gutverdiener, die über ein
Haushaltsnettoeinkommen von 3.000 Euro und mehr verfügen, stimmen
mehrheitlich hier zu (65 Prozent).

Die Einrichtung einer zentralen Terminvergabestelle, die innerhalb
von vier Wochen einen Termin bei einem geeigneten Facharzt bzw. zur
ambulanten Behandlung in einem Krankenhaus vermittelt, unterstützen
45 Prozent der Bevölkerung - allerdings sind 33 Prozent ausdrücklich
gegen eine solche strukturelle Veränderung. Ganz eindeutig Stellung
dagegen beziehen die niedergelassenen Ärzte (83 Prozent); auch unter
den Krankenhausärzten überwiegt mit 58 Prozent bei weitem die
Ablehnung, 37 Prozent würden dies aber auch begrüßen. Allerdings
sehen lediglich 15 Prozent der Krankenhausärzte die Möglichkeit, in
größerem Umfang zusätzliche Termine für ambulante Untersuchungen zu
vergeben.

Im Kontext der Maßnahmen im Koalitionsvertrag wird noch ein
weiterer Vorschlag öffentlich diskutiert, bei dem die Ärzte geteilter
Meinung sind: So sind 45 Prozent dafür, dass Facharztbesuche nur noch
mit Überweisung eines Hausarztes möglich sein sollen und andernfalls
die Kosten zunächst vom Patienten selbst zu tragen wären, bis er sie
bei der Kasse eingereicht hat. Die andere Hälfte der Ärzteschaft (50
Prozent) lehnt diesen Vorschlag hingegen ab. Die Ansichten zwischen
Hausärzten und Fachärzten sind dabei naturgemäß vollkommen
gegensätzlich.

Zur Sicherung der Versorgungsqualität an den Krankenhäusern hat
die Regierung noch weitere Maßnahmen im Koalitionsvertrag
beschlossen: Am ehesten befürworten die Ärzte davon die Durchführung
unangemeldeter Kontrollen durch den medizinischen Dienst der
Krankenkassen (48 Prozent) sowie eine Bewertung der Krankenhäuser
nach ihrer Qualität mit entsprechender Berücksichtigung bei der
Honorierung (47 Prozent). Wenig Zustimmung findet die Gründung eines
unabhängigen Qualitätsinstituts, das Daten über einzelne
Krankenhäuser sammelt und diese in Form von Vergleichslisten auch
veröffentlicht (36 Prozent). Gezielte Qualitätsverträge zwischen den
Krankenkassen und einzelnen Krankenhäusern befürwortet nur rund jeder
fünfte Arzt. Die Krankenhausärzte sind gegenüber den einzelnen
Maßnahmen zum Teil wesentlich aufgeschlossener: Beispielsweise
sprechen sich 53 Prozent der Krankenhausärzte und sogar 61 Prozent
der Chef- und Oberärzte dafür aus, die Krankenhäuser nach ihrer
Qualität zu bewerten und auch zu honorieren. Bei den niedergelassenen
Ärzten sind es lediglich 39 Prozent.

Der Bevölkerung fällt es nach eigener Auskunft schwer, die
Qualität der Krankenhäuser vor Ort bzw. in der Region einzuschätzen.
53 Prozent sehen sich dazu eher nicht in der Lage; lediglich 23
Prozent trauen sich dies zu. "In die Debatte um die künftige Qualität
im Gesundheitswesen ist zwar nicht zuletzt durch den
Koalitionsvertrag etwas Bewegung gekommen. Aber unsere Ergebnisse
zeigen, dass Bevölkerung und Ärzte in der angebrochenen
Legislaturperiode noch deutlich mehr von der Regierung erwarten",
sagt Dr. Uwe Schroeder-Wildberg, Vorstandsvorsitzender von MLP.

Kaum Pflege im Heim gewünscht

Lediglich 10 Prozent der Bürger wollen im Heim gepflegt werden.
Stattdessen wünschen sich 54 Prozent der Bevölkerung und 63 Prozent
der 60-Jährigen und Älteren, mit Hilfe eines mobilen Pflegedienstes
in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Für die überwältigende
Bevölkerungsmehrheit von 86 Prozent steht fest, dass in den kommenden
10 Jahren immer mehr ältere Menschen Pflege benötigen. Zwei Drittel
der Bevölkerung rechnen daher damit, dass die Sicherstellung der
Pflegeversorgung immer schwieriger wird. Ãœberdurchschnittlich besorgt
ist die Bevölkerung in Mecklenburg-Vorpommern (79 Prozent), aber auch
in Schleswig-Holstein, Hamburg und Rheinland-Pfalz (jeweils 73
Prozent). Zugleich liegt das Vertrauen in die neue Regierung, durch
geeignete Maßnahmen längerfristig die Vorsorge für alle
Pflegebedürftigen sicherzustellen, in der Bevölkerung bei nur 10
Prozent. Stattdessen sorgen sich viele, im Pflegefall finanziell
nicht ausreichend abgesichert zu sein (45 Prozent) - nur 38 Prozent
sehen das gegenteilig. Sowohl die tatsächlichen Pflegekosten als auch
die Leistung der gesetzlichen Pflegeversicherung werden von der
Bevölkerung recht treffend eingeschätzt. Nicht zuletzt vor diesem
Hintergrund begrüßen 73 Prozent den Beschluss der Koalition, im
Rahmen der gesetzlichen Pflegeversicherung künftig die Pflege von
Demenzkranken stärker zu unterstützen - selbst wenn dafür die
Beiträge zur Pflegeversicherung signifikant steigen. Die bestehende
staatliche Förderung von Zusatzversicherungen für den Pflegefall
("Pflege-Bahr") wird von der Bevölkerung mit einer großen Mehrheit
von 60 Prozent begrüßt (2012: 47 Prozent). "Die Bevölkerung ist sich
des zunehmenden Pflegerisikos bewusst und ist auch bereit, für einen
Teil der Absicherung selbst vorzusorgen. Die Politik ist hier erste
richtige Schritte gegangen, weitere Anreize für Eigenvorsorge sind
aber notwendig", sagt Uwe Schroeder-Wildberg.

Regionale Ergebnisse:

Ausgewählte Kernfragen des Reports wurden auch nach Bundesländern
erhoben. Entsprechende Schaubilder, eine Bestellmöglichkeit des
Reports, O-Töne für die Radioberichterstattung sowie weiterführende
Materialien findet sich unter www.mlp-gesundheitsreport.de. Für die
repräsentative Umfrage wurden rund 2.100 Bundesbürger und mehr als
500 Ärzte befragt.



Pressekontakt:
Frank Heinemann
Teamleiter Media Relations
MLP Finanzdienstleistungen AG
Alte Heerstraße 40, 69168 Wiesloch
Tel.: +49 (0) 62 22-308-3513
Fax: +49 (0) 62 22-308-1131
E-Mail: frank.heinemann(at)mlp.de


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Datum: 01.04.2014 - 10:16 Uhr
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