Interaktion zwischen Rad- und AutofahrerInnen im Forschungsfokus
(firmenpresse) - Die Kommunikation zwischen RadfahrerInnen und KFZ-LenkerInnen als wichtiger Beitrag zur Verkehrssicherheit wird nun in einem wissenschaftlichen Projekt in Wien untersucht. Dabei werden auch die Infrastruktur sowie die Kreuzungsgestaltung als Rahmenbedingungen einbezogen: So werden in dem Projekt des Wissenschaftsfonds FWF reale Kommunikationssituationen unter konkreten verkehrstechnischen Bedingungen per Video und Interviews analysiert.
RadfahrerInnen haben ein höheres Risiko zu verunfallen als andere Verkehrsteilnehmer-Innen. Insgesamt 5.760 Unfälle mit Radfahrenden gab es 2011 laut Verkehrsunfallstatistik der Statistik Austria in Österreich, 659 davon allein in Wien. Tödliche Unfälle oder Unfälle mit Schwerstverletzungen passieren zumeist zwischen Radfahrenden und AutofahrerInnen. Nun werden erstmals wissenschaftliche Daten über Kommunikationsprozesse zwischen diesen VerkehrsteilnehmerInnengruppen im Rahmen eines Dissertationsprojekts des Wissenschaftsfonds FWF erhoben und analysiert. Ziel ist es dabei zu verstehen, wie diese Prozesse ablaufen, welche Strategien hinter bestimmten Verhaltensweisen stehen und welche Auswirkungen sie auf die Sicherheit der Radfahrenden haben.
Vorfahrt für Rücksicht
Projektleiter Dr. Ralf Risser, Universitätslektor an der Universität Wien und Geschäftsführer von Factum – Verkehrs- und Sozialanalysen, zum Sicherheitsfaktor Kommunikation: "Die Kommunikation zwischen Rad- und Kfz-Fahrerinnen und -fahrern besteht abseits gängiger Klischees nicht nur aus emotionalem Austausch von negativem Feedback wie Hupen und Beschimpfungen bei Konflikten. Tatsächlich dient die Kommunikation im Alltag dazu, zielsicher voranzukommen, andere zu informieren, Verhalten zu koordinieren und anderen Feedback zu geben." Nicht nur Verkehrsregeln, sondern die Kommunikation zwischen VerkehrsteilnehmerInnen, Rücksicht auf Schwächere und Kooperation wirken sich dabei auf die Verkehrssicherheit aus. Um diese zu erhöhen, setzt das Projekt bei der Kommunikation an. Zumeist läuft diese zwischen Rad- und AutofahrerInnen nonverbal ab. Kritische Kommunikationssituationen werden dabei oft schon beobachtbar, bevor ein Konflikt auftritt und Gefahr im Verzug ist.
Annäherungsprozesse
Konkrete Kommunikationsprozesse werden daher im Projekt in Real-Life-Situationen vor Ort beobachtet und analysiert. Denn auch die umgebende Infrastruktur der Kommunikations-situation, z. B. die Kreuzungsgestaltung (Straßenbreite, Anzahl der Fahrstreifen, Fahrradstreifen oder Radweg, Heranführung an die Kreuzung etc. ...) spielt eine wichtige Rolle bei der Möglichkeit, mit anderen zu kommunizieren. Die Beobachtung wird daher an vier Kreuzungen in Wien stattfinden, die ein hohes Verkehrsaufkommen aufweisen und somit als Konflikthäufungspunkte betrachtet werden können. Die Untersuchung dieser nonverbalen Kommunikationsprozesse wird mittels einer systematischen Videoaufzeichung und -analyse durchgeführt. Insgesamt werden 100 Test-RadfahrerInnen rekrutiert. Weitere 100 RadfahrerInnen dienen als Kontrollgruppe. Mag. Elisabeth Füssl, Projektmitarbeiterin, zum Ablauf: "Die Testradlerinnen und -radler werden instruiert, sich 20 Meter vor der Kreuzung in den Fließverkehr einzuordnen, die Kreuzung gerade zu überqueren und danach einige Meter nach der Kreuzung anzuhalten. Dabei werden sie über drei Kameras gefilmt. Diese zeichnen neben der unmittelbaren Umgebung die Mimik und Gestik der Radfahrenden auf." Die Videoaufzeichnungen werden anschließend mittels Verkehrskonflikttechnik, dem Messen von Parametern wie Geschwindigkeiten, Abständen und Richtungen und dem Codieren von Verhaltenssequenzen, computergestützt ausgewertet und analysiert. Zusätzlich bilden Leitfadeninterviews, Tiefeninterviews mit RadfahrerInnen und AutofahrerInnen und ein standardisierter Fragebogen weitere Informationsquellen u. a. zu den angewandten Kommunikationsstrategien. Ergänzt werden die gewonnen Daten durch zwei Fokusgruppeninterviews mit jeweils acht Personen. Dadurch lassen sich weitere Variablen erheben, die die Art der Kommunikation beeinflussen können, wie Alter, Geschlecht, Fahrerfahrung und die Sicht der eigenen Rolle im Verkehr. Insgesamt werden die erhobenen Daten aus der systematischen Verhaltensbeobachtung und -analyse und den Interviews einen ersten Einblick in die Kommunikationsprozesse zwischen Radfahrenden und Autofahrenden bei Kreuzungssituationen ermöglichen.
Die Ergebnisse des Projekts des Wissenschaftsfonds FWF können für Empfehlungen zur Adaptierung der Infrastruktur(planung) herangezogen werden, aber auch für Trainings für RadfahrerInnen und für die Fahrschulausbildung. So stellt die Grundlagenforschung handfeste Mittel zur Verfügung, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen und Leben zu schützen.
Bild und Text ab Montag, 7. April 2014, ab 10.00 Uhr MEZ verfügbar unter:
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