(ots) - Kurz vor dem Ende der Regionalliga-Saison haben
mehrere Aufstiegsaspiranten im WDR-Hintergrundmagazin sport inside
das Lizensierungsverfahren des Deutschen Fußball-Bundes für die
Dritte Liga scharf kritisiert. In der heutigen Ausgabe von sport
inside (Montag, 14. April, 22:45 Uhr WDR-Fernsehen) erklärt Folkert
Bruns, der Mäzen des Goslarer SC: "In der Dritten Liga haben wir
knapp über 5.000 Zuschauer im Schnitt und müssen für zehntausend
vorhalten. Für einige Spiele ist das sicher verständlich, aber sollte
man nicht auch bei 5.000 in der dritten Liga bleiben. Insofern sind
manche Auflagen völlig irrsinnig."
Der Tabellendritte der Regionalliga Nord hatte bereits eine
Million Euro in den Ausbau seines Stadions für 5.000 Zuschauer
investiert. Im Aufstiegsfall müsste er eine weitere Million für eine
Verdoppelung der Kapazität aufwenden und hat deshalb auf die Abgabe
eines Lizenzantrages für die dritte Liga verzichtet. Bruns fühlt sich
in dem sport inside-Beitrag vom DFB gegenüber den zweiten
Mannschaften der Bundesligisten aus Wolfsburg und Bremen
benachteiligt: "Warum muss man für zwei, drei Spiele eine Million in
die Hand nehmen? Das kann ein Bundesligist vielleicht, aber kein
Regionalligist. In unserer Regionalliga Nord geht es nur bei den zwei
Profivereinen, die jetzt oben sind. Wolfsburg, die schmeißen mit dem
Geld um sich. Die bauen für die zweite Mannschaft ein Stadion für 43
Millionen, wir kriegen kaum den Rasen bezahlt hier. Insofern ist das
einfach, die Durchlässigkeit von oben nach unten ist nicht gegeben."
Nach dem vorzeitigen Verzicht auf einen möglichen Aufstieg sieht
Mäzen Bruns die Motivation der Mannschaft für die sportliche
Qualifikation gefährdet. In sport inside drückt er seinen Frust so
aus: "Wenn man keine Perspektive hat, dann ist der sportliche Reiz
auch nicht gegeben. Der DFB beschäftigt sich mit den Millionären
oben, mit Bayern München und mit Dortmund, da geht's um hunderte von
Millionen und die Amateure sind hier völlig außen vor. Es wird zwar
immer wieder darüber geredet, die Amateure sind es, aber es wird vom
DFB gar nichts getan. Außer Regeln aufzustellen."
Kritik an den Lizenzauflagen, die in der Dritten Liga neben 8.000
Stehplätzen auch eine Sitzplatzkapazität für 2000 Zuschauer, einen
eingezäunten Gästeblock für 1000 Besucher und hunderte von Toiletten
vorsehen, kommt auch von der TSG Neustrelitz. Der Tabellenführer der
Regionalliga Nordost kann die Auflagen nicht sofort stemmen und
erwägt wegen fehlender Übergangsfristen bei einem Aufstieg den
vorläufigen Umzug in den 113 km entfernten Berliner Friedrich-Jahn
Sportpark.
Noch ist keine Entscheidung gefallen, aber Trainer Thomas Brdaric
hat bereits seinen Abgang zum Saisonende angekündigt. In sport inside
macht Präsident Hauke Runge auch die DFB-Auflagen dafür
verantwortlich: "So weit weg ist fast Harakiri. Auch die Sponsoren
möchten sich sehen. Die Sponsoren, die den Verein aufrecht erhalten.
Und die Fans möchten mitkommen. Wir erwarten im Durchschnitt
höchstens zwei- bis fünftausend Zuschauer, die kriegen wir hier gut
rein und es ist schon sehr, sehr schwierig, wenn wir außerhalb
spielen müssten."
Es gibt allerdings auch kleine Vereine wie die Sportfreunde Lotte,
die bei einem Aufstieg alle Lizenzauflagen sofort erfüllen könnten:
Der Klub aus dem Tecklenburger Land ist aktuell Tabellenzweiter der
Regionalliga West und trotz eines Zuschauerschnittes von 700
Besuchern bereit für die Dritte Liga. Das Stadion könnte in der
Sommerpause mit Hilfe eines städtischen Kredites erweitert werden.
Nur der sportliche Erfolg fehlt noch: im Vorjahr unterlag der Klub
aus dem Tecklenburger Land in der Relegation dem RB Leipzig nur
denkbar knapp.
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