(ots) - In der Diskussion über den Fall des elfjährigen
Henri, der mit dem Down-Syndrom zur Welt kam, warnte Prof. Matthias
Grünke vom Kölner Zentrum für Inklusionsforschung bei stern TV davor,
den Jungen um jeden Preis aufs Gymnasium schicken zu wollen: "Die
Inklusion ist wichtig, aber es ist eine große Herausforderung."
Dass das Gymnasium die Aufnahme des Jungens ablehnt, könne er
nachvollziehen, sagte der Professor für Heilpädagogik im stern
TV-Studiogespräch. Denn: "Beim Schulgesetz in Baden-Württemberg ist
es so, dass das Gymnasium den Bildungsauftrag hat, Kinder und
Jugendliche mit der entsprechenden Begabung zur Studierfähigkeit zu
führen - und das sagt erst einmal nichts über eine Behinderung aus.
Wenn aber Lehrer sagen, wir haben nicht die Möglichkeit, jemandem wie
Henri das zu ermöglichen, was dem gesetzlichen Bildungsauftrag
entspricht, hat das was mit Verantwortung zu tun", so Grünke.
Diese Entscheidung kann Henris Mutter, Kirsten Ehrhardt, nicht
verstehen: "Das Pikante ist, dass das Gymnasium in Walldorf
körperbehinderte Kinder gerne nehmen möchte, aber Henri nicht. Das
heißt, es gibt A- und B-Behinderte", sagte Ehrhardt in der
Studio-Diskussion. Aber: Ein solcher Unterschied dürfe nicht gemacht
werden.
Mutter kritisiert Kultusminister
Scharfe Kritik äußerte Erhardt auch an Kultusminister Andreas
Stoch: "Wir machen etwas, das ab nächstem Schuljahr im
baden-württembergischen Schulgesetz stehen soll. Und da ist ein
Minister, der sich das alles anguckt, immer nur über Inklusion redet,
aber jetzt kommt es das erste Mal zum Schwur - und er schweigt. Das
geht nicht."
stern TV hatte zuvor über den Fall Henri und das Für und Wider der
Inklusion berichtet: Der Junge mit Down-Syndrom hatte trotz seiner
geistigen Beeinträchtigung eine normale Grundschule besucht, und
seine Eltern wollen nun erreichen, dass er auch auf ein reguläres
Gymnasium wechselt. Die Lehrerkonferenz der Schule in Walldorf lehnt
das allerdings ab. Zwar werden dort körperlich behinderte Kinder
aufgenommen, weil sie "zielgleich" unterrichtet werden und somit das
Abitur anstreben. Für eine weiterführende Inklusion - also die
Aufnahme von geistig behinderten Kindern, die "zieldifferenziert",
das heißt, nach eigenen Zielen unterrichtet werden - sei die Schule
aber nicht ausgestattet, heißt es. Der Kultusminister hat nun
angekündigt, selbst zu entscheiden, ob Henri aufs Gymnasium darf oder
nicht.
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