(ots) - Ab dem heutigen Montag werden die
Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren zur Festen
Fehmarnbeltquerung öffentlich ausgelegt. Der Vorhabenträger, das
staatseigene dänische Planungs- und Bauunternehmen Femern A/S, will
bei der deutschen Landesplanungsbehörde in Kiel die vorgeschriebenen
Unterlagen einreichen. Dänemark muss das Vorhaben nach deutschem
Planungsrecht durchführen, da ein Großteil des vom dänischen
Königreich finanzierten Projektes in Deutschland gebaut werden soll.
Nur einen Monat bleibt den Umweltverbänden Zeit, die mehr als 10.000
Seiten umfassenden Planungsunterlagen zu prüfen und Stellung zu
beziehen. Der NABU kritisiert, dass das Verfahren überhaupt formal
eröffnet wird.
"Es ist wieder mal ein trauriger Tag für den Umwelt- und
Naturschutz. Auf Teufel komm raus soll in diesem sensiblen Bereich
der Ostsee ein ökonomisch wie ökologisch überflüssiges
Gigantomanie-Projekt realisiert werden. Und dies zu einer Zeit, wo
Europa mehr Maßnahmen zum Schutz gefährdeter Arten und Lebensräume
ergreifen sollte, statt sie zu zerstören", sagte
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Der Irrsinn müsse aufhören,
bevor er richtig angefangen habe. Deswegen werde man die Unterlagen
von Femern A/S sehr genau prüfen und wenn aussichtsreich, gegen den
Planfeststellungsbeschluss juristisch vorgehen.
Aus Sicht des NABU birgt das Vorhaben erhebliche ökologische
Risiken. Die Ostsee ist eines der am stärksten gefährdeten,
belasteten und wirtschaftlich genutzten Ökosysteme weltweit und die
nur 20 Kilometer breite Rinne des Fehmarnbelt ist Teil eines
Verbundes von Natura 2000-Schutzgebieten, die nach europäischem Recht
unter besonderem Schutz stehen. "Der Fehmarnbelt ist von einer
vielfältigen, teils einzigartigen Flora und Fauna besiedelt und dient
als wertvollerTrittstein und Ausbreitungskorridor für zahlreiche
salztolerante Arten. Deswegen würde Europas größte Baustelle nicht
nur temporäre, sondern nachhaltige Schäden anrichten. Der
Schweinswal, aber auch Kleinlebewesen und Fische finden hier
Rückzugsmöglichkeiten und ausreichend Nahrung", so Nikola Vagt,
stellvertretende Leiterin des NABU-Wasservogelreservates Wallnau auf
Fehmarn und vor Ort zuständig für das Projekt.
Mit einem Staatsvertrag haben Deutschland und Dänemark 2008 den
Bau einer festen Verbindung der dänischen Insel Lolland und der
deutschen Insel Fehmarn beschlossen. Ein knapp 20 Kilometer langer
Tunnel soll den gut funktionierenden Fährverkehr ersetzen und die
Fahrtzeit für täglich durchschnittlich nur 10.000 Fahrzeuge zwischen
Deutschland und Dänemark verkürzen. Kosten inklusive
Hinterlandanbindungen: mindestens zwölf Milliarden Euro. Der NABU
forderte Deutschland und Dänemark wiederholt auf, sich über einen
gemeinsamen Ausstieg aus dem Vorhaben zu verständigen. Artikel 23 des
Staatsvertrages sieht diese Möglichkeit dann vor, wenn sich
gravierende Änderungen der Rahmenbedingungen wie durch die Finanz-
und Wirtschaftskrise ergeben.
"Aufgrund fehlerhafter Berechnungen des Bedarfs und verschleierter
Folgekosten reiht sich die Fehmarnbeltquerung nahtlos in andere
ökonomisch unsinnige Großprojekte wie der Berliner Flughafen,
Stuttgart 21 oder die Elbphilharmonie ein", so
NABU-Bundesgeschäftsführer Miller.
Im Internet zu finden unter http://www.nabu.de/themen/verkehr/verk
ehrspolitikprojekte/fehmarnbelt/13386.html
Originaltext vom NABU
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