(ots) - In der Diskussion um die Fahrtüchtigkeit von Senioren
machte der Unfallforscher vom Gesamtverband der Deutschen
Versicherungswirtschaft, Siegfried Brockmann, bei stern TV deutlich,
dass ältere Autofahrer ein besonderes Risiko im Straßenverkehr
darstellen: "Wir sehen statistisch ganz klar ab dem 75. Lebensjahr
Riesenprobleme. Ich weiß also, ab dieser Altersgruppe muss ich was
tun."
Brockmann forderte deshalb eindringlich, für Senioren "eine
Beratung einzuführen, so dass sie ihre Defizite kennen und sich dann
danach richten können." Schließlich würden 75 Prozent der Unfälle, in
die Autofahrer ab 75 verwickelt sind, auch von dieser Altersgruppe
verursacht - so viele wie in keiner anderen Altersgruppe.
Der Forderung nach einer Institution, die am Ende über die
Fahrtauglichkeit älterer Autofahrer und einen möglichen
Führerscheinentzug entscheidet, erteilte der Wissenschaftler im stern
TV-Studiogespräch allerdings eine Absage: "Das Problem dabei ist,
dass man dann vorausschauend bestimmen müsste, wer demnächst einen
Unfall verursacht - und das ist wissenschaftlich extrem schwierig.
Aber diese Voraussetzung müsste ich ja erfüllen." Und: "Wenn ich auf
einen Richtigen 20 Falsche erwische, die demnächst Radfahren oder zu
Fuß gehen, ist deren Lebensrisiko im Verkehr erheblich größer
geworden", so Brockmann.
Fahr-Tests für alle?
Als diskriminierend bezeichnete Erhard Hackler von der Deutschen
Seniorenliga die Forderungen: "Das Alter ist kein tauglicher Maßstab,
um die Fahrtüchtigkeit zu überprüfen", sagte er im Gespräch mit
Steffen Hallaschka. Denn: "Wenn ich nur eine Altersgruppe rausgreife
und unter Generalverdacht stelle, dass diese Altersgruppe per se
möglicherweise fahruntauglich ist, dann ist das
altersdiskriminierend."
Der Interessensvertreter der Senioren forderte stattdessen "eine
flächendeckende, verpflichtende Fahrpraxis-Überprüfung - und zwar
altersunabhängig für alle in Abständen von fünf bis zehn Jahren." Nur
dann hätte man die Chance, diejenigen aus dem Verkehr zu ziehen, die
aufgrund ihrer Fahruntüchtigkeit schwere Unfälle verursachen, so
Hackler.
Anlass für das Streitgespräch im Studio war ein stern TV-Bericht
über Senioren am Steuer - und die Frage: Sind sie wirklich ein Risiko
im Straßenverkehr? stern TV hatte gezeigt, dass statistisch gesehen
die unter 20-Jährigen zwar noch immer die gefährdetsten Personen im
Straßenverkehr sind. Aber: Autofahrer ab 85 wieder fast so gefährdet
sind wie ein absoluter Fahranfänger.
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