(ots) -
Führungskräfte von morgen billigen den Entscheidern von heute zwar
zu, dass sie hart arbeiten, aber halten diese auch für risikoscheu
und zu sehr auf ihren Status bedacht. Das ergab das Global
Perspectives Barometer 2014 des St. Gallen Symposiums in
Zusammenarbeit mit dem GfK Verein. Eine Vielzahl der Befragten aus
107 Ländern wünscht sich mehr strategischen Weitblick und
gesellschaftliche Verantwortung von den Entscheidern in Politik und
Wirtschaft. Außerdem ging es in der Umfrage um die Herausforderungen
bei Bildungssystemen und die Eigenschaften attraktiver Arbeitgeber.
Heute findet an der Universität St. Gallen zum 44. Mal das
traditionelle St. Gallen Symposium statt, das 200 Studenten und
Hochschulabsolventen aus aller Welt mit 600 internationalen
Entscheidungsträgern zusammenführt. In dem zur Veranstaltung
durchgeführten Global Perspectives Barometer 2014 äußern sich
ambitionierte junge Akademiker (Leaders of Tomorrow) über die
aktuelle Führungsriege in Wirtschaft und Politik (Leaders of Today).
Auch die höheren Bildungssysteme, in denen sie ausgebildet werden,
und die Erwartungen an einen attraktiven Arbeitgeber werden
thematisiert. 876 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter 35 Jahren
trugen zum "Global Perspectives Barometer 2014 - Voices of the
Leaders of Tomorrow" bei.
Politik und Wirtschaft: Entscheidungen und Werte stehen in der
Kritik
In der vorliegenden Studie konnten die jungen Talente in einer
offenen Frage der aktuellen Führungsriege einen Ratschlag mitgeben.
Die hier formulierten Erwartungen und kritischen Anmerkungen der
"Leaders of Tomorrow" an die "Leaders of Today" sind keine
Pauschalabrechnung mit der älteren Generation, sondern liest sich wie
ein Coaching-Gespräch für die Führungselite: Oft geht es um
wahrgenommenes Führungsversagen der derzeitigen Führungskräfte. Es
werden anhand von Beispielen und Metaphern falsche strategische
Prioritäten, schlechte Personalentwicklung, handwerkliche Schnitzer
und wenig nachhaltiges Handeln kritisiert, aber auch konkrete
Handlungsempfehlungen gegeben.
Diese kritische Sicht der Leaders of Tomorrow spiegelt sich auch
darin wider, dass 61 Prozent der Befragten angaben, Regierungen und
Verwaltungen würden mit ihren Entscheidungen bei wichtigen Themen
"oft" versagen. Auch Unternehmer und Manager erscheinen in einem kaum
besseren Licht: Beinahe die Hälfte hält deren Entscheidungen oft für
falsch.
"Ohne den Anspruch auf Repräsentativität, erlaubt unsere Umfrage
doch äußerst wertvolle Einblicke in die Ziele und Werte
ambitionierter junger Talente, die die Zukunft des Planeten
mitgestalten werden", kommentiert Dr. Andreas Neus, der beim GfK
Verein für Hochschulkooperationen zuständig ist, die Ergebnisse. "Es
sollte den Entscheidern in Politik und Wirtschaft zu denken geben,
wie kritisch ihre potenziellen Nachfolger ihre Führungsqualitäten
bewerten."
Generationen aus dem Blickwinkel junger Talente
Die Leaders of Tomorrow wurden auch gefragt, wie sie bestimmte
Eigenschaften ihrer eigenen Generation der "Millennials" einschätzen,
wie die der aktuellen Führungsriege und wie sie sich schließlich
selbst beurteilen. Zur Auswahl standen bei der Einstufung polare
Eigenschaften wie individualistisch/sozial,
unternehmerisch/risikoscheu, vertrauenswürdig/unzuverlässig,
egalitär/statusorientiert, altruistisch/ichbezogen, entspannt/hart
arbeitend sowie idealistisch/materialistisch.
Die Ergebnisse (siehe auch Abbildung 1.) machten klar, dass sich
die jungen Talente völlig anders einschätzen als die derzeitigen
Führungskräfte. Interessant ist allerdings, dass die Leaders of
Tomorrow den Unterschied zwischen den zwei Generationen der Leaders
of Today und ihrer eigenen "Generation Y" geringer einstufen, als die
Unterschiede, die sie zwischen sich selbst und dem Rest ausmachen:
Ihre eigene Generation Y schätzen sie als etwa gleich
vertrauenswürdig ein wie die Leaders of Today und als im gleichen Maß
ichbezogen. Sich selbst empfinden sie jedoch als weit
vertrauenswürdiger und altruistischer als sowohl ihre eigene
Generation Y als auch die Generation der amtierenden Führungskräfte.
Sie taxieren sich zudem als wesentlich weniger materialistisch und
weniger statusfixiert als den Rest - aber als deutlich fleißiger.
Defizite bei der höheren Bildung
Ein weiteres Thema des Global Perspectives Barometers 2014 waren
die höheren Bildungssysteme der Länder, in denen die Befragten
ausgebildet werden. Die am häufigsten geäußerte Kritik betraf
allgemein die Qualitätsstandards der Bildungsangebote. Die Befragten
beklagen veraltete Methoden und Lehrinhalte. Auch wünschen sie,
besser auf die Praxis vorbereitet zu werden. Lediglich 9 der 876
Umfrageteilnehmer gaben bei dieser Frage explizit keine Probleme an.
Work-Life-Balance und Social Impact wichtiger als Gehalt Von
besonderem Interesse für Unternehmen sind laut Andreas Neus die
Ansprüche, die künftige Fach- und Führungskräfte an Beruf und
Arbeitgeber stellen. "Der globale Wettbewerb um Talente ist zu einem
entscheidenden Faktor für wirtschaftlichen Erfolg geworden", so Neus.
"Unternehmen müssen die Voraussetzungen dafür schaffen, hervorragende
Mitarbeiter zu finden und zu halten - gerade in einer Zeit, in der
Unternehmen intelligenter auf sich ändernde Marktanforderungen
reagieren müssen." Besonders wichtig sind den Teilnehmern der
Befragung attraktive Karrierechancen (74 Prozent), inhaltlich
interessante Aufgaben (68 Prozent) und Autonomie (60 Prozent). Die
Work-Life Balance (55 Prozent), internationale Ausrichtung (54
Prozent) und positive gesellschaftliche Auswirkungen (54 Prozent)
ihrer Tätigkeit stehen ebenfalls oben auf der Liste. Wie sicher und
wie gut bezahlt der Job ist, scheint den meisten Leaders of Tomorrow
dagegen weniger bedeutsam. Und auf eines legt die Mehrheit der
künftigen Führungskräfte wenig Wert: auf Gehaltsnebenleistungen wie
z.B. einen Dienstwagen.
"Der Begriff "Work-Life-Balance" ist für viele aus meiner
Generation zum Schimpfwort geworden, weil er einen Gegensatz zwischen
Arbeit und Leben impliziert. Arbeit sollte nicht der einzige
Lebensinhalt sein, ist aber ein fundamental wichtiger Teil, der einen
genauso erfüllen sollte wie die Freizeit", sagt Kilian Blum, 23
Jahre, Projektmanager Leaders of Tomorrow beim St. Gallen Symposium.
"Es geht also nicht um eine 30 Stundenwoche oder die Höhe des Lohnes
als Schmerzensgeld, sondern um lebenswerte Arbeitsgestaltung:
abwechslungsreich, fordernd und selbstverantwortlich"
Zur Studie "Global Perspectives Barometer 2014"
Für das "Global Perspectives Barometer 2014 - Voices of the
Leaders of Tomorrow" wurden im Februar und März 2014 876 junge
Talente unter 35 Jahren aus 107 Ländern aus dem weltumspannenden
Netzwerk des St. Gallen Symposiums befragt (keine repräsentative
Auswahl). Der Großteil der Befragten sind Vollzeitstudenten, die
restlichen studieren in Teilzeit oder sind bereits berufstätig. Die
Studie ist eine Kooperation des St. Gallen Symposiums und des GfK
Vereins. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse ist als Download auf den
Websites des GfK Vereins (LINK) und des St. Gallen Symposiums
verfügbar.
Zum St. Gallen Symposium
Am 44. St. Gallen Symposium treffen am 8. und 9. Mai 2014 auf dem
Campus der Universität St. Gallen treffen 600 internationale
Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft auf 200
aufstrebende junge Talente aus aller Welt, um Diskussionen über das
Thema "The Clash of Generations" zu führen. Die Konferenz wird
alljährlich vom International Students' Committee organisiert, das
sich aus Studenten der Universität St. Gallen zusammensetzt, die sich
ein Jahr ehrenamtlich ausschließlich dem Symposium widmen. In diesem
Jahr werden unter anderem Persönlichkeiten wie Niall Ferguson,
Harvard University, Ivan Glasenberg, Glencore Xstrata, und Tony Tan,
Präsident von Singapur, am St. Gallen Symposium teilnehmen. Weitere
Informationen: www.stgallen-symposium.org
Facebook: St. Gallen Symposium
Twitter: St. Gallen Symposium
Zum GfK Verein
Der GfK Verein ist eine 1934 gegründete Non-Profit-Organisation
zur Förderung der Marktforschung. Er setzt sich aus rund 600
Unternehmen und Einzelpersonen zusammen. Zweck des Vereins ist es,
innovative Forschungsmethoden in enger Zusammenarbeit mit
wissenschaftlichen Institutionen zu entwickeln, die Aus- und
Weiterbildung von Marktforschern zu fördern und die für den privaten
Konsum grundlegenden Strukturen und Entwicklungen in Gesellschaft,
Wirtschaft und Politik zu verfolgen sowie deren Auswirkungen auf die
Verbraucher zu erforschen. Die Studienergebnisse werden den
Mitgliedern des Vereins kostenlos zur Verfügung gestellt. Der GfK
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