(ots) - Gestern, Donnerstag, präsentierte der Medienmanager
und ehemalige APA-Geschäftsführer Wolfgang Vyslozil im Presseclub
Concordia sein neues Buch "Group 39. History of an Exceptional
Alliance of News Agencies. Character, Business & Policy of
Independent News Agencies in Europe". Auf knapp 400 Seiten wird die
Geschichte der Vereinigung, die aus acht unabhängigen
Nachrichtenagenturen der skandinavischen Länder, Belgien,
Niederlande, Schweiz und Österreich besteht, detailliert
aufgearbeitet.
Vyslozil betonte, dass das Agenturwesen "durch eine
außerordentliche Langlebigkeit gekennzeichnet" ist. Das Wertesystem
der Gruppe 39, basierend auf Zuverlässigkeit, Ausgewogenheit und
Unparteilichkeit, gelte heute wie zur Gründungszeit vor 75 Jahren.
Und genau darin sieht er auch einen Vorteil gegenüber den diversen
Social-Media-Kanälen: "Die Berichterstattung ist richtig und muss
nicht mühsam nachrecherchiert werden." Lange Zeit verfügten
Nachrichtenagenturen über ein Vermittlungsmonopol auf internationaler
Ebene. Spätestens mit der Digitalisierung ist dieses
Alleinstellungsmerkmal aber weggebrochen.
Dem aktuellen "Kampf um die Echtzeit" und der Rolle von
Nachrichtenagenturen im Medienwandel widmeten sich unter der
Moderation von APA-Chefredakteur Michael Lang im Anschluss an die
Buchpräsentation Peter Kropsch (Präsident EANA - European Alliance of
News Agencies, Geschäftsführer APA), Buchautor Wolfgang Vyslozil, Eva
Weissenberger (Chefredakteurin Kleine Zeitung Kärnten) und
ORF-Anchorman Armin Wolf.
Nachrichtenagenturen haben heute vor allem mit Social Media und
Co., aber auch der grundsätzlichen Medienkrise zu kämpfen. "Kleine
Zeitung"-Chefredakteurin Eva Weissenberger beruhigte aber bei der
Diskussion im Presseclub Concordia am Donnerstagnachmittag etwas. "So
dramatisch diese Umwälzung auch ist, sie ist für die Agenturen nicht
anders als für Zeitungshäuser." Man sitze also gewissermaßen im
selben Boot. Der Unterschied liege letztlich in der Kundschaft, und
da sei das Vertrauen in die APA nach wie vor ungebrochen. "Erst wenn
es in der APA steht, glauben es die Journalisten", so Weissenberger.
Der derzeitige APA-Geschäftsführer Peter Kropsch thematisierte die
Herausforderung, wie man "true and unbiased news" heute finanzieren
könne. "Der Kern unseres Geschäfts ist die Unabhängigkeit der
Berichterstattung, das ist unbestritten." Gerade als
genossenschaftlich organisiertes Unternehmen könne man dies erfüllen,
diene man doch einem ganzen Spektrum, wie auch Vyslozil erläuterte.
Dennoch gab Kropsch zu bedenken: "Das aus dem reinen Mediengeschäft
heraus zu finanzieren, ist einfach verdammt schwierig. Und in Ländern
mit kleinen Medienmärkten ist das beinahe unmöglich."
Armin Wolf könnte sich wiederum eine Finanzierungsalternative für
Agenturen wie die APA vorstellen. Seiner Ansicht wäre eine
Subventionierung von öffentlicher Seite durchaus machbar, was die
Unabhängigkeit betrifft. "Natürlich ist es super, wenn Sie ohne
öffentliche Förderungen auskommen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob
das langfristig geht." Als Beispiel führte der die BBC an. "Es ist
eine Frage der politischen Kultur in einem Land und der
Organisation." Und auch wenn die APA etwa über eine Haushaltsabgabe
mitfinanziert werden würde, hätte er "totales Vertrauen", dass
Interventionsversuche ohne Erfolg blieben.
Vyslozil, der 26 Jahre der APA als Geschäftsführer vorstand, war
mit diesem Vorschlag allerdings alles andere als einverstanden. "Nur
bevor wir zusperren müssen, würden wir diesen schrecklichen Weg
gehen." Ãœber Jahre habe er beobachtet, wie Managementwechsel in
Agenturen mit staatlichen Einfluss vonstattengehen. "Damit soll
natürlich etwas bewirkt werden, was sich in letzter Konsequenz auf
die Berichterstattung auswirkt." Stattdessen gelte es, "die
Unabhängigkeit und Politikferne der APA zu erkämpfen, so lange es
geht". Kropsch betonte: "Eine subventionierte APA steht in keiner
unserer Langfrist-Strategien." Auch Weissenberger hätte mit einer
"öffentlichen APA" und gegebenenfalls einem Aufsichtsrat wie im
öffentlich-rechtlichen ORF wenig Freude.
"Unbestreitbar" sei Wolf zufolge wiederum, dass der ORF immer
wieder politischem Einfluss ausgesetzt sei. Nicht zuletzt die
Besetzung des Stiftungsrates mit großteils den roten und schwarzen
"Freundeskreisen" zugehörigen Mitgliedern führte er dabei ins
Treffen. Aber: "Die politische Einflussnahme von SPÖ und ÖVP endet an
der elektronisch gesicherten Tür zum Newsroom."Mit der Arbeit der
Redaktion könne man jedenfalls sehr zufrieden sein, würden doch
Kanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Michael Spindelegger
(ÖVP) "gar nicht mögen, was wir da machen. Das funktioniert ganz
gut", wie der ORF-Journalist meinte.
Würde man ihn "zwingen", zwischen seinem Twitter-Account und
seinem APA-Zugang zu wählen, würde Wolf sich für die
Social-Media-Anwendung entscheiden. "Weil ich da einfach alles
bekomme." Natürlich sei ihm aber bewusst, dass hinter vielen
Online-Meldungen, die über den Kurznachrichtendienst laufen,
letztlich auch Agenturmeldungen stünden. "Und der ORF oder andere
große Medienunternehmen könnten ohne APA-Zugang gar nicht arbeiten",
stellte er klar. Der Vorteil bei Social Media liege wiederum in der
Schnelligkeit, womit ein Rekurs auf den Titel der Diskussion genommen
wurde.
Eine Aufzeichnung der gesamten Veranstaltung steht unter
http://group39.streaming.at/20140508/ zum Download bereit.
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