(ots) -
- Gesetzliche Einheitsquote ignoriert gravierende Unterschiede
- Feste Vorgaben für mittelständische Unternehmen nicht
praktikabel
- Politik muss Rahmenbedingungen für Vereinbarkeit von Familie und
Beruf weiter verbessern
Anlässlich der laufenden Diskussion um das geplante Gesetz zur
Frauenquote fordert der BDI eine praktikable Ausgestaltung der
Novelle. Sie betrifft nach den bisherigen Planungen rund 2800
Unternehmen. "Der Politik ist dabei vielfach nicht bewusst, wie sich
das geplante Gesetz in der Praxis auswirken wird", erklärte Holger
Lösch, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung, am Montag in Berlin.
Wenig bekannt sei die Tatsache, dass in Deutschland mehrheitlich
kleine Gremien die Regel seien. Im Bereich der börsennotierten
Gesellschaften hätten knapp 60 Prozent der Unternehmen einen
dreiköpfigen Aufsichtsrat. Die Vorstände bestünden bei über 80
Prozent aus ein bis drei Personen. "Für solche Kleinstgremien
verbietet sich jegliche Mindestvorgabe", unterstrich Lösch.
"Es stellt sich auch die Frage, welches gleichstellungspolitische
Signal sich die Bundesregierung von einer Regulierung in diesem
Bereich verspricht." Gleiches gelte für die über 500 nach den
Leitlinien betroffenen Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern.
"Für diese mittelständischen Unternehmen steht der Aufwand für
Zielsetzungen und Berichtspflichten in keinem Verhältnis zum
vermeintlichen Nutzen."
Der BDI kritisiert die geplante Einheitsquote von 30 Prozent für
große börsennotierte Unternehmen: "Zu recht weisen Gewerkschaften aus
einigen Branchen auf Probleme bei der 30-prozentigen Besetzung der
Arbeitnehmerbank mit Frauen hin", sagte Lösch. "Dieselben
Umsetzungsprobleme gibt es auch auf Kapitalseite. Die Eigentümer
können zwar in gewissem Umfang auf externe Berater und Fachfremde
zurückgreifen. Sie brauchen aber im Aufsichtsrat ausreichend
Branchenerfahrung, um den Vorstand wirksam kontrollieren zu können."
Die Vereinbarung zur Chancengleichheit von 2001 sei keineswegs
gescheitert - auch nicht im Bereich der Führungspositionen. "Sowohl
in Aufsichtsräten als auch in Führungspositionen insgesamt ist der
Frauenanteil in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen - in den
DAX30-Aufsichtsräten beispielsweise von 12,4 auf 21,5 Prozent in nur
vier Jahren", betonte Lösch. Allerdings arbeiteten rund 45 Prozent
der erwerbstätigen Frauen in Teilzeit - deutlich mehr als im
europäischen Durchschnitt. "Dies zeigt, dass es in Deutschland weiter
erhebliche Probleme bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gibt
- beispielsweise bei Ganztagsschulen. Die Politik ist nach wie vor
gefordert, diese Rahmenbedingungen zu verbessern", erklärte Lösch.
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