(ots) - Den meisten Bürgern in Deutschland sind die
Errungenschaften der EU wenig wert. Alleine die jüngste Generation
setzt sich mit einer höheren Wertschätzung von Frieden und
Freizügigkeit davon ab. Das ist das Ergebnis einer aktuellen
Repräsentativbefragung, die heute von der Change Centre Stiftung,
einer unabhängigen und parteipolitisch neutralen
Wissenschaftsstiftung mit Sitz in Meerbusch, vorgestellt wurde. Dafür
wurden 2187 repräsentativ ausgewählte Deutsche vom renommierten
Kölner Meinungsforschungsinstitut YouGov befragt.
Was ist den Deutschen Europa wert?
Im Unterschied zu anderen Studien, deren Antworten eher
unverbindliche Ergebnisse liefern, wurde hier die Methode eines
Gedankenexperiments eingesetzt: Die Befragten konnten den Wert
Europas mit einem persönlichen Geldbetrag zu beziffern. Das ergab
erstaunliche Ergebnisse.
"Wenn er sich die Leistungen der EU erkaufen oder über eine Gebühr
finanzieren müsste, würde der Durchschnittsdeutsche dafür nicht mehr
ausgeben als für vier Kästen Bier oder sechs Kinobesuche,"
kommentiert Prof. Dr. Joachim Klewes, Gründer der Change Centre
Stiftung, ein Schlüsselergebnis der Studie: Die Errungenschaften der
EU wären den Deutschen nur 61 Euro wert - im Jahr wohlgemerkt. Dabei
sind die Unterschiede überraschend groß: Männer würden für die EU
fast doppelt so viel auf den Tisch legen wie Frauen (80 Euro im
Vergleich zu nur 43 Euro. Den Jüngeren ist die EU deutlich mehr wert
als älteren Generationen: So präsentieren sich die 18 bis 24 jährigen
mit durchschnittlich 97 Euro pro Jahr als spendabelste Gruppe und
würden damit fast doppelt so viel für EU-Leistungen zahlen wollen wie
die über 55 jährigen mit nur 52 Euro. Befragte aus den Neuen
Bundesländern würden signifikant weniger für EU-Errungenschaften
ausgeben als Westdeutsche, wobei die Angaben abhängig vom eigenen
Einkommen sind.
Frieden ist den Deutschen am meisten wert
Nach dem monetären Wert einzelner konkreter EU-Errungenschaften
gefragt, sticht die Bewahrung des Frieden zwischen den
Mitgliedsstaaten als Top-Leistung der EU hervor: Hierfür würden die
Befragten am meisten ausgeben - allerdings auch nicht mehr als im
Durchschnitt 33 Euro pro Jahr. Auf dem zweiten Platz folgt das Recht
auf Freizügigkeit, also die freie Wahl des Wohn- und Arbeitsplatzes
innerhalb der EU mit 16 Euro. Der Wegfall der Grenzkontrollen ist den
Deutschen noch 14 Euro jährlich wert. In diesem, und nur in diesem
Punkt, würden ostdeutsche Befragte mehr ausgeben wollen als
West-deutsche (18 gegenüber 12 Euro jährlich).
"Die Politik hat eklatant versagt, wenn es darum geht, den Nutzen
Europas zu erklären" sagt Professor Klewes. Das zeigen auch weitere
aktuelle Studienergebnisse: Nicht einmal jeder achte Deutsche kann
korrekt sagen, wer über die Vergabe von Krediten und Finanzhilfen aus
dem europäischen Rettungsschirm ESM bestimmt. Fast jeder Dritte
verortet die Entscheidungsgewalt fälschlicherweise beim Europäischen
Parlament, jeder Vierte bei der Troika aus EZB, IWF und Vertretern
der EU-Kommission - und nur 12% der Deutschen wissen, dass
tatsächlich die Finanzminister der Euro-Länder über die Kreditvergabe
entscheiden. "Nicht einmal die politisch interessierten Bürger geben
bessere Antworten als die Politik-Muffel. Das spricht für ein
grundsätzliches Vermittlungsproblem", ergänzt Klewes.
Insgesamt, das zeigt die aktuelle Studie, ist der
Informationsbedarf zu Europa sehr hoch. So möchte mehr als jeder
zweite Deutsche (58%) gern mehr über die Höhe der Zahlungen an die
Krisenländer wissen. Noch mehr interessieren sich die Befragten für
die Auswirkungen der Euro-Krise auf Deutschland (61%). Die Ursachen
sowie die Wege aus der Krise sind für die Bürger dabei etwas seltener
von Interesse.
Pressekontakt:
Prof. Dr. Joachim Klewes: Tel. +49 (0) 151 22387460
Christina Angela Rauh: Tel. +49 (0) 173 7625898
Change Centre Foundation, Ossum 14, 40668 Meerbusch
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