(ots) -
Nachwuchskräfte mit Studienabschluss und ersten Erfahrungen im
Berufsleben werden knapp: Bereits jedes zweite Unternehmen beobachtet
einen Mangel an diesen "Young Professionals", bei Unternehmen mit
mehr als 500 Mitarbeitern sind es fast zwei Drittel. Zu diesem
Ergebnis kommt eine Studie der Bitkom Research GmbH im Auftrag des
Business-Netzwerks LinkedIn*. Besonders in den Bereichen IT und
Telekommunikation, Qualitätsmanagement sowie Forschung und
Entwicklung beurteilen die befragten Geschäftsführer und
Personalverantwortlichen den Markt für qualifizierten Nachwuchs als
schwierig. Die Unternehmen ändern ihre Strategien für die
Mitarbeitersuche und sehen sich vermehrt im Ausland nach geeigneten
Kandidaten um.
Dringend gesucht: junger, teamfähiger IT-Spezialist
Young Professionals mit Technikwissen sind besonders gefragt: 63
Prozent der Befragten geben an, dass Nachwuchskräfte für IT und
Telekommunikation eher nicht oder gar nicht auf dem deutschen
Arbeitsmarkt verfügbar sind, 61 Prozent haben große Schwierigkeiten,
Nachwuchs für das Qualitätsmanagement zu finden und mehr als die
Hälfte (53 Prozent) kämpft um junge Kräfte für Forschung und
Entwicklung. Am leichtesten hingegen fällt die Nachwuchssuche für
Verwaltung und Marketing: Nur etwa ein Fünftel der Unternehmen sieht
hier einen Mangel auf dem Arbeitsmarkt. "Seit Jahren gibt es in
Deutschland rund 40.000 offene und oft schwer zu besetzende Stellen
für IT-Spezialisten quer durch alle Branchen. Dieser Fachkräftemangel
spiegelt sich auch bei der Verfügbarkeit von Young Professionals auf
dem Arbeitsmarkt wider", sagt Axel Pols, Geschäftsführer von Bitkom
Research.
Entscheidend für die Anstellung sind für Unternehmen vor allem
Teamfähigkeit (alle Befragten wünschen sich diese Eigenschaft von
Kandidaten), Fachausbildung (98 Prozent), Kommunikationsfähigkeit (96
Prozent) und IT-Kenntnisse (89 Prozent). Noten dagegen sind für
weniger als die Hälfte wichtig, Auslandserfahrung für weniger als ein
Sechstel (16 Prozent).
Young Professionals: Nicht nur begehrt, sondern auch schwer zu
halten Etwa die Hälfte der deutschen Unternehmen setzt in ihrer
Personalstrategie auf junge Nachwuchskräfte mit akademischer Bildung
und beschäftigt Mitarbeiter mit diesem Profil (51 Prozent). Ähnlich
viele (54 Prozent) planen zudem, innerhalb der kommenden zwölf Monate
Young Professionals einzustellen. Bei Unternehmen mit mehr als 500
Mitarbeitern sind es sogar 88 Prozent. Dabei ist es nicht leicht,
diese jungen Mitarbeiter zu halten: In der Regel verweilen sie nur
ein bis vier Jahre im Unternehmen.
"Die hohe Fluktuation und die sinkende Verfügbarkeit geeigneter
Kandidaten bewirken, dass Unternehmen bei der Ansprache von Young
Professionals um einen Strategiewechsel nicht mehr herumkommen",
kommentiert Till Kaestner, Geschäftsleiter von LinkedIn in der
DACH-Region.
Chancen im Ausland
Dem Mangel auf dem deutschen Arbeitsmarkt wollen zahlreiche
Unternehmen mit der Anwerbung von Nachwuchs aus dem Ausland
entgegensteuern. Sechs Prozent der Befragten beschäftigen bereits
heute ausländische Young Professionals, bei den großen Unternehmen
sind es sogar 14 Prozent. Zwölf Prozent planen innerhalb der nächsten
zwölf Monate Nachwuchs aus dem Ausland einzustellen. Tatsächlich sind
nach Meinung der Befragten die gesuchten Qualifikationen im Ausland
besser verfügbar als auf dem heimischen Markt: Young Professionals
mit Qualifikationen im Bereich IT und Telekommunikation halten so
zwei Drittel der Unternehmen im Ausland für verfügbar.
Die Suche dauert im Ausland allerdings erheblich länger: Bei fast
der Hälfte der Unternehmen (46 Prozent) dauert der
Einstellungsprozess von ausländischen Nachwuchskräften länger als
sechs Monate. Inländische Young Professionals sind in neun von zehn
Fällen (89 Prozent) innerhalb eines halben Jahres eingestellt. "Jedes
vierte Unternehmen klagt über zu hohe bürokratische Hürden, etwa was
das Aufenthalts- und Zuwanderungsrecht angeht. Und jedes fünfte
Unternehmen scheut den hohen Aufwand bei der Rekrutierung" so Axel
Pols. Die Politik habe auf Initiative und mit Unterstützung der
Wirtschaft wichtige Schritte wie die Blue Card für eine einfachere
Zuwanderung auf den Weg gebracht. "Die Verfahren könnten aber noch
einfacher sein, etwa bei der Aufenthaltsbefristung. Unser Ziel muss
sein, dass Deutschland in die erste Liga der Einwanderungsländer für
Fachkräfte und Young Professionals aufrückt", so Pols.
Ansprache von potentiellen Kandidaten verstärkt online, Employer
Branding weiter im Kommen
"Die Hälfte aller befragten Unternehmen gab an, ihre Strategie für
die Nachwuchsgewinnung bewusst verändert zu haben, um Young
Professionals gezielter ansprechen zu können", erläutert Kaestner.
Weitere 16 Prozent planen dies bereits fest ein.
Besonders Onlinekanäle spielen bei diesen Anpassungen eine Rolle:
69 Prozent der Unternehmen haben sich hier bereits verstärkt, ein
Großteil will dieses Engagement zukünftig noch weiter ausbauen. Auf
dem deutschen Arbeitsmarkt werden soziale Netzwerke und
Business-Netzwerke bereits von 79 Prozent der Unternehmen zur
Ansprache von Nachwuchskräften eingesetzt, weitere zwölf Prozent
wollen hier zukünftig vertreten sein. Für die Nachwuchssuche im
Ausland nutzen bisher 65% der Unternehmen digitale Netzwerke, während
über ein Viertel der Befragten konkrete Zukunftspläne schon in der
Schublade hat. Gefragt nach bisherigen Erfahrungswerten zeigt sich:
Erfolg ist bei Weitem nicht nur den "Großen" vorbehalten. Besonders
beim Recruiting von ausländischen Young Professionals bewerten
Mittelständler die Nutzung sozialer und Business-Netzwerke sogar als
erfolgreicher (63 Prozent, Großunternehmen 44 Prozent). "Hier wird
das Potential deutlich, das soziale und Business-Netzwerke im Kampf
um den begehrten Nachwuchs bieten. Denn der Wettbewerb findet
zwischen den Kleinen und den ganz Großen gleichermaßen statt",
kommentiert Kaestner.
Die Ansprache neuer Mitarbeiter über soziale und
Business-Netzwerke bietet Personalern zudem die Möglichkeit, Themen
zu besetzen, die über die klassische Stellenanzeige weit schlechter
dargestellt werden können. So stehen etwa die kollegiale
Arbeitsatmosphäre (95 Prozent), Karriere- und
Entwicklungsmöglichkeiten (80 Prozent) aber auch die Qualität des
Managements und von Vorgesetzten (76 Prozent) bei der Ansprache von
Young Professionals im Vordergrund. Die Work-Life-Balance spielt nur
für gut die Hälfte der Unternehmen eine wichtige Rolle in der
Außendarstellung (54 Prozent), auch Verdienstmöglichkeiten werden
weniger betont (51 Prozent). Große Unternehmen setzen zudem besonders
auf die Zugkraft einer internationalen Umgebung (77 Prozent).
Employer Branding, der professionelle Aufbau als attraktive
Arbeitgebermarke vor allem mit Hilfe von digitalen Mitteln und
Sozialen Netzwerken, wird bisher vor allem von großen Unternehmen
eingesetzt (47 Prozent) - doch immerhin ein Viertel der kleinen und
mittelgroßen Unternehmen hat die Notwendigkeit erkannt und investiert
in diesen Bereich.
* Computergestützte telefonische Befragung (CATI),
Grundgesamtheit: Unternehmen in Deutschland mit mindestens 50
Mitarbeitern, Zielgruppe/Befragte: Personalentscheider oder
Geschäftsführung/Vorstand, Stichprobe: 281 befragte Unternehmen, nach
Branchen und Größenklassen repräsentative Gewichtung für Unternehmen
ab 50 Mitarbeitern in Deutschland
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Anna Julius
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