(ots) - In der Partei Alternative für Deutschland (AfD) ist
ein grundlegender Positionswandel zur zentralen Forderung "Raus aus
dem Euro" im Gange. Der Sprecher des einflussreichen Landesverbandes
Baden-Württemberg, Prof. Dr. Jens Zeller, sagte gegenüber dem SWR:
"Der Wähler will nicht zurück zur D-Mark." Auf die Frage "Vor einem
Jahr haben Sie noch formuliert, 'Zurück zur D-Mark darf kein Tabu
sein'. Ist das heute noch ihre Position?", antwortete Zeller: "Aber
absolut nicht. Das ist der falsche Zungenschlag, der die AfD leider
nicht in den Bundestag gebracht hat. Der Wähler will nicht zurück zur
D-Mark. Und ich gebe offen zu, dass wir im Bundestagswahlkampf nicht
alle mit einer Zunge gesprochen haben. Auch heute nicht."
In der TV-Dokumentation "Leif trifft ... die Eurokritiker", die
das SWR Fernsehen heute, 21. Mai 2014, um 20.15 Uhr ausstrahlt,
äußert sich auch die stellvertretende Landesvorsitzende der AfD
Rheinland-Pfalz, Beatrix Klingel, zu dieser Programmfrage: "Wir sind
angekommen in der Realität. Die anfänglichen PR-Knaller [Anm. "Euro
raus!"] haben sich ein bisschen neutralisiert." Der Chefstratege der
AfD, Rainer Erkens, begründete den Kurswechsel seiner Partei
gegenüber dem SWR mit der veränderten Stimmungslage bei den Wählern:
"Politik ist die Fähigkeit, das zu fühlen und spüren, was die Leute
bewegt. Und im Moment bewegt sie der Euro nicht so stark wie vor
einem Jahr. Weiter erklärte Erkens: "Wir wollten aus dem Euro
eigentlich auch damals nie raus. Es war die sehr plakative Forderung.
Mogelpackung sehe ich das nicht, dann hätten wir ja gelogen."
Auch die Spitzenpolitiker der AfD, Bernd Lucke und Hans-Olaf
Henkel, verfolgen grundlegend unterschiedliche Positionen bezogen auf
die Euro-Austrittsforderung ihrer Partei. Während Parteichef Lucke
einen Euro ohne die Südländer bis hin zu Frankreich anstrebt
["Deshalb sagen wir Schluss mit dem Euro - in den Südländern."],
fordert der AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl, Hans-Olaf Henkel,
den Austritt Deutschlands aus dem Euro und die Einführung einer neuen
Währung nur von wenigen, wirtschaftsstarken Ländern. "Arbeitstitel
'Nordeuro' - dafür bin ich", sagte er.
AfD-Führungsspitze greift "Altparteien" wegen mangelnder
Abgrenzung gegenüber Rechtsradikalen an In Interviews mit dem SWR
greift die AfD-Parteiführung etablierte Parteien scharf an. Deren
Vorwurf, die AfD würde die Aufnahme von rechtsradikalen Mitgliedern
nicht konsequent kontrollieren, beantworten sie mit einem Angriff auf
die "Altparteien". Diese hätten nach 1945 schließlich auch ehemalige
Nazis in höchste Staatsämter platziert. AfD-Parteisprecherin Frauke
Petri sagte: "Wenn andere Parteien genau so stark aufpassen wie wir,
dann hätten wir in der alten Bundesrepublik viele alte
NSDAP-Mitglieder nicht in führenden Positionen der großen Parteien
gehabt." Bundesvorstandsmitglied Hans-Olaf Henkel ergänzte: "Und ich
sage immer, wenn die CDU/CSU, FDP und SPD auch so vorgegangen wäre,
[Anm.: die Kontrolle rechtsextremer Mitglieder in der AfD], dann
hätten wir nicht die massenhaften NSDAP-, SA-, SS- und
Waffen-SS-Mitglieder nicht nur in den Parteien, sondern auch in
hervorragenden Stellen der deutschen Regierung gehabt. Im Ãœbrigen
haben wir immer noch eine FDP mit einem Ehrenvorsitzenden, der mal in
der NSDAP war."
Zitate frei gegen Quellenangabe "SWR-Dokumentation 'Leif trifft
... die Euro-Kritiker'". Sendetermin: Mittwoch, 21. Mai 2014,
20.15-21 Uhr im SWR Fernsehen
Der Film steht vorab für akkreditierte Journalisten zur Ansicht im
SWR-Vorführraum unter SWR.de/presse. Weitere Informationen auch unter
SWR.de/Leiftrifft. Fotos zum Download unter ARD-Foto.de.
Pressekontakt: Heike Rossel, Tel. 06131 929-33272,
heike.rossel(at)swr.de