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Seit 9. Juli 2013 ist die aktuelle Verordnung für Kindersitze,
die UN R129 (i-Size) offiziell durch die UNECE (United Nations
Economic Commission for Europe) in Kraft. Ein wichtiger und großer
Schritt in Sachen Kindersicherheit, der jedoch auch viele Fragen bei
Eltern und zukünftigen Eltern aufwirft: Was bedeutet die neue Norm
für mich und meine Kinder? Was hat sich geändert? Und welche Sitze
darf ich nutzen?
Peter Broertjes, Legislative Officer der Europäischen Kommission*
und verantwortlich für die UN R129 beantwortet die wichtigsten Fragen
zu i-Size.
Herr Broertjes, die neue i-Size Verordnung zu
Kinderrückhaltesystemen (Kinderautositzen) trat im Juli 2013 in
Kraft, um Lücken in der bisherigen ECE R44 Verordnung zu schließen,
aber auch, um sich den verbesserten und sichereren Standards
anzupassen, die die Automobilindustrie in den letzten Jahren
umgesetzt hat. Welche Verbesserungen bietet i-Size dem Konsumenten
konkret?
Es erhöht das Sicherheitsniveau für Kinder, die im Auto mitfahren,
da es rückwärtsgerichtetes Fahren bis 15 Monate sowie
Seitenaufprallschutz zur Pflicht macht. Darüber hinaus fördert i-Size
die Nutzung von ISOFIX, was das Risiko einer Fehlinstallation stark
reduziert und führt nicht zuletzt eine vereinfachte Klassifizierung
der Sitze ein, die sich nach der Länge, also der Größe des Kindes
richtet.
Die R 44 Verordnung war bereits erfolgreich, viele Leben wurden
durch sie geschützt und gerettet. Aber die Technologie macht
Fortschritte und erlaubt uns nun Kinder noch besser zu schützen -
ähnlich wie auch Autos heute Erwachsene besser schützen als noch 10
Jahre zuvor. R 44 bietet eine gute Basis-Sicherheit, R 129 bietet ein
noch höheres Level an Sicherheit.
Diese vier Aspekte sind wichtige Schritte von ECE R44 hin zu R129
(i-Size). Können Sie bitte die Auswirkung dieser Veränderungen
genauer erläutern?
Wie erwähnt, führen wir nun mit R129 das rückwärtsgerichtete
Fahren bis 15 Monate verpflichtend ein. Das ist eine erhebliche
Verbesserung, was die Sicherheit betrifft, da der Transport von
Kindern entgegen der Fahrtrichtung im Allgemeinen viel sicherer ist.
Der zweite Aspekt ist Seitenaufprallschutz: Das ist etwas, was in der
bisherigen Verordnung gar nicht abgedeckt war. Dadurch sind Kinder
nun, unter i-Size, im Falle eines Seitenaufpralls besser geschützt
als zuvor.
Der dritte Aspekt ist das Klassifizierungssystem der Sitze: Dank
i-Size können Eltern durch die Frage "Wie groß ist mein Kind gerade?"
einfach das passende Kinderrückhaltesystem wählen. Das macht es
intuitiv und dadurch einfacher für Eltern und Betreuende, sich den
richtigen Kinderautositz auszuwählen. Und der letzte Punkt ist die
Nutzung von ISOFIX: ISOFIX sind feste Verankerungshaken im Auto, die
eine sehr stabile Verbindung sowie eine sehr stabile Installation
ermöglichen, und es ist fast unmöglich sie falsch zu nutzen.
Wie können Eltern diese neuen i-Size Kindersitze erkennen?
Das ist simpel: Zunächst ist die Klassifizierung, die zum Beispiel
auch auf dem Produkt zusehen ist, anders als zuvor, denn sie basiert
auf Größe. Das zweite ist natürlich das i-Size Logo, das klar
Auskunft gibt, ob ein Sitz i-Size entspricht oder nicht. Im Ãœbrigen
gibt es so etwas wie "i-Size ähnlich oder ready" für Kindersitze
nicht: Entweder entspricht ein Sitz i-Size oder eben nicht!
Ein gutes Beispiel dafür ist der Seitenaufprallschutz: Zur Zeit
sind viele Kindersitze auf dem Markt, die eine Form von
Seitenaufprallschutz bieten. Aber als wir die Standards für i-Size
entwickelt haben, zeigte sich, dass tatsächlich viele
Kindersitzhersteller vor der Herausforderung standen, Produkte zu
entwickeln, die den neuen Anforderungen entsprechen. Daher wissen
wir, dass R129 die Latte sehr hoch legt, was Seitenaufprallschutz
betrifft.
Neben den gerade genannten Aspekten, Seitenaufprallschutz und
Klassifizierung, spielt auch ISOFIX eine wichtige Rolle. Können
Eltern mit älteren ISOFIX-Autos denn i-Size Sitze nutzen?
Sicherlich, Sie können die neuen, fortschrittlichen i-Size
Kindersitze mit älteren Automodellen verwenden - solange der
Hersteller des Kinderrückhaltesystems diese Nutzung empfiehlt, sei es
durch die Informationen in der Gebrauchsanweisung oder auf der
Hersteller-Webseite zum Beispiel. Und wir empfehlen natürlich jedem:
Wenn Sie ISOFIX im Auto haben, versuchen Sie einen kompatiblen i-Size
Sitz zu finden.
Wie Sie sagten, können Eltern die R129 Sitze in ISOFIX-Autos
verwenden, solange der Kindersitzhersteller die Nutzung testet und
empfiehlt. Aber was ist mit den bisherigen ECE R44 Sitzen - können
diese noch verwendet werden?
Wenn Eltern jetzt im Geschäft stehen, um ein neues
Kinderrückhaltesystem zu kaufen, würden wir einen i-Size Sitz
empfehlen. Aber zur Zeit arbeiten wir daran, R44 in das neue i-Size
Konzept, in R129, zu integrieren. Das ist in der Tat ein langwieriger
Prozess und das heißt natürlich, dass parallel Sitze existieren, die
nach ECE R44 und Sitze, die nach R129 zugelassen sind- und das
bedeutet im Umkehrschluss natürlich auch, dass Sie beide in Ihrem
Auto nutzen dürfen.
Vielen Dank, Peter Broertjes, für dieses interessante, informative
Interview.
*Die Europäische Kommission ist zuständig und verantwortlich für
die Sicherheit beim Transport von Kindern im Auto in der EU. Aus
diesem Grund hat sie eng mit Kindersitzherstellern, der
Automobilindustrie sowie vielen anderen Experten aus dem Bereich der
Kindersicherheit zusammengearbeitet. Gemeinsam haben sie über Jahre
hinweg eine neue Verordnung erarbeitet, die jetzige R129 Verordnung,
die viele neue und sicherere Maßnahmen enthält.
Dieses Interview hat Dorel Germany mit Herrn Broertjes in Brüssel
geführt.
Pressekontakt:
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Evelyn Tapavicza
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