(ots) - Wie kann man eigentlich mit einem Denkzettel
umgehen? Erste Option: Man denkt nach. Zweite Option: Man tut so, als
sei nichts passiert, und geht zur Tagesordnung über. Europas
etablierte Parteien scheinen sich eindeutig für die zweite
Möglichkeit entschieden zu haben. Und das, obwohl sie mit dem
Rechtsruck in nicht wenigen Kernstaaten der EU von den Wählern eine
Rechnung aufgetischt bekommen haben, für die die Bezeichnung
"Denkzettel" eigentlich untertrieben ist. Sie gilt mit einiger
Berechtigung noch für Deutschland, wo man froh sein kann, dass die
Europa-Verneiner wenigstens noch bildungsbürgerliche Anzüge tragen.
Andernorts geht es schon deutlich bedenklicher zu. Und was machen die
Adressaten des Denkzettels? Sie stürzen sich kopfüber in die übliche
Personaldebatte. Natürlich macht der Erfolg der Rechtspopulisten die
Schaffung neuer tragfähiger Strukturen in Brüssel noch schwieriger
als dies in der Vergangenheit ohnehin schon regelmäßig der Fall war.
Aber gerade deshalb sollte man doch erwarten können, dass sich die
führenden Politiker der EU in ihrer Analyse zu mehr aufraffen als ein
paar gestanzter Grußfloskeln. Europa ist als Idee mittlerweile so
schwach, weil seine Befürworter die Herzen von immer mehr Menschen
nicht mehr erreichen. Wer überhaupt noch wählen geht, tut dies immer
öfter, um die EU auszuhöhlen. Wegducken und byzantinisches
Postengeschacher sind der falscheste Weg, um dieser unheilvollen
Entwicklung zu begegnen. Der Denkzettel vom Sonntag war
offensichtlich noch nicht deutlich genug. Aber selbst diesen Satz
darf man eigentlich nicht stehen lassen: Er kann wie einBumerang
zurückkommen.
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