(ots) -
Mitbestimmung: Thüringens Kinder werden gefragt!
Immer mehr Kinder in Thüringen kennen ihre Rechte
Wären Thüringens Kinder Politiker, würden sich die meisten von
ihnen für einen besseren Umwelt- und Naturschutz einsetzen. Allgemein
ist die Begeisterung für Politik allerdings nicht besonders groß: Bei
kommunalpolitischen Entscheidungen, möchte nur weniger als die Hälfte
(47 %) der thüringischen Kinder mitreden - im Jahr 2011 waren es noch
64 % und damit deutlich mehr. Das geht aus dem aktuellen,
repräsentativen LBS-Kinderbarometer 2013 hervor, das die
Landesbausparkasse Hessen-Thüringen gemeinsam mit dem PROSOZ-Institut
für Sozialforschung - PROKIDS und dem Deutschen Kinderschutzbund
Landesverband Thüringen e. V. in Erfurt vorgestellt hat. Für die
Studie wurden Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 9 und 14
Jahren befragt.
Mit der gesunkenen Bereitschaft, sich in der Kommune zu
beteiligen, geht die Tatsache einher, dass sich die deutliche
Mehrheit von 71 % der befragten Kinder in ihrer Gemeinde nicht ernst
genommen fühlt - gleichbleibend viele wie in den vergangenen Jahren.
Sie sind der Meinung, ihre Wünsche und Vorstellungen blieben im
öffentlichen Leben unberücksichtigt. "Diese Zahlen zeigen
Handlungsbedarf", stellt Prof. Rainer Benkmann fest,
Vorstandsvorsitzender des Deutschen Kinderschutzbundes Landesverband
Thüringen e. V. "Das ist ein deutlicher Aufruf an die entsprechenden
Institutionen, Kinder an den sie betreffenden Entscheidungen mehr zu
beteiligen und Entscheidungen für sie nachvollziehbar und transparent
zu machen." Die Studie zeigt zudem einen klaren Zusammenhang auf:
Kinder, die glauben, ihre Meinung zähle auf kommunalpolitischer Ebene
nichts, empfinden ein durchschnittlich niedrigeres Wohlbefinden in
ihrer Familie. Für Benkmann ist das ein weiteres Zeichen für
dringenden Handlungsbedarf.
Eigene Vorstellungen in Sachen Politik
Auskunft gibt das LBS-Kinderbarometer 2013 auch über die
häufigsten Antworten, die thüringische Kinder auf die Frage gaben:
"Was würdest du ändern, wenn du Politikerin oder Politiker wärst?"
Für 13 % von ihnen besteht beim Umwelt- und Naturschutz am meisten
Veränderungsbedarf. So sollte beispielsweise weniger Abfall
produziert, die Wasserqualität verbessert, die Luft sauberer sowie
höhere Strafen für Tierquälerei eingeführt werden. 12 % der Kinder
würden "nichts" ändern, jeweils 10 % rücken "Armut und
Obdachlosigkeit" und die "Kinder- und Jugendpolitik" in den Fokus
ihrer imaginären Politikertätigkeit. Bei Letzterem geht es ihnen vor
allem um bessere Einkommens-, Lebens- oder Wohnverhältnisse, aber
auch um die Verstärkung von Kinderrechten. So fordern sie zum
Beispiel, dass Kinder wählen dürfen und "nicht alles tun müssen, was
die Eltern sagen" sowie, dass Kinder generell mehr gefragt werden.
"Interessant an den Ergebnissen der aktuellen Studie ist, dass sich
die Rangfolge der Themen im Vergleich zu den vergangenen Jahren
teilweise verschoben hat", erklärt Verena Todeskino,
wissenschaftliche Mitarbeiterin des PROSOZ Instituts für
Sozialforschung - PROKIDS. "So stand zum Beispiel im Jahr 2009 die
Veränderung der Preispolitik an erster Stelle der Änderungswünsche
(13 %). Dieser Aspekt taucht in der vorliegenden Studie mit drei
Prozent erst auf Rang 9 auf." Auch die Kategorien "Frieden", "Mehr
Geld für alle" oder "Freizeitangebote" rücken mehr in den
Hintergrund, als es noch 2009 der Fall war.
Immer mehr Kinder kennen ihre Rechte
Erfreulich ist die Tatsache, dass in Thüringen mehr Kinder die
UN-Konvention über die Rechte des Kindes kennen. War diese im Jahr
2011 nur rund jedem dritten Kind bekannt, ist das nun schon bei fast
jedem zweiten der Fall (42 %). Diese Kinder glauben auch eher, dass
ihre Meinung in der eigenen Stadt bzw. Gemeinde ernst genommen wird.
"Zurückzuführen ist das sicherlich auf verstärkte
Aufklärungskampagnen und damit größeres Wissen", sagt Prof. Bernhard
Kalicki, Leiter der Abteilung Kinder und Kinderbetreuung des
Deutschen Jugendinstituts (DJI) in München und Professor für
frühkindliche Bildung an der Evangelischen Hochschule Dresden (EHS).
"Nun müssen Politik und entsprechende Institutionen am Ball bleiben,
damit dieser Aufwärtstrend anhält."
Mitbestimmung in Familie und Schule
Im familiären Umfeld ist den Kindern in Thüringen eine
Mitbestimmung insgesamt "mittelmäßig" bis "ziemlich" wichtig, wobei
sie an erster Stelle mitbestimmen möchten, zu welcher Schule sie
gehen. "Sehr" wichtig ist einem guten Drittel (28 %) der befragten
Kinder, an der Entscheidung darüber beteiligt zu werden, wohin die
Familie in Urlaub fährt. Beim täglichen Speiseplan der Familie
mitreden zu dürfen, ist den Kindern hingegen nur "mittelmäßig"
wichtig, wobei Jungen darauf einen größeren Wert legen als Mädchen.
Ebenfalls "mittelmäßig" wichtig ist die Mitbestimmung in der Schule,
vor allem möchten die Kinder bei Klassenfahrten und Ausflügen
mitentscheiden.
Das LBS-Kinderbarometer
Die kindliche Perspektive ernst nehmen und ihr einen festen Platz
in der gesellschaftlichen Diskussion geben - darum geht es im
LBS-Kinderbarometer, das seit 1997 vom PROSOZ Institut für
Sozialforschung - PROKIDS im Auftrag der
Landesbausparkassen-Initiative "Junge Familie" durchgeführt wird. Die
Studie ist eine auf kontinuierliche Wiederholung angelegte
Querschnittsstudie von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 9
und 14 Jahren. Im Sommer 2013 wurden repräsentativ für die gesamte
Bundesrepublik und repräsentativ für jedes einzelne der 16
Bundesländer insgesamt mehr als 10.000 Kinder befragt. Damit ist das
LBS-Kinderbarometer eines der größten Beteiligungsprojekte
Deutschlands zur Erhebung der Kindermeinung. Bereits zum dritten Mal
förderten die LBS Hessen-Thüringen und der Deutsche Kinderschutzbund
Landesverband Thüringen e.V. einen für Thüringen repräsentativen
eigenen Länderbericht. Die Studie und deren Ergebnisse präsentierten
die Förderer gemeinsam am 28. Mai 2014 in Erfurt.
Kinder und Jugendliche gehen toleranter miteinander um
Freundschaften zu Menschen aus anderen Ländern, Gefallen an
Menschen, die nicht so sind wie alle anderen und die Wichtigkeit,
gemocht zu werden, auch wenn man anders ist, sind im Vergleich zu
2009 deutlich gestiegen.
Menschen, die nicht so sind wie alle anderen, finden die Kinder in
Thüringen sehr gut. Auch fällt es ihnen nicht schwer, Kinder mit
einer anderen Meinung zu akzeptieren. Zu diesen erfreulichen
Ergebnissen kommt das aktuelle, repräsentative LBS-Kinderbarometer
2013, das die Landesbausparkasse Hessen-Thüringen gemeinsam mit dem
PROSOZ-Institut für Sozialforschung - PROKIDS und dem Deutschen
Kinderschutzbund Landesverband Thüringen e. V. in Erfurt vorgestellt
hat. Für die Studie wurden Kinder und Jugendliche im Alter zwischen
neun und 14 Jahren befragt.
Die Aussage, mit Menschen aus anderen Ländern befreundet zu sein,
findet bei Thüringens Kindern zwar nur mittelmäßige Zustimmung, diese
ist aber prozentual deutlich höher, als es das LBS-Kinderbarometer
noch 2009 für Thüringen zeigte. Jedes vierte Kind stimmt der Aussage,
mit Menschen aus anderen Ländern befreundet zu sein "sehr" zu. 2009,
als dies zuletzt abgefragt wurde, war es nur jedes siebte Kind.
Gestiegen ist auch die Häufigkeit von Freundschaften mit Menschen mit
Behinderung. Zwar gibt mehr als die Hälfte der thüringischen Kinder
an, solche Freundschaften "nicht" zu haben, 15 % stimmen der Aussage
mit Menschen mit Behinderung befreundet zu sein "sehr" zu. 2009 war
das nur bei 4 % der Kinder der Fall. "Die gestiegene Toleranz der
thüringischen Kinder ist ein sehr ermutigendes Ergebnis unserer
Arbeit", sagt Prof. Rainer Benkmann, Vorstandsvorsitzender des
Deutschen Kinderschutzbundes Landesverband Thüringen e. V. "Eines
unserer wichtigsten Anliegen ist es, Toleranz in den Schulen
voranzutreiben. Schließlich sind Akzeptanz und Toleranz hinsichtlich
der Pluralität von Meinungen demokratische Werte unserer
Gesellschaft, die in den Einrichtungen grundlegend vermittelt werden
müssen."
Toleranz fordern die Kinder aber auch selber ein: Der Hälfte von
ihnen ist es "sehr" wichtig, gemocht zu werden, auch, wenn sie einmal
"anders" sind. Für ein weiteres Viertel (24 %) ist das "ziemlich"
wichtig. Dieser Aspekt ist den Kindern heute deutlich wichtiger als
im Jahr 2009.
Positive Verstärkung
"Die Ergebnisse des LBS-Kinderbarometer zeigen, dass die
abgefragten Toleranzaspekte miteinander in Verbindung stehen", stellt
Verena Todeskino, wissenschaftliche Mitarbeiterin des
PROSOZ-Instituts für Sozialforschung - PROKIDS, fest. "Je häufiger
Kinder mit Menschen aus anderen Ländern befreundet sind, desto
häufiger haben sie auch Freunde mit einer Behinderung und desto
besser finden sie es, dass es Menschen gibt, die anders als die
Allgemeinheit sind." Toleranz hat zudem Auswirkungen auf das
Wohlbefinden in Schule und Familie: Kinder in Thüringen fühlen sich
in diesen Bereichen umso schlechter, je schwerer es ihnen fällt,
Kinder mit anderer Meinung zu akzeptieren. "Hierbei ist es natürlich
besonders interessant zu sehen, dass sich die Kinder in Thüringen zu
den abgefragten Aspekten deutlich toleranter äußern als es in der
letzten Erhebung der Fall war. Eine positive Entwicklung, die
hoffentlich noch weiter voranschreitet", so Prof. Bernhard Kalicki,
Leiter der Abteilung Kinder und Kinderbetreuung des Deutschen
Jugendinstituts (DJI) in München und Professor für frühkindliche
Bildung an der Evangelischen Hochschule Dresden (EHS).
Internetnutzung: Für viele Kinder in Thüringen eine häufige
Beschäftigung
World Wide Web zur Kontaktpflege und als Trostspender
Kinder in Thüringen, die das Internet oft bis sehr oft nutzen,
fühlen sich in ihrer Lebensumgebung nicht so wohl wie Kinder, die
seltener im Netz sind. Das zeigt das aktuelle, repräsentative
LBS-Kinderbarometer 2013, das die Landesbausparkasse Hessen-Thüringen
gemeinsam mit dem PROSOZ-Institut für Sozialforschung - PROKIDS und
dem Deutschen Kinderschutzbund Landesverband Thüringen e. V. in
Erfurt vorgestellt hat. Für die Studie wurden Kinder und Jugendliche
der Klassen vier bis sieben befragt.
Das Internet ist bei Thüringens Kindern auf dem Vormarsch. Jedes
zweite von ihnen teilt sich den Netzzugang mit Familienmitgliedern,
40 % der befragten Kinder haben einen eigenen Zugang. Damit haben
deutlich mehr Kinder einen Internetzugang ausschließlich für sich
allein als noch 2011 (25 %) und 2009 (19 %). Jedes fünfte Kind gibt
an, "sehr oft" zu surfen, jedes dritte verbringt "oft" Zeit im
Internet. Je älter die Kinder werden, desto häufiger gehen sie ins
Netz. "Für viele Kinder und Jugendliche ist das Internet ein fester
Bestandteil ihres Alltags. Umso wichtiger ist es, dass sie auch
mögliche Gefahren bei der Nutzung des Internets erkennen. Hier sind
Eltern und Fachkräfte in Schulen, Kindertages- und
Jugendeinrichtungen gefragt, die Medienkompetenz des Nachwuchses zu
fördern und für Themen wie Datensicherheit, Urheberrechtsverletzungen
oder auch Cybermobbing zu sensibilisieren", sagt Prof. Rainer
Benkmann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Kinderschutzbundes
Landesverband Thüringen e. V.
Genutzt wird das World Wide Web aus unterschiedlichen Motiven. Für
jedes fünfte Kind dient es dazu, regelmäßig Kontakte mit Freundinnen
und Freunden zu pflegen; 21 % sind dafür "oft" im Netz, 23 % sogar
"sehr oft". Damit einhergehend fühlen sich Kinder mit ihren Freunden
umso wohler, je häufiger sie mit ihnen Kontakt über das Internet
halten. Immerhin jedes zehnte Kind findet über diesen Kanal auch neue
Freunde. Ein Zehntel der Kinder in Thüringen findet "oft" oder "sehr
oft" im Internet Trost, wenn sie traurig sind. Das Netz kann aber
auch Quelle von Stolz sein: Ebenfalls ein Zehntel der thüringischen
Kinder ist "oft" oder "sehr oft" stolz, wenn sie zum Beispiel bei
Spielen im Netz besonders gut abschneiden. Beide Aspekte - Trost und
Stolz - treffen dabei auf Kinder mit Migrationshintergrund mehr zu
als auf Kinder ohne Migrationshintergrund. Die Studienergebnisse
zeigen außerdem, dass Kinder, die das Internet häufiger als
Trostspender nutzen, umso häufiger ein schlechteres Wohlbelfinden
haben. Als Lernquelle verliert das Internet hingegen an Bedeutung,
hier glauben deutlich weniger Kinder, beim Surfen wichtige Dinge zu
lernen, als noch 2011.
"Wie häufig Kinder das Internet nutzen, steht mit verschiedenen
Aspekten ihres Wohlbefindens in Zusammenhang", erklärt Verena
Todeskino, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des PROSOZ Instituts für
Sozialforschung - PROKIDS. "Das Kinderbarometer zeigt, dass Kinder,
die sich im allgemeinen, der Schule oder in ihrer Wohngegend unwohler
fühlen, häufiger das Internet nutzen" Je häufiger Kinder mit ihren
Freunden im Internet Kontakt halten, desto besser fühlen sie sich
hingegen im Freundeskreis.
Das LBS-Kinderbarometer
Die kindliche Perspektive ernst nehmen und ihr einen festen Platz
in der gesellschaftlichen Diskussion geben - darum geht es im
LBS-Kinderbarometer, das seit 1997 vom PROSOZ Institut für
Sozialforschung - PROKIDS im Auftrag der
Landesbausparkassen-Initiative "Junge Familie" durchgeführt wird. Die
Studie ist eine auf kontinuierliche Wiederholung angelegte
Querschnittsstudie von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen
neun und 14 Jahren. Im Sommer 2013 wurden repräsentativ für die
gesamte Bundesrepublik und repräsentativ für jedes einzelne der 16
Bundesländer insgesamt mehr als 10.000 Kinder befragt. Damit ist das
LBS-Kinderbarometer eines der größten Beteiligungsprojekte
Deutschlands zur Erhebung der Kindermeinung. Bereits zum dritten Mal
förderten die LBS Hessen-Thüringen und der Deutsche Kinderschutzbund
Landesverband Thüringen e.V. einen für Thüringen repräsentativen
eigenen Länderbericht. Die Studie und deren Ergebnisse präsentierten
die Förderer gemeinsam am 28. Mai 2014 in Erfurt.
Pressekontakt:
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Sabine Schmitt
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