(ots) -
75 % der Deutschen fehlen die Mittel zur Altersvorsorge
Fast die Hälfte der Bürger kennt ihre gesetzlichen Rentenansprüche
nicht.
Versorgungs-Lücke pro Bürger größer als 27.000 EUR.
Rund drei Viertel der Deutschen halten ihre Rentenansprüche für
nicht ausreichend.
Jeder vierte Bürger ignoriert das Thema Altersvorsorge aktuell.
Die finanziellen Spielräume zur privaten Altersvorsorge haben
weiter abgenommen.
Die Mehrzahl der Bürger ist nicht bereit, ihren aktuellen
Lebensstandard zu Gunsten der Altersvorsorge einzuschränken.
Insbesondere junge Menschen haben Angst, im Alter vom
Existenzminimum leben zu müssen.
Familien mit Kindern sorgen deutlich besser für das Alter vor, als
Kinderlose.
Rund 80% der Bürger sind sich über die Notwendigkeit einer
rechtzeitigen privaten Altersvorsorge bewusst. Dennoch sind Interesse
oder die finanziellen Möglichkeiten mit Bezug auf dieses Thema sehr
schwach ausgeprägt. Durch das nicht ausreichende Vorsorgeverhalten
der Deutschen fehlen im Alter durchschnittlich mehr als 27.000 EUR
pro Bürger. Die Mehrheit ist jedoch nicht bereit, ihren
Lebensstandard zu Gunsten der Altersvorsorge einzuschränken. Es droht
für weite Teile der Bevölkerung Altersarmut und ein
Generationen-Konflikt beim Streit um die Höhe der staatlichen Rente.
Mit der Studie "Altersvorsorgereport: Deutschland 2014"
(www.sparda-bank-hamburg.de/report) hat die Sparda-Bank Hamburg,
gemeinsam mit einem Team rund um Prof. Dr. Jens Kleine vom Research
Center for Financial Services der Steinbeis-Hochschule, die dritte
umfassende Untersuchung für den deutschen Altersvorsorgemarkt
vorgelegt.
Die Schließung der Vorsorgelücke stellt die Bürger vor große
Herausforderungen. Die Gründe liegen zum einen in den finanziellen
Möglichkeiten der Deutschen und zum anderen in den aktuellen
Lebensstandards. Denn rund 75% der Deutschen haben nicht die
Möglichkeiten, um für ausreichende finanzielle Sicherheit im Alter zu
sorgen. Sie können die Vorsorgelücke nicht aus eigenen Kräften
schließen. Besonders betroffen ist die Berufsgruppe der Arbeiter.
Hier haben aktuell nur rund 19% finanzielle Spielräume für die
private Altersvorsorge. Die Schere zwischen Arm und Reich wird dabei
immer größer: Diejenigen Bürger, die aktuell über ausreichend Kapital
für eine zusätzliche private Altersvorsorge verfügen, können aufgrund
des starken Wohlstandsgefälles, im Schnitt etwa 325 EUR zusätzlich
zurücklegen. "Das soziale Ungleichgewicht wird sich im Alter weiter
verschärfen. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung wird im Alter gut
leben können, wohingegen ein wesentlich größerer Teil mit
Einschränkungen oder gar Altersarmut zu kämpfen haben wird", so Heinz
Wings, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank Hamburg.
Die Studie ergab, dass grundsätzlich nur ein geringes Interesse am
Thema Altersvorsorge besteht, trotz des Bewusstseins der bestehenden
Notwendigkeit. So sind sich 82% der Bürger bewusst, dass eine
rechtzeitige private Vorsorge zur Wahrung des Lebensstandards im
Alter notwendig ist. Dennoch sind Interesse oder die finanziellen
Möglichkeiten bei diesem Thema Altersvorsorge in der Bevölkerung eher
gering. Mehr als ein Viertel der Bürger gaben sogar an, das Thema
Altersvorsorge aktuell komplett zu ignorieren. "Ich bin schockiert,
dass jeder Vierte das Thema Altersvorsorge - trotz der täglichen
Berichterstattung in den Medien - ignoriert", so Wings weiter.
Das geringe Interesse spiegelt sich auch im Kenntnisstand der
Bürger wider. Die konkreten Rentenansprüche sind weitestgehend
unbekannt. Rund 73% der Bürger gehen zwar davon aus, dass ihre
Rentenansprüche im Alter nicht ausreichen, dennoch kennen weniger als
die Hälfte deren tatsächliche Höhe. Dabei haben jedoch rund 50% der
Deutschen Angst im Alter vom Existenzminimum leben zu müssen.
Insbesondere bei jungen Menschen ist diese Furcht besonders
ausgeprägt. "Dass die jungen Menschen die Bedeutung der
Altersvorsorge erkannt haben, ist ein äußerst positives Zeichen. Sie
haben jedenfalls vom Alter her noch Möglichkeiten, um ausreichend
vorzusorgen", konstatiert Wings.
Zudem muss das derzeitige Sparverhalten der Deutschen im Hinblick
auf die Altersvorsorge als unzureichend angesehen werden, was zu
einer immensen Vorsorgelücke führen wird: Im Schnitt wollen die
Deutschen bei Renteneintritt etwa 96.000 EUR angespart haben. Hierfür
legen die Bürger 21 Jahre durchschnittlich 179 Euro pro Monat zurück.
Bei einer durchschnittlich erwarteten - wahrscheinlich sehr hoch
gegriffenen - Rendite von fast 4% ergibt sich ein tatsächlicher
Ansparbetrag von 69.000 EUR. Dies führt zu einer Vorsorgelücke von
mehr als 27.000 EUR pro Bürger. "Die große Vorsorgelücke stellt die
Bevölkerung vor große Herausforderungen, da sie zu erheblichen
Einschränkungen im Alter führen wird, hier besteht dringender
Handlungsbedarf", führt Jens Kleine, Professor für
Finanzdienstleistungen an der Steinbeis-Hochschule Berlin, an.
Im Hinblick auf die einzelnen Berufsgruppen tun vor allem die
selbstständigen Handwerker zu wenig für die private Altersvorsorge.
Diese sparen durchschnittlich nur 135 EUR/Monat. Freiberufler legen
ca. 400 EUR/Monat in die private Altersvorsorge an. "Ein hoher
Sparbeitrag für die Altersvorsorge ist insbesondere für die
Berufsgruppe der Freiberufler von immenser Bedeutung, da sich diese
wegen der nicht vorhandenen Rentenversicherungspflicht nicht auf die
staatliche Rente verlassen können", so Wings weiter.
Bei der Betrachtung der Familiengröße wird deutlich, dass Familien
mit Kindern deutlich besser vorsorgen als Kinderlose oder sich aber
im Alter "Kinder-reich" schätzen und somit über die Kinder
abgesichert fühlen. Dies führt dazu, dass die Angst, im Alter vom
Existenzminimum leben zu müssen, bei Familien mit Kindern deutlich
geringer ist als bei Kinderlosen.
Bei der Bewertung der unterschiedlichen Altersvorsorgeprodukte
werden die Eigentumsimmobilie und die betriebliche Altersvorsorge als
geeignetste Anlagemöglichkeiten angesehen. Dennoch kann der Besitz
und die Einzahlung in ein Altersvorsorgeprodukt nicht als sichere
Grundlage für eine ausreichende Absicherung in der Zukunft gewertet
werden. Insgesamt werden jeweils rund 17% der Altersvorsorgeverträge
ausgesetzt oder vorzeitig aufgelöst. Diese hohe Quote ist speziell
vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und den
bestehenden Versorgungslücken des staatlichen Rentensystems
beunruhigend hoch. "Durch die hohen Abbruch- und Aussetzungsquoten
der Altersvorsorgeverträge wird sich die Situation im Alter,
insbesondere für Personen mit einem geringen Einkommen, weiter
zuspitzen", so Wings.
Die Deutschen wollen heute leben. Eine Einschränkung des eigenen
Lebensstandards wird von der Mehrheit nicht gewünscht. Knapp 73% der
Bürger sind nicht bereit, ihren Lebensstandard zu Gunsten der
Vorsorge einzuschränken. "Knapp die Hälfte der Bürger kann sich aber
vorstellen, anstehende Lohnerhöhungen in private Vorsorge-Produkte zu
investieren. Dies ist ein positives Zeichen", zeigt Wings einen
Lichtschimmer in der privaten Altersvorsorge auf.
Pressekontakt:
Dieter Miloschik
Abteilungsdirektor
Leiter Unternehmenskommunikation
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