(ots) - Nach Jahren der Deregulierung des
Zeitarbeitsmarktes greift die Politik wieder stärker in das
Marktgeschehen ein. Vor allem Regulierungsansätze wie Equal Payment,
branchenspezifische Tariflohnzuschläge sowie die angekündigte
Verkürzung der Höchstüberlassungsdauer stellen die Anbieter von
Personaldienstleistungen vor große Herausforderungen. Gleichzeitig
hat sich die Zeitarbeit in Deutschland branchenübergreifend als feste
Größe der strategischen Personalplanung etabliert und als "Anbieter
von Flexibilität" die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft
nachhaltig erhöht. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des
Beratungsunternehmens Baker Tilly Roelfs - ehemals RölfsPartner - auf
Basis einer Befragung unter den 500 größten Personaldienstleistern
Deutschlands. Trotz guter Konjunkturaussichten und anhaltend hoher
Nachfrage nach Zeitarbeitskräften sind die Gewinne der
Personaldienstleistungsanbieter in den letzten Jahren immer weiter
gesunken. Zudem wird die mangelnde Verfügbarkeit von Fachkräften
zunehmend zu einer Wachstumsbremse.
"Regulierung, Fachkräftemangel und anhaltender Druck auf die
Gewinne sorgen weiterhin für eine angespannte Situation im Markt für
Personaldienstleistungen. Dabei zeigt sich nun, welche Unternehmen
ihre Hausaufgaben gemacht und sich rechtzeitig auf diese
Entwicklungen eingestellt haben", so Dietmar Flügel, Leiter der
Studie und Partner bei Baker Tilly Roelfs. "Zudem unterstreicht
unsere Studie noch einmal die hohe Bedeutung der Zeitarbeitsbranche
für die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland.
Entsprechend sollte in puncto Regulierung neben einer Stärkung der
Rechte des Zeitarbeitspersonals vor allem auch die
volkswirtschaftliche Dimension in Betracht gezogen werden.
Schließlich ist die Zusammenarbeit mit Zeitarbeitsfirmen
branchenübergreifend ein zentraler Stellhebel für deutsche
Unternehmen, um flexibel auf Konjunkturschwankungen reagieren zu
können."
Zukunft: einheitlich uneinheitlich
Vor diesem Hintergrund zeigen sich die Zukunftserwartungen der
Anbieter auch sehr uneinheitlich: Die befragten Marktteilnehmer
befürchten vor allem die mit den aktuellen Regulierungsvorhaben der
deutschen Bundesregierung verbundenen Einschränkungen. So wird
erwartet, dass sich die Zeitarbeit in Zukunft durch tarifliche und
politische Entscheidungen weiter verteuern wird, was vor allem die
Nachfrage nach gering qualifizierten Mitarbeitern belastet.
Während die erfreulichen Konjunkturerwartungen weiteres
Branchenwachstum begünstigen, rechnet doch eine Mehrheit der
Personaldienstleister mit Umsatz- und Ergebnisrückgängen durch die
(Wieder-)Einführung der im Koalitionsvertrag angekündigten
Höchstüberlassungsdauer von 18 Monaten.
Bereits seit 2012 kommen in Deutschland branchenspezifische
Zuschläge zum Tariflohn der Leiharbeitnehmer hinzu. Die Auswirkungen
fallen jedoch geringer aus als ursprünglich erwartet. Die gestiegenen
Personalkosten konnten zu großen Teilen an die Kunden weitergegeben
werden, sodass die Margen der Personaldienstleister nicht in dem
ursprünglich erwarteten Umfang reduziert wurden.
Wachstumsbremse akuter Fachkräftemangel
Als weitere große Herausforderung wurde von den teilnehmenden
Unternehmen der Fachkräftemangel genannt. Die Verfügbarkeit von
qualifiziertem Personal stellt weiterhin einen wachstumslimitierenden
Faktor dar - gleichzeitig sehen die Anbieter in der Ãœberlassung und
Vermittlung von gut qualifiziertem Personal das höchste
Wachstumspotenzial. Somit sind das Recruiting sowie die Aus- und
Weiterbildung von Personal erfolgskritisch und zugleich die größten
Herausforderungen für die Anbieter. Insbesondere besteht im
produzierenden Gewerbe aufgrund der insgesamt soliden Konjunktur ein
höherer Bedarf an Personaldienstleistungen.
Akuter Fachkräftemangel existiert zudem in dem
konjunkturunabhängigen Gesundheits- und Sozialwesen, zum Beispiel in
der Alten- und Krankenpflege, der von den Personaldienstleistern
nicht komplett abgedeckt werden kann. "Von diesen Trends profitieren
vor allem Full Service Provider, die flexible vertragliche
Gestaltungsmöglichkeiten anbieten und die Herausforderungen im
Bereich Personalbeschaffung in Mangelberufen meistern", erklärt
Martin T. Kocybik, Senior Manager bei Baker Tilly Roelfs und Co-Autor
der Studie.
Konsolidierungstrend setzt sich fort
Ein wesentlicher "Konsolidierungstreiber" liegt in der
Anbieterstruktur des Marktes für Personaldienstleistungen, der sich
weiterhin sehr stark fragmentiert zeigt: Die Top 25 der
umsatzstärksten Personaldienstleister verlieren im Vergleich zum
Vorjahr etwa zwei Prozent Marktanteil und tragen etwa 26 Prozent zum
Gesamtbranchenumsatz bei.
Der anhaltend hohe Konsolidierungsdruck, die positiven
Konjunkturprognosen sowie erste abgeschlossene Transaktionen deuten
auf einen deutlichen Anstieg der Transaktionsaktivität im Jahr 2014
im Vergleich zum Vorjahr hin. Dies wird auch durch ein etwa 40
Prozent höheres Bewertungsniveau börsennotierter
Personaldienstleister im Vergleich zum Jahresende 2012 deutlich.
Derzeit agieren etwa (noch) 6.700 Personaldienstleistungsunternehmen
mit über 11.000 Niederlassungen am - sehr fragmentierten - deutschen
Markt. An Bedeutung gewinnen vor allem Markteintritte durch
Übernahmen aus dem Ausland. Die Teilnahme am größten
Personaldienstleistungsmarkt Europas mit einer hohen Nachfrage nach
qualifiziertem Personal motivierte mehrere Personaldienstleister aus
den Nachbarstaaten zum Erwerb deutscher Marktteilnehmer. Die
Möglichkeit, dabei Fachpersonal aus Drittstaaten in den sogenannten
Mangelberufen an deutsche Unternehmen zu verleihen, zählt dabei zu
den Kernmotiven dieser Käufergruppe.
Auch die Trends "Auf- und Ausbau neuer Geschäftssegmente" und
"regionale Expansionen" zielen auf eine größere und schärfere
Wahrnehmung ab. Dieses geschärfte Profil im Hinblick auf Branche,
Dienstleistung oder Region begünstigt wiederum die Rekrutierung
qualifizierten Personals. "In Summe scheinen die aktuellen
Marktkräfte eine Konsolidierung des Marktes zu fördern und dies auf
einem aktuell hohen Bewertungsniveau", fasst Flügel zusammen.
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