(ots) - Mehr Geld ausgeben fürs Militär, das ist in
Deutschland unpopulär. Das gilt auch für die eher zaghaften Versuche
der Nato, das neoimperiale Russland einzudämmen. Viele Deutsche
stellen eher Obama unter Verdacht als Putin. Polen und die baltischen
Staaten haben, schon wegen ihrer Geschichte, eine völlig andere
Wahrnehmung. Sie haben die völkerrechtswidrige Eroberung der Krim
durch Moskau und die militante Destabilisierung im ostukrainischen
Donbass unmittelbar in ihre eigene Bedrohung hochgerechnet. Sie haben
sich bei den Nato-Verbündeten lautstark beschwert, dass Russland an
ihren Grenzen Militärmanöver abhält und seine Rüstungsausgaben in den
vergangenen Jahren weit überproportional gesteigert hat. Die
Osteuropäer erwarten, dass der Westen, die USA und die Nato ihnen
ohne Wenn und Aber beistehen.
Die Erwartungen waren hoch an Obama, als er nun Polen besuchte.
Vor diesem Hintergrund werden sie die versprochene Milliarde Dollar
wohl als Tropfen auf den heißen Stein verstehen. Denn während in
Deutschland die Furcht vor einem neuen Wettrüsten und einer Rückkehr
zum Kalten Krieg dominiert, fürchtet Osteuropa, von Russland
angegriffen zu werden. Seit Obama die Pläne seines Vorgängers Bush
für einen Raketenabwehr-Schild auf polnischem Boden wieder kassierte,
zweifeln Polen von links bis rechts an der Zuverlässigkeit der
Amerikaner. Während in Deutschland allen Ernstes diskutiert wird,
Russland Einfluss auf das zuzugestehen, was einst der Sowjetunion
gehörte, damit man selbst seine vermeintliche Ruhe hat, verweist
Osteuropa auf die friedliche 89er-Revolution. Alle wollten weg aus
dem Einflussbereich Moskaus, die Hoffnung lag nicht im Osten, dort
lauerte das politische und wirtschaftliche Elend, sondern im Westen,
wo Demokratie und Wohlstand winkten. Noch vor 25 Jahren haben auch
die Deutschen, begeistert von der ansteckenden Freiheitswelle, das so
gesehen. Heute ist es anders, auch wegen der gewachsenen Entfremdung
zu den Amerikanern.
Anstatt für Putins Einkreisungsängste Verständnis aufzubringen
können wir uns auch fragen, weshalb kein Land, das sich dem
russischen Einfluss entwunden hat, wieder dorthin zurück will.
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