(ots) - Grüne und Verbraucherzentrale warnen vor
EZB-Leitzinssenkung
Finanzexperte Schick: Die Märkte zeigen "erste Anzeichen von
Ãœberhitzung" - Verbraucherzentrale Bundesverband: "Geldpolitik wird
sich normalisieren müssen"
Osnabrück.- Im Vorfeld der für Donnerstag erwarteten neuerlichen
Leitzinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) zeigen sich
Finanzexperten alarmiert. In einem Gespräch mit der "Neuen
Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag) sagte Gerhard Schick,
Finanzfachmann der Grünen und Mitglied im Bundestag: "Die EZB kann
die wirtschaftliche Misere Europas nicht überwinden." Der promovierte
Volkswirt warnte vor "Risiken und Nebenwirkungen" der
Nullzinspolitik: "Die Anleihe-, Aktien- und Immobilienmärkte zeigen
erste Zeichen einer Ãœberhitzung, auf der Suche nach Rendite werden
auch toxische Altlasten wieder zu einer lukrativen Investition."
Unternehmen und Privathaushalte seien überschuldet und investierten
nicht, so Schick. "Und die Regierungen - mit Merkels Fiskalpakt als
Korsett - dürfen es nicht." Daran werde auch ein niedrigerer Leitzins
nichts ändern. Der Schlüssel liege in einer "Steigerung der
Investitionsnachfrage", so der Grüne. Hier seien die Regierungen
gefordert: "Sie müssen endlich mit Zukunftsinvestitionen für neue
wirtschaftliche Dynamik sorgen, insbesondere auch in Deutschland."
Auch den Sparern machen Leitzinssenkungen Sorge. "Natürlich leidet
der Sparer aktuell unter den niedrigen Zinsen", sagte Christian
Ahlers, Finanzexperte vom Verbraucherzentrale Bundesverband, im
Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag).
"Langfristig ist aber der Blick auf das große Ganze wichtig", so
Ahlers. Denn: "Die Geldpolitik wird sich irgendwann normalisieren
müssen. In den USA hat der Abschied vom billigen Geld bereits
begonnen. Für die Eurozone kommt es darauf an, die Stagnation in den
südlichen Mitgliedsländern zu überwinden", erklärte Ahlers.
Es wird allgemein erwartet, dass EZB-Chef Mario Draghi am
Donnerstag ein Maßnahmenpaket zur Überwindung der Krise im Euro-Raum
vorstellen wird. Im Gespräch ist unter anderem, den Leitzins von
derzeit 0,25 Prozentpunkten auf 0,1 Prozentpunkte zu senken. Dies
verbilligt Kredite und soll zu Investitionen anregen.
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