(ots) -
- Entscheidung der EZB für negativen Einlagenzins soll
Kreditvergabe ankurbeln
- quirin bank gibt Negativzinsen nicht an Kunden weiter
- Chefvolkswirt Philipp Dobbert: "Notenbankpolitik kann
Strukturreformen nicht ersetzen"
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat gestern erstmalig einen
negativen Zinssatz von -0,10% für die Bundesbank-Einlagefazilität
(Einlagenzins der Deutschen Bundesbank) mit Wirkung vom 11. Juni 2014
beschlossen. Der Vorstand der quirin bank hat am gleichen Tag
entschieden, diesen nicht an die Kunden weiterzugeben. "Wir sind der
Auffassung, dass die von der EZB ergriffenen Maßnahmen nicht zu
Lasten unserer Kunden gehen dürfen", so Karl Matthäus Schmidt,
Vorstandsvorsitzender der quirin bank.
Die Zentralbank verfolgt mit dieser weiteren Senkung des
Leitzinses im Euro-Raum das Ziel, durch niedrigere Zinsen die
Kreditvergabe der Geschäftsbanken zu verbilligen und auszuweiten,
sowie dadurch die gesamtwirtschaftliche Investitionstätigkeit zu
stimulieren. "Insofern ist der Schritt eher dem Kampf gegen die
Kreditklemme in den südlichen EU-Staaten zuzurechnen als dem Kampf
gegen die Deflation", sagt Philipp Dobbert, Chefvolkswirt der quirin
bank AG.
Allerdings hat der Präsident der EZB, Mario Draghi, bereits im
letzten Jahr mehr oder weniger offen eingeräumt, dass er das
konjunkturelle Belebungspotenzial weiterer Leitzinssenkungen im
Euro-Raum eher als begrenzt ansieht. Die EZB hat sich nun auch für
flankierende Maßnahmen entschieden. Die erste dieser gestern
beschlossenen "speziellen" Maßnahmen ist ein negativer Einlagenzins
für Geschäftsbanken bei der EZB in Höhe von -0,1 %. Ein negativer
Zins auf diese Einlagen bedeutet nicht nur, dass die Banken bis auf
Weiteres keinen Zins mehr für Einlagen bei der EZB erhalten (das war
beim bisherigen Satz von 0 % auch schon so), sondern im Gegenteil
Zinszahlungen an die EZB leisten müssen (das ist das Neue und
Unkonventionelle). Damit möchte die EZB ihr kurzfristiges Parkkonto
für Geschäftsbanken noch unattraktiver machen und die Geschäftsbanken
so dazu bewegen, die von der EZB bereitgestellte Liquidität zur
Kreditvergabe zu nutzen und den Wirtschaftskreislauf in der Euro-Zone
damit anzukurbeln.
"Die Chancen für einen Erfolg dieses Unterfangens dürften nicht
allzu gut stehen. Schon jetzt verzichten die Banken - vor allem in
der südlichen Euro-Peripherie - ja nicht auf die Kreditvergabe, weil
die Einlagekonditionen der EZB so attraktiv wären. Vielmehr erscheint
den Banken die Kreditvergabe unter Risikoaspekten sehr unattraktiv -
daran ändert auch ein negativer Einlagenzins der EZB nichts", sagt
Dobbert.
Was bringt die EZB dazu, nach 2012 nun erneut derart schwere
Geschütze aufzufahren? Die EZB hebt mit den aktuellen Maßnahmen ihren
Kampf gegen die Deflation bereits jetzt auf eine neue Ebene. Wenn man
allerdings genau hinschaut und sich die Art der beschlossenen
Maßnahmen noch einmal vergegenwärtigt, fällt der Fokus der EZB nicht
so sehr auf die Deflation als vielmehr auf die massive Kreditklemme
in den südlichen Peripherieländern der Euro-Zone. "Das Handeln der
EZB ist mit erheblichen Risiken verbunden: So wurde mit dem
Negativzins ein Instrument gewählt, dessen mögliche Auswirkungen noch
nicht einmal theoretisch erschöpfend diskutiert sind. Hinzu kommt:
Eine strukturelle Lösung der Probleme der Euro-Zone ist über die EZB
und ihre Politikinstrumente nicht möglich. Hierfür sind
Strukturreformen nötig. Das Unangenehme ist nur: Diese
Strukturreformen werden weniger dringlich, je mehr die EZB mit ihrer
Politik eingreift", sagt Dobbert.
Ãœber die quirin bank:
Als erste Honorarberaterbank Deutschlands betreibt die quirin bank
AG Bank- und Finanzgeschäfte in zwei Geschäftsfeldern: Anlagegeschäft
für Privatkunden (Honorarberatung) sowie Beratung bei
Finanzierungsmaßnahmen auf Eigenkapitalbasis für mittelständische
Unternehmen (Unternehmerbank). Das Finanzinstitut ist 1998 gegründet
worden, hat seinen Hauptsitz in Berlin und betreut gegenwärtig 9.300
Kunden mit einem Anlagevolumen von rund 2,7 Milliarden Euro. In der
Honorarberatung bietet die quirin bank Anlegern ein neues
Betreuungskonzept, das auf kompletter Kostentransparenz und
Rückvergütung aller offenen und versteckten Provisionen beruht.
Ansprechpartnerin für die Medien:
Kathrin Kleinjung
Leiterin Unternehmenskommunikation & Marketing
quirin bank AG
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