(ots) - Fall Rühs: Opferfamilie verlässt Lingen
Anwalt kritisiert Medien - "Ferndiagnosen helfen nicht weiter"
Osnabrück. Während sich der Schwerverbrecher Reinhard Rühs noch
auf der Flucht befindet, hat die Familie des mutmaßlichen
Vergewaltigungsopfers ihren Wohnort Lingen verlassen. Sie fühle sich
von den Boulevardmedien verfolgt. Das sagten die Anwälte des Opfers,
Bernhard Weiner und Birte Wolken-Lammers aus Meppen, im Gespräch mit
der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag).
"Selbsternannte Freunde des 13-jährigen Opfers verbreiten in
Medien und im Internet über dieses Halbwahrheiten und Mutmaßungen",
schildert Weiner die Situation. Die Opferfamilie selbst sei
aufgefordert worden, Interviews zu geben. "Das ist nicht akzeptabel",
kritisierte Weiner. Der Meppener Anwalt weiter: "Die Familie lebt nun
außerhalb von Lingen in Sicherheit." Sie brauche die notwendige Ruhe,
um die Ereignisse der vergangenen Tage zu verarbeiten.
Weiner dankte den Gastgebern, die spontan ein Haus zur Verfügung
gestellt hatten, sowie der Stadt Lingen, der Polizei und dem Weißen
Ring.
Gleichzeitig kritisierte der erfahrene Opferanwalt, dass immer
wieder die Privatsphäre von Opferfamilien missachtet werde. Er
erinnerte an den Mordfall Lena in Emden aus dem Jahr 2012. "Die
Familie musste monatelang abgeschirmt auswärts leben."
Weiner rief die Öffentlichkeit dazu auf, von Spekulationen Abstand
zu nehmen. "Ferndiagnosen oder Augenzeugenberichte vermeintlicher
Sachkundiger helfen nicht weiter."
Als Schwerverbrecher war der inzwischen per internationalem
Haftbefehl gesuchte Reinhard Rühs in Sicherungsverwahrung in der
Justizvollzugsanstalt Lingen untergebracht. Während eines Freigangs
soll er sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft Osnabrück am 30. Mai
in der Lingener Wohnung eines Bekannten das 13-jährige Mädchen
sexuell missbraucht haben.
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