(ots) - Streitthema energetische Sanierung: Mieterbund
fordert Verknüpfung von Heizkosten und Miethöhe
Bundesdirektor Siebenkotten hält geltendes Gesetz für falsch -
"Eigentümer können Mieter herausmodernisieren" - Fehlen von "vier
Millionen preiswerten Wohnungen" beklagt
Osnabrück.- Mieterbund-Bundesdirektor Lukas Siebenkotten fordert
beim Streitthema energetische Sanierung ein neues Gesetz. In einem
Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag) sagte
Siebenkotten: "Die geltende gesetzliche Regelung ist falsch und
ermöglicht es, Mieter aus ihren Wohnungen ,herauszumodernisieren'."
Aktuell dürfe ein Vermieter elf Prozent der Modernisierungskosten auf
die Jahresmiete aufschlagen, erklärte Siebenkotten. "Bei 20 000 Euro
für eine Wohnung sind das 2200 Euro im Jahr beziehungsweise 183 Euro
im Monat Mieterhöhung. Ob und in welchem Umfang Energie- und
Heizkosten eingespart werden, spielt keine Rolle", kritisierte der
Mieterbund-Chef. Siebenkotten schlägt eine neue Regelung vor, bei der
"Energieeinsparung und Mieterhöhung miteinander verknüpft" würden. "
Je weniger Heizkosten anfallen, desto höher darf die Miete steigen."
Die für 2015 geplante Mietpreisbremse begrüßt Siebenkotten. Sie
könne helfen, "Mietpreissteigerungen bei Neuvermietungen nicht ins
Uferlose steigen zu lassen". Jedoch sei "die Mietpreisbremse kein
Allheilmittel gegen alle Probleme des Wohnungsmarktes", sagte er. So
müsse es darüber hinaus eine Renaissance des Sozialen Wohnungsbaus in
Deutschland geben, forderte der Mieterbund-Direktor. "Im
Geschosswohnungsbau entstehen immer mehr Eigentumswohnungen, die zwar
oft wieder vermietet werden, aber teuer. Deshalb ist der Soziale
Mietwohnungsbau wichtig, um bezahlbare Wohnungen zu schaffen", sagte
Siebenkotten. Hier seien "gerade die Länder am Zug", erklärte er. Der
Bund stelle "schon seit Jahren 518 Millionen Euro jährlich zur
Verfügung. Es wäre viel gewonnen, wenn die Länder in gleicher
Größenordnung finanzieren und das Geld für neue Sozialmietwohnungen
ausgeben würden, und nicht für Eigentumsbildung und Investitionen in
den Bestand", betonte er.
Insgesamt gehe der Bestand an Sozialwohnungen in Deutschland
dramatisch zurück, warnte Siebenkotten: "Vor zwanzig Jahren waren es
noch vier Millionen Sozialwohnungen, jetzt sind es nur noch etwas
unter 1,5 Millionen. Jahr für Jahr sinkt der Bestand um 100.000
Wohnungen." Insgesamt fehle es an bezahlbarem Wohnraum, klagte der
Wohnungsmarkt-Experte. Insgesamt würden in Großstädten und
Ballungszentren "heute 400.000 bis 500.000 Wohnungen", benötigt,
schätzte er. Mit Blick auf die "Einkommensstruktur der Nachfrager"
und die "aktuelle Wohnkostenbelastung einkommensschwacher Haushalte",
fehlten in Deutschland insgesamt "noch etwa vier Millionen
bezahlbare, das heißt preiswerte Wohnungen", fügte er hinzu.
Allerdings lohne sich der Soziale Wohnungsbau für Investoren
derzeit nicht, beklagt Siebenkotten. Um die Förderkulisse zu
verbessern und den Sozialen Wohnungsbau in ganz bestimmten Regionen
gezielt zu pushen, schlägt er "spezielle Anreize für Investoren, zum
Beispiel steuerliche" vor.
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