(ots) -
- Carsharing ist ein weltweiter Trend, dessen Bedeutung auch in
Schwellenländern wie China stark zunimmt
- Der Carsharing-Markt in China hat großes Potenzial: im Schnitt
ca. 80 Prozent jährliches Wachstum bis 2018
- Carsharing-Modelle müssen an Chinas Marktgegebenheiten angepasst
werden, um nachhaltigen Erfolg sicherzustellen
- Zahl der Anbieter in China noch überschaubar,
Wettbewerbsvorteile als First Mover sind weiterhin möglich
Carsharing ist ein weltweiter Trend. Entwickelt in den
Industrieländern, trifft das Geschäftsmodell auch in Schwellenländern
zunehmend auf Interesse und Nachfrage, besonders in Asien.
Mittlerweile sind weltweit annähernd zwei Millionen Nutzer
registriert, der Markt beläuft sich auf ein Volumen von rund einer
Milliarde US-Dollar. Und das Wachstum geht weiter: Seit 2006 hat sich
die Zahl der Carsharing-Fahrzeuge im Bestand fast verdreifacht, für
die kommenden Jahre werden jährliche Steigerungsraten von mehr als 70
Prozent erwartet. Verstärkt wird diese Entwicklung durch weltweite
Trends wie die zunehmende Vernetzung der Fahrzeuge mit der
Infrastruktur, anderen Fahrzeugen etc. (Stichwort Car-to-X), die
Veränderung des individuellen Mobilitätsverhaltens sowie staatliche
und regionale Förderprogramme. Viele Carsharing-Anbieter und
Automobilhersteller haben die Chancen erkannt und sind bereits
international in diesem Bereich aktiv, sowohl in Bezug auf
Privatnutzer als auch im Flottenbetrieb.
In China wächst der Carsharing-Markt überdurchschnittlich: In
ihrer neuen Studie "Sharing the future - Perspectives on the Chinese
car sharing market" prognostizieren die Experten von Roland Berger
Strategy Consultants für die kommenden fünf Jahre ein jährliches
Wachstum um etwa 80 Prozent. "Die chinesischen Verbraucher sehen das
Thema sehr positiv, die technologischen Voraussetzungen wie mobiles
Internet sind verbreitet gegeben und die Regierung unterstützt
bereits die ersten einheimischen Carsharing-Dienstleister bei ihrem
Markteintritt", begründet Jürgen Reers, Partner im Automotive
Competence Center von Roland Berger Strategy Consultants, den
Optimismus. "Wir sehen daher eine breite Palette von Chancen und
Möglichkeiten für Anbieter von Carsharing- und
Flotten-Dienstleistungen."
Politische Unterstützung hilft beim Markteintritt
Andreas Maennel, Principal bei Roland Berger in Shanghai,
erwartet, dass staatliche Subventionen und Fördermaßnahmen den
Markteintritt in China vereinfachen werden. "Die politische
Unterstützung ist vorhanden und wird das Geschäftsumfeld deutlich
verbessern. Zum Beispiel planen die Behörden zusätzliche kostenlose
Parkplätze für Carsharing-Fahrzeuge und fördern die Entwicklung von
Elektroautos."
Mit der Zahl der Anbieter auf dem chinesischen Carsharing-Markt
wächst auch deren Produktpalette sowohl bei den angebotenen
Fahrzeugen als auch bei den Abrechnungsmodellen, um unterschiedliche
Nutzertypen bedienen zu können. Dabei müssen Anbieter sich gut
überlegen, ob und wie sich ihr Geschäftsmodell auf den chinesischen
Markt übertragen lässt.
"Ein Carsharing-Modell, das in Europa funktioniert, ist sicher
nicht direkt auf China übertragbar", sagt Roland Berger-Experte
Maennel. Unterschiede bestehen etwa bei der Infrastruktur, bei
Bezahlsystemen oder bei der Transparenz in Bezug auf die Bonität der
Kunden. Da der chinesische Markt noch klein ist, muss auch das
Flottenmodell beim Carsharing zunächst anders sein als in den
gereiften Märkten in Europa oder Nordamerika: "Für den Markteinstieg
in China eignen sich besonders stationsbasierte Flottenmodelle mit
geschlossenen Nutzergruppen", sagt Maennel: "Dafür brauchen Anbieter
erheblich weniger Fahrzeuge und Anfangsinvestitionen, senken so ihr
Risiko und können sich mit spezialisierten Serviceangeboten auf
ausgewählte Nutzergruppen konzentrieren. Zudem lässt sich auf dieser
Basis gut aufbauen, wenn die Nachfrage steigt. Das Flottenmodell mit
frei im Stadtgebiet verfügbaren Fahrzeugen, wie es heute in Europa
üblich ist, hat sich bislang nicht erfolgreich etablieren können."
Carsharing als Chance für Autohersteller
Neben den Anbietern selbst bietet der chinesische Carsharing-Markt
auch den Autoherstellern zusätzliche Möglichkeiten: "Besonders die
heimischen Hersteller - aber nicht nur die - können mit speziell für
den Carsharing-Einsatz angepassten Fahrzeugmodellen neue Nischen für
sich erschließen und ihre Marktwahrnehmung steigern," sagt Christian
Freese, Principal im Transportation Competence Center von Roland
Berger. "Das können zum Beispiel kleine, für den Stadtverkehr
optimierte und verbrauchsarme Fahrzeuge sein, die sich durch ein
modernes Design auszeichnen und einen hohen Wiedererkennungswert
haben. Auch modulare Konzepte, die kostengünstig produziert und
repariert werden können, sind für Carsharing-Betreiber aus
wirtschaftlicher Sicht interessant." Für die Akzeptanz durch die
Carsharing-Kunden seien Komfort-Details wichtig, etwa eine
automatische Wiedererkennung des Nutzers und seiner Präferenzen bei
Sitzeinstellung, Heizung etc.
"Der Kampf um den chinesischen Carsharing-Markt hat gerade erst
begonnen", sagt Automotive-Experte Reers. "Bisher hat sich noch kein
dominanter Anbieter herauskristallisiert. Daher sind die Chancen für
einen erfolgreichen Markteinstieg jetzt besonders gut. Durch einen
frühen Markteintritt können Wettbewerbsvorteile nachhaltig
abgesichert werden."
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