(ots) - Lehrerverband: Kultusminister sind nicht das
Sprachrohr der Industrie
Scharfe Kritik an Boykott der Ferienordnung durch
Schleswig-Holstein - "Zu viel Unterrichts-Unterbrechungen gefährden
Lernerfolg"
Osnabrück. Der Deutsche Philologenverband hat kritisiert, dass
sich Schleswig-Holsteins Kultusministerin Waltraud Wende (parteilos)
mit Forderungen nach stärkerer Ausdehnung der Ferienzeiten zum
Sprachrohr der Tourismusbranche mache. In einem Gespräch mit der
"Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag) nannte Verbandschef Heinz-Peter
Meidinger es "sehr bedenklich", wenn nicht mehr pädagogische, sondern
wirtschaftliche Interessen die Ferienplanung der Länder bestimmten.
"Die Kultusminister sind Anwälte der Kinder und Eltern, aber nicht
der Industrie", sagte Meidinger mit Blick auf die Konferenz der
Minister in Berlin. Studien hätten untermauert, dass zu häufige
Unterrichts-Unterbrechungen und zu schnelle Wechsel zwischen
Schul-und Ferienzeit Lernerfolge in Frage stellten. "Bei allem
Verständnis für die Ziele der Wirtschaft muss gelten: Schule braucht
Kontinuität", so Meidinger weiter. Außerdem seien in Deutschland
Sommer-Ferientermine bereits jetzt weitestgehend entzerrt und über
ein Vierteljahr verteilt. "Das sieht in Frankreich mit dem
traditionellen Ferienmonat Juli ganz anders aus. Dort hätte die
Wirtschaft tatsächlich Grund zu klagen", sagte Meidinger.
Schleswig-Holsteins Kultusministerin Wende hatte angekündigt, den
bereits zwischen den Schulministerien der Länder abgestimmten
Ferienplan für 2018 bis 2024 abzulehnen, weil die Belange der
Tourismuswirtschaft nicht hinreichend berücksichtigt seien. Ohne
Wendes Zustimmung kann die Ferienordnung nicht verabschiedet werden.
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