(ots) - Studie zu Transfers im europäischen
Profifußball: 73 Prozent der internationalen Transfers ablösefrei
nach Vertragsende/ Wirtschaftliches Umverteilungssystem zwischen
kleinen und großen Vereinen / Clubs drücken sich um
Solidaritätsbeitrag für Ausbildungsvereine
Ein kostenpflichtiger internationaler Transfer eines
Profifußballers unter Beteiligung europäischer Ligen beläuft sich im
Schnitt auf 2,7 Millionen Dollar. Das geht aus der Studie "Study on
the Transfer System in Europe" hervor, die die Wirtschaftsprüfungs-
und Beratungsgesellschaft PwC und die LIUC Università Cattaneo für
die Vereinigung der europäischen Fußballklubs ECA erstellt haben.
Insgesamt kam es in den Spielzeiten 2011/12 und 2012/13 zu 14.322
internationalen Spielerwechseln, an denen europäische Vereine
beteiligt waren. Davon fanden 9.511 Transfers innerhalb der
europäischen Fußballligen statt. Insgesamt flossen Ablösegelder in
Höhe von 5,1 Milliarden Dollar.
Doch der größte Ausgabeposten in den Vereinsbudgets sind die
Gehälter der Sportler, Tendenz steigend: Während die Umsätze im
europäischen Fußball seit 2007 jährlich um 5,6 Prozent gestiegen
sind, legten die Löhne für die Profifußballer mit 8,5 Prozent pro
Jahr deutlich stärker zu. "Der Anteil der Transfers an den
Gesamtumsätzen im europäischen Profifußball ist von 28 Prozent 2007
auf 22 Prozent gesunken. Die Gehälter für die Profifußballer sind der
größte Kostenblock: Sie machen 65 Prozent der Umsatzes aus - eine
deutliche Steigerung zu den 59 Prozent im Jahr 2007", sagt Werner
Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie Medien und
Telekommunikation bei PwC.
Das derzeit gültige Transfersystem trägt nach Angaben der Studie
zum finanziellen Ausgleich zwischen wirtschaftlich starken und
schwachen Vereinen bei. Zwischen 2011 und 2013 flossen netto 904
Millionen Euro von den Spitzenvereinen der fünf Top-Ligen Frankreich,
Italien, Spanien, Deutschland und Großbritannien zu anderen Clubs:
Darunter gingen 294 Millionen Euro an Vereine in der zweiten
Tabellenhälfte der Topligen, 208 Millionen in untere Spielklassen,
242 Millionen in andere europäische Ligen und 160 Millionen in Ligen
außerhalb Europas. Damit dient das Transfersystem der Umverteilung:
Es erhöht die Wettbewerbsfähigkeit der kleinen Vereine mit einer
niedrigen Anzahl an Fans. "Ohne dieses Transfersystem würde die
finanzielle Kluft zwischen armen und reichen Clubs größer werden",
kommentiert Werner Ballhaus.
Wie die Studie zeigt, hat das Bosman-Urteil den Transfermarkt im
Profifußball nachhaltig verändert. Nach diesem richtungsweisenden
Urteil des Europäischen Gerichtshofes dürfen Profifußballer nach
Auslaufen ihres Vertrags ablösefrei den Verein wechseln. "Ablösefreie
Vereinswechsel machen inzwischen 73 Prozent aller internationalen
Transfers aus", sagt Werner Ballhaus. Weitere 14 Prozent sind
Leihgaben und in nur 13 Prozent aller Fälle wechseln Spieler aus
bestehenden Verträgen gegen Ablösezahlungen. Das Durchschnittsalter
von Spielern, die an andere Vereine verliehen werden, liegt bei 23,7
Jahren. Dieses System kommt also gerade jungen Spieler zugute, die
auf diesem Weg Spielpraxis sammeln können.
Laut dem Fifa-Statut sollen bei Transfers fünf Prozent Teil der
Ablösesumme an die Vereine gezahlt werden, die die Spieler
ausgebildet haben - eine Art Solidaritätsbeitrag als Entschädigung
für Aufwand und Kosten. Jedoch liegt laut der Studie der Prozentsatz
für diese Entschädigungszahlungen nur bei 1,15 Prozent des Umsatzes,
insgesamt waren das 57,9 Millionen Dollar in den Spielzeiten 2011/12
und 2012/13. Weitaus mehr zahlen Vereine jedoch für Provisionen an
Klub-Agenten, die Vereine beim Wechsel von Fußballern begleiten.
Zwischen 2011 und 2013 waren das 254 Millionen Dollar. 1,7 Milliarden
Dollar betrug der Gesamtwert der Transfers, an denen Klubagenten
beteiligt waren, das entspricht einem Anteil von knapp 15 Prozent.
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