PresseKat - Politik ist nicht alles - Zum Umdenken nach der Finanzkrise braucht es die gesamte Gesellschaft (FOT

Politik ist nicht alles - Zum Umdenken nach der Finanzkrise braucht es die gesamte Gesellschaft (FOTO)

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(ots) -
Alt-Bundespräsident Horst Köhler kritisiert in Bochum den
Finanzsektor / Bundestagspräsident Norbert Lammert mahnt zu mehr
Einkommensgerechtigkeit / GLS-Chef Jorberg: "Bankenwende einleiten"

Die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit sind groß,
sie reichen von Bodenspekulation bis Energiewende. Auch das
Finanzwesen steht vor großen Aufgaben, denn auch wenn die Krise für
viele vergessen scheint, ihre Ursachen bestehen fort. Daher nutzte
die GLS Bank die Feier zu ihrem 40-jährigen Bestehen im Bochumer
RuhrCongress nicht nur zum Feiern, sondern auch zum gemeinsamen
Nachdenken über ein Finanzsystem der Zukunft. Neben 3.500 Gästen und
Prominenz wie Star-Köchin Sarah Wiener, Kabarettist Georg Schramm
oder die Band Wise Guys folgten auch Ex-Bundespräsident Horst Köhler
und Bundestagspräsident Norbert Lammert der Einladung der GLS Bank,
um über diese gesellschaftlichen Herausforderungen zu reden.

Horst Köhler nutzte seine Rede für eine deutliche Analyse der
bisherigen Arbeit von Banken: "Ein erdrückender Anteil ihrer
Finanztransaktionen erfüllt keinen mit der realen Wirtschaft und mit
vernünftigen Anliegen nachhaltiger Entwicklung verbundenen Zweck."
Den sich immer weiter verschärfenden Hochfrequenzhandel der
Finanzindustrie verurteilte er in ungewohnt scharfer Form. Der Handel
habe nichts zu tun mit der Wertschöpfung für eine bessere Welt,
"sondern verkündet die Herrschaft des Geldes von Wenigen mit
Maschinen. Daher sollte er abgeschafft werden."

Die Politik ermahnte er, stärker als bisher darüber nachzudenken,
die nationale Souveränität vor dem Hintergrund der globalen
Abhängigkeiten neu zu definieren: "Nationale Interessen müssen sich
künftig einordnen ins globale Gemeinwohl." Es sei die Aufgabe der
Staaten, die Bankenregulierung noch stärker als bislang




voranzutreiben. Denn als Präsident des Internationalen Währungsfonds
habe er gelernt, welche Finanzsysteme in der Welt aufgebaut werden
und dass sie nur wenigen zugute kommen. "Aber alle müssen die Risiken
des Scheiterns oder der Krisen tragen - das ist nicht in Ordnung", so
Köhler.

Bundestagspräsident Norbert Lammert kritisierte die einseitige
Regulierung des Bankensektors durch die Politik: "Eine Gesellschaft,
die moralische Ansprüche kodifizieren muss, und die in gesetzliche
Verpflichtungen umsetzen muss, was sie an sozialem Verhalten von
ihren Mitgliedern erwartet, hat schon verloren." Diese Schlacht könne
auf dem Feld der Gesetzgebung sicher nicht gewonnen werden. Vielmehr
gelte es in einem breiten gesellschaftlichen Prozess darüber
nachzudenken, ob das Maß moralischer Standards und Verhaltensmuster,
ohne das auch Wirtschaftsunternehmen ihre Glaubwürdigkeit verlören,
in unserer Gesellschaft noch hinreichend gesichert sei. In Anbetracht
hoher Bonizahlungen und "grotesker Einkommen selbst bei verweigerter
Leistung" in der Wirtschaft habe er aber Zweifel daran. In diesem
Zusammenhang bezeichnete Lammert die immer größer werdende Kluft der
Einkommen in Deutschland als riesiges Problem. "Die
Leistungsdifferenzen in unserer Gesellschaft sind bei weitem nicht so
groß wie die Einkommens- und Vermögensdifferenzen", sagte der
Politiker unter dem Applaus der Gäste.

Auf diese Differenzen verwies auch der ehemalige Bundespräsident
Horst Köhler: "Die Chancen dafür, dass Sie alle gemeinsam und ihre
Bündnispartner den Mainstream verändern, statt in ihm aufzugehen,
diese Chancen halte ich für ausgezeichnet. Denn erstens ziehen
werteorientiert arbeitende Finanzinstitute von vornherein Mitarbeiter
an, die mehr wollen als ein Leben auf der Ãœberholspur und fette Boni;
sie ziehen Sinnsucher und Sinnstifter an, nicht Goldgräber und
Piraten. Und zweitens stabilisiert der Erfolg, den werteorientiertes
Banking bewirkt, bei allen Beteiligten das schöne Gefühl: Wir sind
auf dem richtigen Weg." - Trotzdem ließen beide Redner keinen Zweifel
daran, dass dieser Weg noch lang sein wird und weiter
gesellschaftlicher Unterstützung bedarf.

Dieser Weg müsse laut Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS
Bank, nach einer Energie- und Agrar- nun auch eine Bankenwende
beinhalten. "Wenn der Mensch zunehmend dem Geld dient und nicht das
Geld dem Menschen, dann wird es Zeit, dass wir eine Wende einleiten."
Eine solche Wende bedeute nicht umzukehren, sondern seine Ziele immer
wieder zu hinterfragen und auf einem Kurs zu bleiben, der von Werten
geprägt sei und deren Wirksamwerden. Dies sei ein langer Prozess.
Jorberg: "Wir müssen viele kleine Schritte tun, um die Welt zu
verändern."

Dass die GLS Bank bei diesem Weg nicht alleine ist, sondern Teil
einer gesellschaftlichen Bewegung, machten die vielen Gäste und
Diskussionen während der Veranstaltung deutlich. Die Botschaft, die
vom RuhrCongress ausging, war eindeutig: Der Ruf nach einem anderen,
sozial-ökologischen Bankenwesen ist in der Mitte der Gesellschaft
angekommen. Und dort ist die GLS Bank eine Sperrspitze, wie
Alt-Bundespräsident Horst Köhler hervorhob und seine Rede mit einem
kleinen Augenzwinkern schloss: "Geht es der GLS Bank gut, freut es
den Köhler."

Ãœber die GLS Bank

Als erste sozial-ökologische Universalbank der Welt ist die GLS
Bank Wegbegleiterin von gesellschaftlichen Neuerungen. Allein in den
Bereich regenerativer Energie vergab die Bank Kredite im
Gesamtvolumen von 1,2 Milliarden Euro. In die drei Bereichen Bildung,
Wohnen und Soziales wurde jeweils eine Milliarde Euro investiert. In
den Ernährungs-Sektor flossen 800 Millionen Euro. Derzeit sind
Kredite im Wert von 1,7 Milliarden Euro vergeben. Die Bilanzsumme
beträgt 3,4 Milliarden Euro.

Mitarbeitern, Mitgliedern wie Kundinnen und Kunden bietet die GLS
Bank einen dreifachen Gewinn: menschlich, zukunftsweisend,
ökonomisch.



Pressekontakt:
Christof Lützel
Pressesprecher / Prokurist /
Stabsleiter Öffentlichkeitsarbeit
christof.luetzel(at)gls.de
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GLS Bank
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44789 Bochum

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Datum: 25.06.2014 - 11:41 Uhr
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Bochum



Kategorie:

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