(ots) - Aufnahme des einzigartigen afrikanischen
Binnendeltas in die Liste des UNESCO-Weltnaturerbes auf Initiative
und mit Unterstützung der Deutschen Umwelthilfe
Das mit über 20.000 Quadratkilometern weltweit größte Binnendelta
um den Okavango in Botswana ist Weltnaturerbe. Am vergangenen Sonntag
(22.6.2014) beschloss das Welterbe-Komitee der UNESCO, die
einzigartige Landschaft als 1.000. Gebiet in die Liste des Welterbes
der Menschheit aufzunehmen. Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) hatte
die Aufnahme dieser einzigartigen Naturlandschaft in die Liste der
Welterben im Jahr 2010 angestoßen und den Nominierungsprozess
finanziell und inhaltlich unterstützt.
Nach Auffassung der DUH wird der UNESCO-Welterbestatus helfen, das
fragile Naturparadies mit seiner einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt
besser zu bewahren. Die Umweltschutzorganisation dankt der von ihr
beauftragten Ökologin Dr. Karen Ross, die in jahrelanger
Projektarbeit die notwendigen Unterlagen zusammenstellte und den
Nominierungsprozess innerhalb Botswanas koordinierte.
"Mit der Eintragung des Okavango-Deltas als Erbe der Menschheit
erhält eine einzigartige Naturoase im Herzen der Kalahari-Wüste
endlich den ihr gebührenden Schutz, wie ihn die Serengeti in
Tansania, das Große Barriereriff vor der Ostküste Australiens und das
Wattenmeer in Deutschland bereits seit Jahren genießen", sagt
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. "Wir freuen wir uns sehr,
dass die DUH nun zum zweiten Mal nach dem St. Lucia Wetland im
Nordosten Südafrikas ein weiteres UNESCO-Weltnaturerbe erfolgreich
initiieren konnte."
Die gigantischen Ausmaße des Okavango-Deltas, das während der
Regenzeit 20.000 Quadratkilometer umfasst und damit so groß ist wie
Rheinland Pfalz, sind selbst aus dem Weltall erkennbar. Hunderte
flache Inseln, riesige Papyrus- und Schilfbestände, ausgedehnte
Sümpfe und Lagunen, Galeriewälder und Savannen zeichnen das Gebiet
aus. Der Okavango entspringt im Hochland von Angola und bildet dann
die natürliche Grenze zu Namibia. Von dort fließt er fast ohne
Gefälle weiter in die Kalahari-Halbwüste im Landesinneren von
Botswana.
Die Landschaft rund um den Okavango ist einzigartig: Ein 1.600
Kilometer langer Fluss mit unzähligen Flussarmen, die ein riesiges
Binnendelta bilden, versickert im Wüstensand, ohne je den Ozean zu
erreichen. Im Okavango-Delta finden sich etwa 1.300 Pflanzenarten,
500 Vogelarten, 190 Reptilien- und Amphibienarten und 150
Säugetierarten. Es bietet seltenen Säugetieren wie dem Afrikanischen
Wildhund und dem sogenannten Big Five Spitzmaulnashorn, Elefanten,
Schwarzbüffeln, Löwen und Leoparden ein Zuhause.
Das Refugium ist auf dem Landweg nur schwer zu erreichen. Bis in
das frühe 20. Jahrhundert war es nahezu unberührt und bewahrte
dadurch weitgehend seinen ökologisch intakten Zustand. Auch heute ist
das Gebiet mit etwa 50.000 Menschen, die von der Fischerei und vom
Tourismus leben, eher dünn besiedelt. Die kommerzielle Jagd ist zwar
seit Anfang 2014 in Botswana verboten. Doch sind wie in allen
verbliebenen Naturoasen Afrikas auch Wilderer unterwegs, die in dem
Gewirr von Flussarmen, Kanälen und Inseln vor allem Elefanten und
Nashörner verfolgen.
Zudem tauchten immer wieder Pläne auf, dem Okavango Wasser zu
entnehmen, zur Bewässerung von Feldern oder für die Versorgung von
Diamant- oder Kupferminen. Auch war das Okavango-Delta als
Wasserlieferant für Fracking-Vorhaben im Gespräch. Und die Oberlieger
Angola und Namibia wollen den Okavango-Fluss anzapfen, um Wasserkraft
zu gewinnen beziehungsweise die namibische Hauptstadt Windhoek zu
versorgen.
"Mit dem Status als Welt-Naturerbe bestehen am Okavango nun viel
größere Aussichten, auch grenzüberschreitende Gefährdungen etwa durch
Wasserentnahme im Oberlauf zu verhindern", sagt der
DUH-Naturschutzleiter Ulrich Stöcker. Er hatte im vergangenen Jahr
gemeinsam mit Karen Ross eine Reihe von Gesprächen vor allem mit der
Regierung Botswanas und der Weltnaturschutzunion IUCN geführt, deren
positive Begutachtung des Gebietes im letzten Herbst die Grundlage
für den UNESCO-Beschluss vom Sonntag gelegt hatte. "Dass bereits im
Nominierungsprozess eine intensivere Zusammenarbeit der botswanischen
Regierung mit den Nachbarländern Angola und Namibia zu verzeichnen
war, freut uns sehr", sagte Stöcker.
Die DUH unterstützte die Bewerbung Botswanas seit 2010. Zuschüsse
erhielt sie für dieses Projekt vom Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), mit denen sie die Arbeit der
Ökologin Dr. Karen Ross finanzierte. Die Wissenschaftlerin
dokumentiert die Naturschätze des Okavango-Delta seit 25 Jahren und
engagiert sich auf politischer Ebene für deren Schutz. Dank ihrer
umfangreichen Vorarbeiten konnte die Regierung von Botswana die
schwierigen formellen Anforderungen erfüllen und der
UNESCO-Welterbe-Kommission die Bewerbung vorlegen. Der DUH liegt
inzwischen eine weitere Anfrage vor, den Welterbe-Nominierungsprozess
für Western Ghats in Indien zu unterstützen.
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
Mobil: 01713649170, E-Mail: resch(at)duh.de
Ulrich Stöcker, Leiter Naturschutz
Mobil: 0160 8950556, E-Mail: stoecker(at)duh.de
Daniel Hufeisen, Pressesprecher
Tel.: 030 2400867-22, Mobil: 0151 55017009, E-Mail: hufeisen(at)duh.de