(ots) -
Der Rekordweltmeister Brasilien ist bei der WM 2014 das Maß aller
Dinge. Titelverteidiger Spanien, einzige Mannschaft, die auf jeder
Position Weltklassebesetzung hatte, ist bereits sensationell
ausgeschieden. Nun wird der Titel über den Rekordweltmeister
Brasilien vergeben. Scolari hat 2012 eine desolate Seleção übernommen
und diese 2013 überraschend zum Confederations-Cup-Sieg geführt. Die
Erwartungen der heißblütigen Brasilianer schnellten hoch. Die WM
zeigt aber, dass Scolari die Mannschaft seitdem nicht
weiterentwickeln konnte; das Team um Superstar Neymar stagniert und
offenbart erhebliche Schwächen. Der Spielsystemwechsel von Scolari
gegen Chile wäre beinahe zum Supergau geworden.
Brasilien kann mit Thiago Silva, Neymar und Alves eigentlich nur
drei Weltklassespieler aufbieten. Oscar, Fred, Luiz und Marcelo haben
internationale Klasse, die letzten beiden aber mit regelmäßigen
Fehlern in der Abwehr. Der Rest sind Ergänzungsspieler ohne jede
Großartigkeit. Auf Neymar lastet die ganze Verantwortung. Scolari
setzte bei der Spielerauswahl auf überragende körperliche
Fähigkeiten, Athletik, Dynamik und Schnelligkeit und nicht auf
Ballsicherheit und Abgezocktheit.
Die hohe Fehlerquote von Luiz, Marcelo oder Gustavo wird in Kauf
genommen. Scolari weiß, dass er spielerisch mit Spanien, Deutschland
und Holland nicht mithalten kann; seine einzige Chance ist, diese
Mannschaften zu überlaufen. Dabei hofft er, dass die Euphorie im
eigenen Lande die Fehlerquote senkt. Diese Hypothese ist aber
hochriskant, da die nervösen Spieler Zuhause dem noch viel höheren
Druck ausgesetzt sind.
Stärken, aber viel mehr Schwächen in der Seleção.
Die Schwächen der brasilianischen Equipe: Ein lebloses und
ideenloses Mittelfeld ohne Führungsspieler, höchstens
WM-Durchschnitt. Im Angriff mit Fred, Oscar oder Hulk nur
internationales Mittelmaß mit eingeschränkt zur Verfügung stehenden
Mitteln. Mit Luiz, Marcello und Gustavo gleich drei Spieler, die
immer wieder zu kapitalen Fehlern neigen und damit ständige
Unsicherheitsfaktoren darstellen. Das Team beherrscht das Halten des
Balles in den eigenen Reihen nicht; so, wie es Deutschland über die
Bayernspieler erlernt hat und mittlerweile auf hohem Niveau spielen
kann, wenn von Löw richtig aufgestellt wird. Auch kann Brasilien in
der Abwehr nicht dicht machen und den Gegner einfach kommen lassen,
um aus einem starken Abwehrverbund zu kontern. Einziges Mittel, das
sie haben, ist nach vorne zu spielen, Tempo zu machen und den
Schlagabtausch zu suchen. Die absolute Stärke des Teams ist Neymar.
Er ist ein Weltklassestürmer, technisch perfekt, schnell, pass-und
schusssicher und auch noch kopfballstark, mit ungewöhnlichem
Sprungvermögen. Er ist wesentlich wirkungsvoller als Ronaldo von
Portugal, auch weil seine Mitspieler um einiges besser sind und ihm
deshalb auch bessere Bälle zuarbeiten. Neymar kommt hauptsächlich
über die Mitte und links. Dort werden auch die Tore erzielt.
Vorbereiter der meisten Angriffe ist Marcelo. Nach hinten mit
bitteren Fehlern (Kroatien Eigentor, Chiles Ausgleich über Marcelos
Einwurf) ist er mit unbändiger Laufleistung und Kampfwillen der große
Antreiber, dabei sogar deutlich wirkungsvoller als seine
Mittelfeldkollegen. Auf der rechten Mannschaftsseite macht der
ebenfalls läuferisch starke und dynamische Alves genauso wie links
Marcelo den meisten Power. Allerdings nicht so wirkungsvoll, da vor
ihm keine starken brasilianische Spitzen stehen und Neymar nicht von
rechts so gut erreichbar ist.
Scolari verlässt zum ersten Male gegen Chile seine taktische
Linie. Chiles Stärke ist es, sich mit zehn Mann in die Defensive zu
stellen, abzuwarten und wirkungsvoll zu kontern. Scolari gab deshalb
und zum ersten Mal überhaupt, im Achtelfinalspiel seine
Offensiv-Taktik auf und ließ ganz bewusst die Chilenen kommen. Dies
klappte wie ausgedacht, die Brasilianer konterten, hatten so viel
mehr Platz und kamen ständig zu guten Torchancen. Folgerichtig fiel
auch schon bald das verdiente 1:0. Brasilien blieb weiterhin
defensiv, stellte nach wie vor die Chilenen tief stehend erst in der
eigenen Hälfte, und hatte damit Chile ausgezeichnet im Griff. Aber
aus dem Nichts heraus wurde gepatzt und den Chilenen der Ausgleich
geschenkt. Scolaris Spielerauswahl hat die Sicherheit für eine solche
Spielweise nicht. Nach dem Ausgleich völlige, alle Mannschaftsteile
treffende, brasilianische Verunsicherung. Einmal so gestartet,
gelang dem Team auch das Umschalten auf ein wirkungsvolles
Angriffsspiel nicht mehr. Und so quälte man sich mit viel Glück über
ein Elfmeterschießen in die nächste Runde.
Problem: Deutschlands Schwächen sind genau dort, wo Brasilien
seine Stärken hat.
Im Halbfinale kann es bei einem jeweiligen weiteren Sieg zu einem
Aufeinandertreffen von Brasilien und Deutschland kommen. Die
Spielersubstanz Deutschlands ist weit besser als die Brasiliens. Nur
hat Deutschland gerade auf der rechten Seite seine Schwächen. Mustafi
und Boateng in der Defensive sind gegen Neymar auf verlorenem Posten,
greifen nicht aggressiv an, sondern weichen zurück und lassen die
Gegenspieler passen und schießen. Das geht bei Neymar, der auch noch
zwei Tore bei der WM aus der zweiten Reihe geschossen hat,
unweigerlich daneben. Auch kopfballmäßig sind die beiden im eigenen
Strafraum viel zu schwach. Und vorne würde Özil gegen das Laufwunder
Marcelo stehen. Özil, der jedem Zweikampf aus dem Weg geht und
keinerlei Defensivaggressivität entwickelt oder hat. Das rechte
deutsche Duo Boateng/Özil oder Mustafi/Özil verlieren hier gegen
Neymar/Marcelo das Spiel. Auch darf man Alves nicht auf rechts das
Spiel machen lassen. Der auf Spitzenniveau zu langsame Podolski
müsste dies unweigerlich aber zulassen. Gegen Brasilien wäre rechts
das Duo Lahm/Müller eine richtige Antwort. Links wäre es Schürrle,
der Alves am besten einengen kann.
Löw kann man nur noch als "dumm" bezeichnen.
DFI versucht immer sachlich zu begründen und Beleidigungen zu
unterlassen. In diesem Fall und trotz prinzipiellem Widerwillen
bleibt einfach keine andere Bezeichnungsalternative. Die deutsche
Sprache hat für jemanden, der immer wieder, unaufhörlich, den oder
die gleichen Fehler macht, als treffendste Bezeichnung das Wort
"dumm". Es wird auch bei der Gerichtsbarkeit verwendet. Und Löw hat
eins zu eins im Algerienspiel die Fehler wiederholt, die zum
blamablen Ausscheiden gegen ein schwaches Italien bei der letzten EM
geführt hat. Nach zweijähriger Bedenkzeit. Der Vergleich: Nach vier
recht guten Spielen in der EM wurde die Taktik gegen Italien
plötzlich von Löw gewechselt, genauso wie jetzt gegen Algerien, hier
nach einem souveränen Gruppensieg. Gegen Italien wurde ohne
Rechtsaußen gespielt, dafür nahm Löw zusätzlich Özil in das
Mittelfeld, stellte ihn neben Kroos, die sich nun auf engem Raum
völlig ineffizient im Wege standen. Auf der freien, verwaisten
Rechtsaußenposition tauchte zwangsweise immer Boateng, der nominelle
rechte Verteidiger auf, was erwartungsgemäß wirkungslos blieb, d.h.
die Rechtsaußenposition wurde einfach verschenkt und im Mittelfeld
ging durch den zusätzlichen Özil, der noch nie mit dem Bayernblock
harmoniert hat, gar nichts, ja, es entstand völlige Verwirrung und
Unordnung und Italien kam alleine zu Torchancen, Balotelli nutzte
davon zwei. Özil hatte keine Bindung und verlor in der bereits alles
entscheidenden ersten Halbzeit die Bälle am Fließband. Nun Algerien:
Özil spielte nicht, wie in den Spielen zuvor auf Rechtsaußen, sondern
im zentralen Mittelfeld. Auf der verwaisten Rechtaußenposition
tauchte der absolute Nobody und WM-Lehrling Mustafi, der
Rechtsverteidiger, auf. Ihm gelang dort nicht ein einziger
vernünftiger Ball, im Gegenteil, völlig freistehend leitete er durch
einen Fehlpass die erste Großchance der Algerier ein. Also
Außenposition wieder verschenkt und den freien Raum wiederum für
einen völlig ungelernten und unqualifizierten Spieler. Özil verlor im
Mittelfeld mehr Bälle als Schweinsteiger, Lahm und Kroos zusammen,
war wieder ohne jede Bindung. Die Verunsicherung nahm von Minute zu
Minute zu, Algerien, die noch eine Nummer schwächer sind als Italien
bei der WM, kam reihenweise zu Torchancen. Hätten sie, wie Balotelli,
zwei genutzt, dann wären wir schon wieder auf der Heimreise. Mustafi
war schon gegen Ghana extrem schwach und schaute teilnahmslos zu, wie
sein Gegenspieler das 1:1 köpfte. Ohne internationale Erfahrung kann
man nicht bei einer WM bestehen. Mustafi kann einem Leid tun, er ist
hier völlig überfordert. Löw ist nun auch hier Wiederholungstäter.
Den Versuch Özil im Mittelfeld neben den Bayernspieler und Khedira zu
quetschen ist schon zu mehr als ein dutzend Mal danebengegangen. Nur
in Spielen gegen Aserbeidschan und Färöer Inseln sind auch solche
Aufstellungen erfolgreich.
Löws Glück war Mustafis Verletzung.
Durch die Verletzung Mustafis wurde endlich die Rechtsverteidigung
mit Lahm richtig besetzt. Löw war zum richtigen Handeln gezwungen
worden, er selbst hat da nichts erkannt und hätte weitergemacht. Mit
Schürrle kam ein echter Rechtsaußen und das deutsche Spiel bekam
Ordnung und Überlegenheit, als Störer Özil aus dem Mittelfeld auf
Linksaußen wechselte. Die Grundordnung der ersten Spiele war wieder
hergestellt und sofort lief das Spiel als Einbahnstraße auf das
Algerientor und wir hatten im Minutentakt eine Torchance nach der
anderen. Mit richtiger Aufstellung wäre Algerien klar beherrscht
worden.
Deutschland hat das Potential zum Weltmeister, Hochachtung vor der
kämpferischen Leistung.
Wir haben nach wie vor das Potential zum Weltmeister, es ist keine
überragende Mannschaft vorhanden, wir können jede schlagen. Unser
größter Gegner ist der eigene Bundestrainer, der im Schatten von
Guardiola oder Klopp immer wieder sich mit etwas Besonderem beweisen
will.
Auch nicht zu übersehen: Boateng war wie so oft auf der zentralen
Defensivposition wieder einmal völlig von der Rolle. Nicht nur, dass
er sich selbst eine unfreiwillige Kopfnuss holte, sondern sein
Zweikampfverhalten, sein Stellungsspiel und sein ständiges
ängstliches Abdrehen bei den Schüssen des Gegners waren unterirdisch.
Ohne "Weltklasse-Libero" Neuer hätte es über Boateng wohl mehrmals
geklingelt.
Was war gut: Neuers absolute Spitzenleistung, Schweinsteigers
Kampf und Einsatz bis zur Erschöpfung, die kämpferische Leistung von
Mertesacker, Lahm und Höwedes, auch wenn letzterer dieses Mal einige
unglückliche Situationen hatte und Kampf und Laufstärke von Müller
über 120 Minuten. Müller war der Matchwinner, da er, als die Ordnung
wieder hergestellt war, mit feiner Einzelleistung immer wieder die
Abwehr ausspielte oder überlief und den entscheidenden Pass auf
Schürrle spielte. Der Bayernblock, Mertesacker und Khedira waren mit
unbändigem Willen in der Lage alle Unzulänglichkeiten Löws
auszubaden. Hochachtung vor der kämpferischen Leistung.
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