Die 60-Stunden-Woche ist die Regel, nicht die Ausnahme, die Geburtstage der Familie werden von der Sekretärin verwaltet; morgens der Erste, abends der Letzte; Urlaub ist ein Fremdwort und Pausen sind etwas für Schwache. So oder ähnlich hätte bislang die Charakteristik für den Workaholic gelautet.Die Verpackung ändert sich gerade etwas, hin zu: immer online, zwei-drei Telefone bei der Hand, im Urlaub gern erreichbar; in Pausen netzwerken, Effizienz ist oberstes Gebot, in Meetings E-Mails lesen … Doch der Inhalt ist der Gleiche geblieben. Sind Sie in Gefahr? Und wie können Sie vorbeugen?
(firmenpresse) - Die 60-Stunden-Woche ist die Regel, nicht die Ausnahme, die Geburtstage der Familie werden von der Sekretärin verwaltet; morgens der Erste, abends der Letzte; Urlaub ist ein Fremdwort und Pausen sind etwas für Schwache. So oder ähnlich hätte bislang die Charakteristik für den Workaholic gelautet.
Die Verpackung ändert sich gerade etwas, hin zu: immer online, zwei-drei Telefone bei der Hand, im Urlaub gern erreichbar; in Pausen netzwerken, Effizienz ist oberstes Gebot, in Meetings E-Mails lesen … Doch der Inhalt ist der Gleiche geblieben.
Der Steckbrief
Der Begriff selbst wird abgeleitet von „work“ für das Umfeld in dem er entstand und „alcoholism“ als Charakteristikum für die Sucht und den Kontrollverlust. In der Alltagssprache wird der Begriff tendenziell nicht für Kranke verwendet, sondern für Menschen, die zu viel arbeiten. Das Phänomen kommt in allen Berufsgruppen, auch bei Studenten, Rentnern, Hausfrauen und -männern vor. Rastlos tätig kann man einfach überall sein. Es ist auch keineswegs neu.
Falls Sie sich an dieser Stelle fragen, ob Sie nicht einfach Lust auf und an Leistung haben dürfen – selbstverständlich. Der feine kleine Unterschied zwischen Engagement und Workaholismus ist, dass der Suchtgefährdete keinen Ausgleich hat, nicht auf sich achtet, sich nicht genug erholt.
Die Alltagsphänomene
Charakteristisch für den Workaholic sind aus Sicht des Umfeldes z.B.:
-Unpünktlichkeit bei privaten aber auch geschäftlichen Verabredungen, es wird von Termin zu Termin
gehetzt
-Unaufmerksamkeit im Gespräch, die Gedanken sind immer bei anderen Din-gen, die noch zu erledigen
sind
-Erschöpfung, sinkende Leistungsfähigkeit und Gesundheitsprobleme, Erholung ist Mangelware
Typisch für den Workaholic ist aus dessen Perspektive
-Immer mehr zu tun zu haben, sich immer mehr anzustrengen oft ohne befriedigende Ergebnisse
-Die falsche Annahme, alles unter Kontrolle zu haben und jederzeit anders arbeiten zu können
-Leistungsfähigkeit mit Alkohol, geistigen Aufputschmitteln oder/und Schlaftabletten zu unterstützen
-Unruhig zu werden, wenn es mal nichts zu tun gibt oder gewartet werden muss
Die fünf größten Gefahren
Die Hintergründe sind vielfältig, und wie immer müssen persönliche Eigenschaften und ein entsprechendes Umfeld zusammen kommen.
1. Leistung ist eine geförderte Sucht
Wer viel schafft, ist viel wert, ist das Credo unserer Zeit. Wir finden dank mobiler Geräte kein Ende beim Arbeiten mehr, Überstunden werden nicht als solche empfunden, arbeiten wir einmal nicht, sind wir immer noch in ständiger Betriebsamkeit.
2. Geht nicht gibt es nicht
Unsere Kultur der Selbstausbeutung ist nicht auf die Arbeit beschränkt. Wir leben in einer Welt, in der keiner den ständig wachsenden Ansprüchen mehr gerecht wer-den kann. Weil es zu viele und zu hohe in allen Lebensbereichen gleichzeitig sind.
3. Wir werden älter
Dies ist an sich keine Gefahr. Die Gefahr ist die jahrzehntelange Selbstüberforderung. Wir sind also nicht unbedingt weniger belastbar, weil wir älter sind, sondern weil wir unsere Reserven aufgebraucht haben.
4. Wir setzen die falschen Prioritäten
Bruce Headey u. a. haben Daten zur Lebenszufriedenheit ausgewertet und kommen zu dem Schluss, dass soziales Engagement und Beziehungsziele langfristig zufriedener machen als materielle und Karriereziele. Wir schuften uns kaputt für Ziele, die uns krank und nicht einmal glücklich machen
5. Es gibt kein „geschafft“ mehr
Wir arbeiten und arbeiten, und es kommt immer mehr. Denken Sie nur an die E-Mail-Flut. Gerade noch hat man in einer Nachtschicht das Postfach endlich einmal aufgearbeitet, ist der Zustand nach zwei Tagen wie vorher. Kennen Sie Zielvereinbarungen? Auch sie sind dadurch gekennzeichnet, dass das nächste Ziel, kaum ist das vorherige mit Mühe erfüllt, schon wieder vor einem steht.
Neues Denken ist gefragt – der Fünf-Punkte-Plan
Wenn Sie sich und andere schützen wollen, heißt es als erstes – Vorbild sein. Und das sind die wichtigsten Spielregeln.
1. Egoismus 2.0
Es ist egoistisch, nicht gut für sich zu sorgen. Weil wir dann von außen die Lieferung unseres Wohlbefindens erhoffen – von anderen Menschen oder eben der Arbeit.
2. Die wissenschaftlich nachgewiesene Gesundheitsformel lautet 3:1
Glück und Gesundheit brauchen geistige Disziplin. Als günstig gilt der Quotient von drei zu eins. Das heißt: auf jedes schlechte Gefühl sollten mindestens drei gute kommen, auf einmal Überforderung dreimal sich Gutes tun.
3. Starten Sie Aufwärtsspiralen
Teilen Sie gute Nachrichten mit vielen Menschen, beginnen Sie Teammeetings mit Erfolgsnachrichten, schreiben Sie Nettigkeiten in den Absender Ihrer E-Mails. Sehen Sie, was Sie leisten. Die Wahrnehmung von Positivem schützt vor Überforderung.
4. Schützen Sie Ihre Ressourcen
Rücken oder Kiefer, Haut oder Augen – Sie wissen, wo Sie Überlastung am schnellsten merken. Sorgen Sie vor. Wenn Ihr Unternehmen keine ergonomische Tastatur oder guten Bürostuhl stellt, dann kaufen Sie ihn doch selbst. Es ist Ihr Kör-per. Halten Sie sich fern von Spekulationen und negativen Gedanken. Sie kosten Kraft und Zeit.
5. Nach der Arbeit Abstand schaffen
Sorgen Sie dafür, dass Sie in einem guten Zustand nach Hause kommen. Jeder sollte nach der Arbeit zunächst einmal allein Stress abbauen. Zum Beispiel durch Sport oder zumindest einen kleinen Weg zu Fuß, Musik und Entspannungs-CDs auf dem Heimweg.
Dipl. Psych. Dr. Ilona Bürgel ist Expertin für persönliches Ressourcenmanagement und Vertreterin der Positiven Psychologie. Die Referentin und Autorin hat es sich zur Aufgabe gemacht, zu zeigen, wie wir selbst besser für uns sorgen können. www.ilonabuergel.de