(ots) - Drei Jahre nach der Gründung
ihres unabhängigen Staates leben die meisten Südsudanesen aus Angst
vor Gewalt außerhalb ihrer Heimatorte und werden in diesem Jahr keine
Ernten einbringen können. Über 1,5 Millionen Menschen wurden seit
Ausbruch bürgerkriegsähnlicher Kämpfe Ende 2013 vertrieben, 400.000
sind in Nachbarländer geflohen. Rund vier Millionen Menschen sind auf
gespendete Nahrungsmittel angewiesen, und geschätzte 250.000 Kinder
benötigen in den kommenden Wochen dringend Behandlungen gegen akute
Mangel- und Unterernährung.
Die Gefahr einer Hungersnot wächst und die Zahl der auf Hilfe
Angewiesenen ebenso - aber der Hilfsaufruf der Vereinten Nationen für
Südsudan in Höhe von 1,8 Mrd. US-Dollar ist bisher nicht einmal zur
Hälfte finanziert. Daher warnen sieben internationale
Hilfsorganisationen eindringlich vor dem 'Aus ihrer Hilfsprojekte',
falls Regierungen und internationale Geber nicht entschlossener gegen
die humanitäre Krise vorgehen.
"Wir appellieren dringend an das Auswärtige Amt, seine
Hilfszusagen für den Südsudan jetzt aufzustocken und entschiedener
auf Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien zu dringen", sagt
Ekkehard Forberg, Friedensexperte bei World Vision. "Wenn sich die
Bundesregierung nicht nachdrücklich um eine Fortsetzung der
Friedensgespräche in Addis Abeba und eine bessere Ausstattung der
Hilfsorganisationen kümmert, steigen die Kosten dieser Krise ins
Unermessliche", warnt Forberg. Sie habe schon jetzt Auswirkungen auf
ganz Ostafrika. Die Kinderhilfsorganisation versorgt als Partner des
UN-Welternährungsprogramms und des UN-Kinderhilfswerks Unicef unter
anderem 16.000 Flüchtlinge in Malakal und betreut Kinder in
Kinderschutz-Zonen. Eine deutsche Mitarbeiterin unterstützt die
Hilfsmaßnahmen vor Ort.
Marion Lieser, Geschäftsführerin von Oxfam Deutschland, sagt:
"Dies ist keine Krise, die von einer Dürre oder Flut hervorgerufen
wurde. Es ist eine politische Krise, die in Gewalt umgeschlagen ist.
Die Menschen in Südsudan können ihr Leben erst wieder in die Hand
nehmen und sich selbst versorgen, wenn die Kämpfe aufhören. Bis dahin
ist die Zivilbevölkerung, die in dieser Krise gefangen ist, von
umfänglicher internationaler Hilfe abhängig. Wird diese Hilfe nicht
schnell und drastisch verstärkt, wird eine Hungersnot nicht
abzuwenden sein." Bisher hat Oxfams Hilfe rund 260.000 Menschen
erreicht.
Pete Walsh, Landesdirektor von Save the Children in Südsudan,
berichtet: "In den Ernährungskliniken von Save the Children
verzeichnen wir einen großen Zustrom von unterernährten Kindern .
Wir brauchen dringend weitere Gelder, um Familien mit lebensrettender
Nahrung zu versorgen. Südsudan ist ein neu entstandenes Land, und
die erste Generation der Kinder hier isst teilweise giftige Beeren,
um wenigstens noch einen Tag zu überleben. Sie brauchen Hilfe, und
wenn wir jetzt noch warten, befürchte ich, wird alle Hoffnung
verloren sein."
Die Hilfsmaßnahmen werden nicht nur durch fehlende Gelder, sondern
auch durch Unsicherheit und schlechte Straßenverhältnisse behindert.
In einigen Gegenden können Menschen nur noch durch Pakete aus der
Luft versorgt werden. Aimee Ansari, Leiterin des CARE-Büros im
Südsudan berichtet: "An dem Tag, als ich Bentiu verließ, brachten
CARE-Mitarbeiter die Leichen von drei Kindern zu einer Grabstätte.
Sie waren an Unterernährung gestorben. Das zeigte auf brutale Weise
sowohl die Unsicherheit als auch die fehlenden Hilfsgelder". Ohne
neue Finanzzusagen sieht sich CARE zur Einstellung von Hilfen für
rund 65.000 Menschen gezwungen.
Auch die Hilfsmaßnahmen von Christian Aid, Tearfund und dem
International Rescue Committe können wegen Mangel an Finanzzusagen
nicht ausgeweitet werden.
Der im Dezember 2013 ausgebrochene Bürgerkrieg hat Hunderttausende
vom Zugang zu Märkten und Saatgut für die Aussaat abgeschnitten. Die
Lebensmittelvorräte der meisten Familien sind zu klein, um sie mit
den Vertriebenen zu teilen. Deshalb gehen die Hilfsorganisationen
davon aus, dass sich die Nahrungsmittelkrise in den kommenden Wochen
dramatisch zuspitzen wird. Auch im Gesundheitssektor hat sich
aufgrund der Kämpfe die Lage verschlechtert: Durch Zerstörung,
Plünderungen und Besetzungen von Gesundheitseinrichtungen ist die
Gesundheitsversorgung nahezu zusammengebrochen, vielen Einrichtungen
fehlt es am Nötigsten.
Internationaler Druck auf alle Konfliktparteien ist notwendig,
damit die Gewalt beendet und eine Nation für alle Südsudanesen
aufgebaut werden kann. Ohne internationale Hilfe könnte die Zukunft
für viele jedoch unerreichbar bleiben.
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