(ots) - "Reiner Etikettenschwindel" ist für den
Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk, Felix Kovac,
die Bezeichnung "Jugendkanal" für das bei den Ministerpräsidenten der
Länder diskutierte Vorhaben von ARD und ZDF. "Crossmedial und
interaktiv soll das Angebot sein, also einen nationalen Fernsehkanal
mit einem zentralen Onlineauftritt und allen sogenannten jungen
Radiowellen der ARD miteinander verknüpfen", beschreibt Kovac den
Kern des Vorhabens. Würde ein privates Medienunternehmen einen
solchen Plan schmieden, wären sowohl die Kartellwächter als auch die
Medienaufseher auf dem Plan und würden von "crossmedialer
Konzentration" reden, um das Vorhaben der Vielfalt willen zu
unterbinden.
Kovac hebt hervor, dass die mittelständisch geprägten deutschen
Radiostationen weder rechtlich noch ökonomisch in der Lage seien,
einen gemeinsamen zentralen Onlineauftritt zu erstellen. Erst recht
seien sie nicht in der Lage, TV-Angebote zu nutzen, um Radiostationen
zu bewerben und umgekehrt. "Crossmediale Verflechtungen werden bei
privaten Medien sowohl nach dem allgemeinen Kartellrecht als auch im
Hinblick auf die Vielfaltssicherung sehr kritisch gesehen",
beschreibt Kovac mit Blick auf die mittelständischen Strukturen
lokalen und regionalen Hörfunks einerseits und dem geplanten
Zusammenschlussvorhaben aller deutschen Rundfunkanstalten
andererseits.
Der Vorstand der Interessenvertretung von rund 290 vorwiegend
lokaler und regionaler elektronischer Medienanbieter sieht es mit
Unverständnis, dass im Bereich der privaten Medien crossmediale
Zusammenschlüsse nicht möglich sind, während im Bereich des
öffentlich-rechtlichen Rundfunks die Beauftragung gerade mit einem
solchen Zusammenschluss diskutiert werde. "Im dualen Rundfunk wird
erkennbar mit zweierlei Maß gemessen und zwar zu Lasten lokaler und
regionaler Angebote", fasst Kovac die Diskussion zusammen.
Ungeklärt ist für den APR-Vorstand die Frage, ob das vom
ARD-Fernsehen, vom ZDF und von den Landesrundfunkanstalten mit ihren
Hörfunkangeboten als Konglomerat produzierte Angebot Werbung
beinhalten soll. Selbst wenn Spotwerbung und Sponsoring
ausgeschlossen seien, sei der Verbund derart marktmächtig, dass die
Wirtschaft aber auch die öffentliche Hand ein hohes Interesse hat,
durch "kostenlose Beistellungen" mit dem Komplex zusammen zu
arbeiten. Für den APR-Vorstand deutet die knappe Finanzausstattung
für das Projekt bereits in diese Richtung. "Wir werden es wieder
erleben, dass Städte ihre Marktplätze und Veranstaltungshallen
kostenfrei anbieten und die Stromversorgung übernehmen, während für
das gleiche Angebot die privaten Radio- oder Konzertveranstalter
zahlen müssen", beschreibt Kovac die Sorge der privaten Anbieter.
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