(ots) - Wir lieben es Euch zu hassen, aber im Moment können
wir Euch nur lieben", sagte der Brite in eine der Fernsehkameras, die
nach dem Schlusspfiff von Rio weltweit Reaktionen einfingen. Und eine
brasilianische Stimme ließ sich am Tag darauf vernehmen: "Ihr habt
all unsere Sympathien - aber warum seid Ihr am Montag schon wieder
zur Arbeit gegangen?" Zwei Stimmen, die zeigen, wie die Welt nach dem
Gewinn der Fußballweltmeisterschaft auf Deutschland schaut. Mit
Bewunderung für diese Deutschen, die schön und taktisch klug gespielt
haben. Die sich wie Kinder über den entscheidenden Sieg gefreut haben
und doch so viel Empathie für die geschlagenen Brasilianer und die
glücklosen Argentinier aufbrachten. Bei dieser WM war nicht allein
die Mannschaft der Star, sondern ihre Haltung. Die Haltung dieser
komischen Deutschen, die immer vorn sind und doch nicht überheblich
werden. Und Joachim Löw - ganz Kind dieser Republik - ist der
personifizierte Ausdruck dieser Haltung, die sich stets mit einem
langen Atem paart.
Und während wir nur vermeintlich so ausgelassen wie Brasilianer
feiern, hat die wachsende Zahl unserer Freunde in der Welt längst
erkannt, dass dieser begeisternde sportliche Erfolg nicht zufällig
parallel zum wirtschaftlichen Erfolg der Deutschen verläuft. Der
deutsche Mittelstand stellt schließlich Hunderte, ja Tausende dieser
Champions. Champions, die so zielstrebig, so kreativ, ja auch so
anpassungsfähig sind, dass sie nicht nur als Partner in der ganzen
Welt gebraucht werden, sondern ebenso geschätzt sind. Deutschland,
dieses Land der Stabilität, das fast im Alleingang für Wachstum im
Euroraum sorgt, das einen ausgeglichenen Haushalt hinbekommt und das
um den sozialen Ausgleich im Innern ebenso bemüht ist wie um den
Ausgleich in der Welt. Wir dürfen uns nicht nur so ausgelassen feiern
wie am Dienstag die 23 Fußballhelden und die Hunderttausende in
Berlin. Wir dürfen auch stolz darauf sein, dass dieses Deutschland
weniger Neid auf sich zieht, als dass es mehr und mehr zu einer Art
Sehnsuchtsort geworden ist. Auch wenn offenbar der Selbstzweifel zum
Erfolgsrezept der Deutschen dazugehört: Das machen wir uns viel zu
selten bewusst.
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