(ots) - Lehrer befürchten Entwertung des Abiturs durch
zu gute Noten
Philologen-Vorsitzender Meidinger: Verlierer werden die guten
Schüler sein - "Bildungsgerecht wird abnehmen"
Osnabrück. Der Deutsche Philologenverband befürchtet eine massive
Entwertung des Abiturs durch ständige Verbesserung der Noten. In
einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag) sagte
der Vorsitzende Heinz-Peter Meidinger anlässlich der diesjährigen
Zeugnisvergabe: "Diese Noteninflation ist nicht zufällig, sie hat
Methode." Insbesondere die Einführung des achtjährigen Gymnasiums sei
von manchen Landesregierungen dazu benutzt worden, durch "softere"
Beurteilungsmaßstäbe die Akzeptanz der ungeliebten
Schulzeitverkürzung zu erhöhen. Allerdings zeige sich "diese
Entwicklung auch in anderen Bildungsbereichen", sagte der
Philologen-Vorsitzende. Dies gelte zum Beispiel an Grundschulen oder
Universitäten.
Durch die Noteninflation wird es Meidinger zufolge eine Reihe von
Verlierern geben: "Die wirklich guten Schüler, weil deren wirkliche
Mehrleistung angesichts der enormen Ausweitung von
Einserreifezeugnissen gar nicht mehr erkennbar wird, aber auch das
Abitur an sich, weil die Bestnoten-Zertifikatsflut Hochschulen und
Wirtschaft zu eigenen Auswahlverfahren zwingen wird." Dadurch werde
das "einst so hoch geschätzte" deutsche Abitur massiv entwertet,
bilanzierte Meidinger. Die Bildungsgerechtigkeit werde abnehmen. Denn
in eigenen Auswahlverfahren an Hochschulen haben nach seiner
Einschätzung Kinder aus der Oberschicht und dem Bildungsbürgertum
wieder die Nase vorn. Dem Philologenverband gehören mehr als 90.000
Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien, Gesamtschulen, Hochschulen sowie
anderen Bildungseinrichtungen an, die auf das Abitur vorbereiten.
Heinz-Peter Meidinger ist seit 2003 Bundesvorsitzender.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207