(ots) - Gewerkschaften: Juncker hat unsere volle
Unterstützung
DGB-Chef Hoffmann begrüßt Investitionspläne und fordert Abkehr von
Sparpolitik
Osnabrück.- Die deutschen Gewerkschaften unterstützen die
Investitionspläne des neuen EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude
Juncker und drängen verstärkt auf eine Abkehr von der Sparpolitik in
der EU. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung"
(Samstag) sagte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann: "Die
Austeritäts-Politik hat nicht zur Heilung beigetragen, sondern hat
viele Länder auf die Intensivstation geschickt. Ein Beispiel: Wenn
Arbeitslosigkeit ein Staat wäre, wäre dieses Land mit knapp 20
Millionen Einwohnern der sechstgrößte Staat in der EU."
Hoffmann betonte, es sei klar, "dass europäische Staaten eine
Jugendarbeitslosigkeit von 50 Prozent nicht aushalten". Hier stehe
eine ganze Generation von jungen Menschen vor dem Abgrund. "Deshalb
benötigen wir dringend eine Abkehr von der Austeritäts-Politik." Der
Gewerkschafter begrüßte vor diesem Hintergrund Junckers Ankündigung,
in den kommenden Jahren 300 Milliarden Euro an privaten und
öffentlichen Mitteln für Investitionen und neue Jobs in der EU zu
mobilisieren. "Ich freue mich, dass Juncker damit eine Forderung der
deutschen Gewerkschaften und des Europäischen Gewerkschaftsbundes
aufgreift. Juncker hat bei diesen Vorhaben unsere volle
Unterstützung", sagte der neue DGB-Vorsitzende.
Hoffmann verlangte außerdem eine koordinierte europäische
Wirtschaftspolitik, eine Harmonisierung der Steuerpolitik und
deutlich mehr öffentliche Zukunftsinvestitionen in nachhaltige
Projekte wie Infrastruktur, Bildung und Forschung. Zur Finanzierung
schlug er die Schaffung europäischer Investitionsfonds vor. "Es gibt
große Vermögen, die nicht in die Realwirtschaft investiert werden.
sondern zu spekulativen Zwecken auf den internationalen
Kapitalmärkten vagabundieren. Da müssen wir ansetzen." Die Verzinsung
der neuen Fonds könnte nach seinen Worten unter anderem durch eine
Finanztransaktionssteuer gewährleistet werden.
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DGB fordert flexible Arbeitszeiten über die gesamte
Erwerbsbiografie hinweg
Demografie-Tarifverträge vorgeschlagen - Appell an Arbeitgeber
Osnabrück.- Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) drängt nach dem
Mindestlohn auf weitere Verbesserungen für Beschäftigte. In einem
Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag) sagte
DGB-Chef Reiner Hoffmann: "Ich erwarte viel mehr Flexibilität der
Unternehmen, wenn es darum geht, die Arbeitszeitwünsche der
Beschäftigten zu berücksichtigen."
Hoffmann forderte innovative Modelle, mit denen die Menschen mehr
Zeitsouveränität bekommen und die Vereinbarkeit von Arbeit und Leben
verbessert wird: "Es geht um Demografie-Tarifverträge, die flexible
Arbeitszeiten über das gesamte Erwerbsleben hinweg ermöglichen und
die Möglichkeit eröffnen, gleitend aus dem Erwerbsleben
auszuscheiden."
Hoffmann beklagte, die Deregulierung der letzten Jahrzehnte habe
dazu geführt, dass es in Deutschland den größten Niedriglohnsektor in
Europa gebe. "Jetzt muss es eine positive Flexibilisierung geben,
eine Kehrtwende in Richtung mehr Sicherheit für die Beschäftigten."
Der demografische Wandel werde im Ãœbrigen dazu beitragen, dass die
Arbeitgeber attraktiver werden müssten. "Und flexible Arbeitszeiten
steigern die Attraktivität."
Als weiteres Ziel der Gewerkschaften nannte Hoffmann, die
Bindungskraft von Tarifverträgen wieder deutlich zu erhöhen. "Damit
schaffen wir Sicherheit für die Beschäftigten. Und wir können so auch
erreichen, dass Menschen länger gesund im Arbeitsleben bleiben
können." Der Gewerkschafter beklagte, aktuell fielen nur noch 60
Prozent der Beschäftigten unter den Schutz von Tarifverträgen.
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