(ots) - Stiftung Ordnungspolitik: Deflation ist kein
Horrorszenario
Ökonom Gerken weist Forderungen nach Anheizen der Inflation zurück
Osnabrück. - Der Freiburger Ökonom Lüder Gerken hat Warnungen der
südlichen Euro-Länder vor einer Deflationsgefahr massiv
zurückgewiesen. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung"
(Montag) sagte der Vorsitzende der Stiftung Ordnungspolitik und des
Centrums für Europäische Politik: "Bei den heutigen Zinsen ist
Deflation absolut kein Horrorszenario, sondern sogar sinnvoll."
Derzeit produzierten Unternehmen in Italien, Spanien, Portugal und
Griechenland zu teuer und könnten im Wettbewerb mit nördlichen
Euro-Ländern nicht mithalten. Durch eine Reduzierung ihrer Kosten
könnten sie ihre Preise senken und ihre Wettbewerbsfähigkeit
steigern. Bei einer Deflation wird das Geld mehr wert, während es bei
einer Inflation entwertet wird.
Laut Gerken ist die Befürchtung von Ökonomen nicht stichhaltig,
bei einer Deflationsgefahr könne die Nachfrage sinken, die
Unternehmen unter Druck setzen und einen Teufelskreis auslösen, der
in Wirtschafskrise, Pleiten und Massenarbeitslosigkeit ende. Der
Ökonom wandte sich daher vehement gegen Forderungen, die Europäische
Notenbank solle mehr Geld drucken, um die Inflation anzuheizen.
Eine Inflation helfe den hochverschuldeten Staaten in Südeuropa,
ihre Schuldenlast zu tragen. Beispielsweise sei ein Kredit über zehn
Milliarden Euro bei einer jährlichen Inflation von zwei Prozent schon
nach zwölf Monaten 200 Millionen Euro weniger wert. "Durch Inflation
entschulden sich die Staaten aber auf Kosten der Gläubiger", sagte
der Wirtschaftswissenschaftler. Zu den Verlierern gehörten dann auch
Bürger, die eine Lebensversicherung abgeschlossen hätten, denn die
Versicherungsunternehmen hätten deren Einzahlungen in großem Stil in
Staatsanleihen angelegt.
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