"Politik und Digitalisierung stellen Immobilienmakler vor neue Herausforderungen" / Wie müssen sich Makler in Zukunft aufstellen und was können sie vom Ausland lernen? (FOTO)

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(ots) -
Die Experten Björn Dahler von Dahler & Company, Martin Eberhardt
FRICS, Vorstandsvorsitzender der RICS Deutschland und Marc Stilke,
CEO von ImmobilienScout24, diskutierten im Pressegespräch über die
Zukunft der Maklerbranche. Dazu hatte Björn Dahler in den Hauptsitz
des Maklerunternehmens in die Hamburger HafenCity geladen. Fazit: Um
positive Veränderungen durchzusetzen gilt es, Transparenz und
Professionalisierung zu fördern sowie ein nachhaltiges Umdenken in
der Branche anzustoßen. Vorbilder könnten die angelsächsischen
Systeme sein.

Was bringt das Bestellerprinzip?

Die große Koalition hat die Einführung des Bestellerprinzips für
2015 beschlossen. Die Regelung besagt, dass der Auftraggeber eines
Maklers die Courtage trägt und diese nicht mehr so wie bisher rein
auf den Suchkunden fällt.

Martin Eberhardt:

International ist das Bestellerprinzip bzw. die klare
Interessenvertretung einer Seite bereits etabliert und auch in
Deutschland ist die Begleitung durch einen Transaktionsberater auf
B2B-Ebene Usus. Auch auf der Verbraucherebene würde ich diese
Entwicklung begrüßen. Es muss klar sein, in wessen Auftrag ein Makler
agiert. Derzeit zahlt ausschließlich der Suchkunde, obwohl der Makler
in den meisten Fällen vom Vermieter oder Verkäufer bestellt wird. Ein
Interessenkonflikt ist programmiert. Das Bestellerprinzip soll für
Klarheit sorgen. Somit zahlt es nicht nur auf professionelle
Standards ein sondern auch auf ethische Normen.

Björn Dahler:

Den Grundsatz des Bestellerprinzips finde ich gut. Dennoch frage
ich mich, ob die Einführung in Gestalt einer gesetzlichen Regelung
nötig und richtig ist und eine Änderung zum angestrebten Ziel nach
sich zieht. Die Motivation für dieses Gesetz besteht darin,
Geringverdienern den Zugang zu Wohnraum zu erleichtern, die sich




keine zweifache Monatsmiete als Courtage leisten können. Aber die
Gruppe, die geschützt werden soll, wird auch in Zukunft nicht
leichter an die Wohnungen gelangen, weil Vermieter ihre Entscheidung
aufgrund der Bonität treffen. Die angespannte Lage im Wohnungsmarkt
kann nur durch Neubauten gelöst werden. Meines Erachtens sollte die
Maklerbranche darüber nachdenken, wie ein faires und nachhaltiges
Vergütungsmodell aussehen könnte.

Brauchen wir angesichts der Onlineportale überhaupt noch Makler?

Marc Stilke:

ImmobilienScout24 wird den Makler nicht ersetzen. Denn für die
professionelle Vermarktung von Immobilien sind das Know-how und die
Expertise von regionalen Experten gefragt, die den lokalen Markt
sehr gut kennen und ihre Kunden individuell beraten. Wir als
Immobilienportal sorgen hingegen für Transparenz und machen so
Transaktionen und digitales Marketing effizienter. Unsere Stärken
liegen in der Entwicklung neuer digitaler Services, nicht im lokalen
Vor-Ort-Geschäft.

Björn Dahler:

Wir als Makler vor Ort müssen mehr leisten als es ein Portal kann.
Wir kennen den Mikromarkt bis ins Detail und können mit unserer
Expertise und unserem Service tiefer schürfen. Wir übernehmen die
spezifische Objektbewertung, stehen unseren Kunden in allen
Transaktions-Belangen beratend zur Seite und übernehmen auf Wunsch
auch die Umzugsorganisation und weitere Services. Nur mit diesen
Zusatzleistungen können wir unsere Existenzberechtigung bewahren und
das ist es auch, was einen Qualitäts- von einem reinen Nachweismakler
unterscheidet. Ich bin mir sicher, dass letztere langsam aber sicher
zu einer aussterbenden Spezies gehören.

Martin Eberhardt:

Die Frage ist doch, was der Kunde will. Er sucht ein neues
Eigenheim oder eine Mietwohnung. Das Vehikel ist dabei weniger
wichtig. Der Makler wird bleiben, wenn er sich zum Berater wandelt,
echten Mehrwert bietet und den Kunden durch die komplexen
Unwägbarkeiten eines Hauskaufs intensiv begleitet. Um nur ein
Beispiel aus der Immobilienbewertung zu nennen: Der Preis definiert
sich nicht nur über die Lage in einem Stadtteil - auch innerhalb
eines Straßenabschnitts kann dieser variieren. Ist das Dach gemacht,
wie fällt das Licht in die Fenster? Die Faktoren sind vielfältig und
es gibt keine allgemeingültigen Standards für die Wertermittlung von
Immobilien.

Wie kann die Qualität in der Maklerbranche gewährleistet werden?

Björn Dahler:

Im B2B-Bereich, wenn es um Gewerbeimmobilien geht, haben sich
längst internationale Standards durchgesetzt. Im B2C-Segment der
Wohnimmobilien gibt es immer noch viele schwarze Schafe bzw. bloße
Nachweismakler. Die Branche leidet unter der Tatsache, dass es keine
Zulassungsbeschränkungen gibt. Diese sind jedoch notwendig, um
Qualität zu gewährleisten.

Marc Stilke:

In Singapur wurde ein Sach- und Fachkundenachweis eingeführt.
Dieser muss alle zwei Jahre erbracht werden. Dadurch sank die Zahl
der Makler; nur die guten Dienstleister blieben am Markt und die
Qualität stieg.

Martin Eberhardt:

Es gibt viele Werkzeuge, welche die Qualität verbessern und
gewährleisten können. Dazu gehören zum Beispiel Ausbildungsstandards
und Fachkundenachweise, die sich sehr positiv auf die
Beratungsqualität auswirken. Obwohl wir diese in Deutschland noch
nicht haben, wandelt sich das Bild. Die Einführung erster
Studiengänge im Bereich Immobilienwirtschaft in den 1990er Jahren hat
dazu beigetragen. In Großbritannien ist die akademische Tradition
allerdings viel stärker verwurzelt. Hier wurden über Generationen
Top-Leute ausgebildet. Bezogen auf den Standort Hamburg zeigt sich,
dass dieser in Deutschland am besten qualifiziert ist. Hamburg ist
eine Maklerstadt, sei es Schiffsmakler, Versicherungsmakler oder eben
auch Immobilienmakler. Traditionsreiche Maklerhäuser haben sich einen
guten Namen gemacht. Diese Häuser bleiben bestehen, weil sie ehrlich
und seriös arbeiten.

Ist das System in Deutschland verbraucherfreundlich und wie kann
eine Veränderung aussehen?

Björn Dahler:

Ich befürworte das nordamerikanische System (Multiple Listing
System). Dort gibt es eine Listung aller Objekte auf einem Portal,
das nur Maklern zugänglich ist. Wer einen Interessenten hat, sucht
dort nach passenden Objekten. Das ist sehr verbraucherfreundlich,
denn der Kunde muss nur mit einem Makler seiner Wahl sprechen. Wenn
ich in Deutschland ein Haus suche, muss ich mich bei zahlreichen
Maklern melden, die die jeweiligen Objekte betreuen. In Deutschland
machen alle die Schotten dicht - und der Verbraucher ist der
Leidtragende.

Ist Deutschland bereit für einen Systemwandel?

Björn Dahler:

Um das Fortbestehen der Maklerbranche zu sichern, ist der
Systemwandel hin zu mehr Transparenz und Verbraucherfreundlichkeit
zwingend erforderlich. Wichtig ist allerdings, dass Veränderungen für
die gesamte Branche gelten. Wenn es gelingen soll, ein Multiple
Listing System in Deutschland einzuführen, ist der IVD gefragt, das
Heft in die Hand zu nehmen. Offene Modelle, die nur einen Teilmarkt
betreffen, sind aufgrund des vorherrschenden Konkurrenzdenkens zum
Scheitern verurteilt. So konnte sich beispielsweise schon in den
1990ern das Modell der Hamburger Immobilienbörse nicht durchsetzen.
Die deutsche Mentalität ist in Bezug auf Transparenz zwiespältig: Die
Städte erheben in den Gutachterausschüssen umfangreiche Daten zu
Immobilienpreisen und -verkaufszahlen. Diese werden jedoch nicht
umfassend ausgewertet, geschweige denn herausgegeben. Da stellt sich
die Frage, wozu es diese Erhebungen gibt, wenn der Zugriff darauf
erschwert wird. Wenn die öffentliche Hand die Auswertung wegen
Personalmangels nicht leisten kann, sollte diese Aufgabe abgegeben
werden, um Maklerunternehmen wichtige Erkenntnisse zugänglich zu
machen.

Marc Stilke:

Mehr Transparenz ist auch in unserem Sinne. Wir werten bei
ImmobilienScout24 schon seit Jahren unsere Angebotsdaten gezielt aus
und veröffentlichen Vergleichspreise als Richtwerte in den Exposés.
Damit sorgen wir für mehr Augenhöhe zwischen Anbietern und
Nachfragern. Obgleich einige unserer Maklerkunden davon weniger
begeistert sind, ist der Ansatz, mehr Informationen über
Transaktionen öffentlich zu machen, richtig.

Martin Eberhardt:

Im Fazit ist ein kurzfristiges Umdenken der Branche leider nicht
absehbar, obwohl ein offenes System für alle Beteiligten - ob Makler,
Käufer oder Verkäufer - Vorteile hat.

Der Ruf des Maklers ist seit jeher negativ behaftet - zeichnet
sich eine Verbesserung ab?

Marc Stilke:

Durch Bewertungen im Internet steigt der Druck für Makler. Dadurch
hat sich die Qualität in den letzten Jahren verbessert. Durch die
angespannte Marktsituation ist der Ruf der Zunft gleichzeitig jedoch
schlechter geworden. Das empfundene Preis-Leistungs-Verhältnis
befindet sich in Schieflage. Diese Entwicklung trifft allerdings für
Makler aller Bereiche zu.

Martin Eberhardt:

Das Qualitätslevel wird sich durch die Ausbildungsangebote an
Universitäten verbessern, davon profitiert letztlich der Ruf des
Maklers. Auch das Bestellerprinzip wird einen positiven Einfluss
haben, wenn Kunden die Verteilung der Courtage nicht mehr als
ungerecht empfinden.



Pressekontakt:
Dahler & Company
Annekathrin Bethke
Großer Grasbrook 9
20457 Hamburg
040 600037300
annekathrin.bethke(at)dahlercompany.de

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