(ots) - Comeback der grünen Dächer: Klimaanlage und
Wärmepolster
Mehr Lebensraum für Tiere und Pflanzen - weniger Heizkosten für
Menschen: Dachbegrünung erlebt derzeit ein Comeback. In keinem Land
gibt es so viele grüne Dächer wie in Deutschland. Dabei ist die
Erfindung schon Jahrhunderte alt. Nun gibt es heutzutage zwar keine
Wohngruben mit Grasabdeckungen mehr, aber Flachdächer und geneigte
Dächer bieten großes Potenzial für Dachbegrünungen. Sie haben
positive Auswirkungen für Umwelt, Natur und Gebäude und können
stadtökologische Probleme und Auswirkungen des Klimawandels wie
Starkregenfälle oder Hitzeperioden entschärfen. "Begrünte Dächer
verbessern das Mikroklima in den Städten, weil sie Kohlenstoff binden
und durch den Verdunstungseffekt die Umgebung abkühlen", sagt Dr.
Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung
Umwelt (DBU). Deshalb unterstütze die DBU Forschungsprojekte etwa zum
Wärmedämmverhalten oder zur Identifizierung von potenziellen
Dachflächen, um den grünen Dächern weiter zum Durchbruch zu
verhelfen.
"Begrünte Dächer haben neben ökonomischen auch viele
stadtökologische Vorteile für die natürlichen Schutzgüter Klima,
Luft, Wasser, Boden, Artenvielfalt und Landschaftsbild", sagt
Wolfgang Ansel, Geschäftsführer des Deutschen Dachgärtner Verbands
(DDV). Eine Studie des Umweltbundesamtes bestätige die Dachbegrünung
als geeignete Anpassungsmaßnahme an den Klimawandel. So schafften die
Grünflächen Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten. Ein weiterer
Vorteil sei der Wasserrückhalt. Regenwasser werde von der
Substratschicht gespeichert und von den Pflanzen verdunstet. Das
übrige Wasser gelange vom Dach erst mit Verzögerung in Kanalsystem
und Kläranlagen. Das verhindere bei Starkregen überflutete Keller und
Straßen.
"Leider wird die Bedeutung von Gründächern beim Nachweis zum
Wärmedämmverhalten in der baurechtlichen Bewertung bislang nicht
berücksichtigt", kritisiert Prof. em. Dr.-Ing. Gernot Minke vom
Zentrum für Umweltbewusstes Bauen in Kassel. Mit Unterstützung der
DBU hat er die dämmende Wirkung von Gründächern untersucht. Die
Wärmeverluste in den Wintermonaten seien mit Gründächern bis zu 19
Prozent geringer als bei üblichen Flachdächern. Bewachsene Dächer
leisteten somit einen Beitrag zu mehr Energieeffizienz und
eingesparten Heizkosten. Dickere Substratschichten und dichtere
Bepflanzungen schützten außerdem im Haus vor sommerlicher Hitze.
Klimaerwärmung, versiegelte Flächen und Abwärme von Heizungen,
Industrie und Verkehr heizten Städte immer stärker auf, die nachts
kaum noch abkühlen können. Das belaste Gesundheit und Lebensqualität.
"Begrünte Dächer bauen als natürliche Klimaanlagen die eingestrahlte
Energie durch Anfeuchten der trockenen heißen Luft wieder ab", sagt
DBU-Referent Franz-Peter Heidenreich. Außerdem seien Dachbegrünungen
nicht nur optisch für das Stadt- und Landschaftsbild eine
Bereicherung, sondern auch wahre "Müllschlucker". Sie filtern laut
DDV im Jahr bis zu 0,2 Kilogramm Staub und Schadstoffpartikel wie
Stickoxide, Kohlenmonoxid und Feinstaub pro Quadratmeter aus der
Luft.
Ansel: "Unter ökonomischen Gesichtspunkten schützen bewachsene
Dächer die Dachabdichtung vor Hagel, Wind, UV-Einstrahlung und
Temperaturschwankungen." Außerdem werde die Schalldämmung des Daches
im Inneren des Gebäudes um bis zu acht Dezibel verbessert. Das sei
abhängig von der Dicke der Substratschicht und Art der
Dachbepflanzung. Je nach Statik und Geldbeutel könne die begrünte
Dachfläche vielfältig genutzt werden: von einem pflegeleichten
extensiven Gründach mit Trocken- und Halbtrockenrasen und
anspruchslosen Pflanzen bis zu erholsamen Dachgärten mit Dach-Cafés,
Freizeit- und Sportflächen.
Um die Verbreitung begrünter Dächer in Deutschland weiter
voranzutreiben und städtischen Fachbehörden Informationen zur
Unterstützung der Gründach-Politik zu geben, hat der DDV mit
DBU-Förderung einen "Leitfaden Dachbegrünung für Kommunen" erstellt.
Er informiert über Nutzen, Praxisbeispiele und Fördermöglichkeiten.
In einem aktuellen DBU-Projekt entwickelt der DDV mit Partnerstädten
und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) eine
Methodik, mit der aus der Vogelperspektive bereits vorhandene und
potenzielle Vegetationsflächen auf Dächern identifiziert und
inventarisiert werden können. Denn trotz der langen Tradition der
Dachbegrünung in Deutschland hätten nur ganz wenige Kommunen
detaillierte Angaben über die Anzahl der begrünten und bepflanzbaren
Dachflächen. "Hochauflösende Satelliten- und Luftaufnahmen werden auf
dreidimensionale Gebäudeumrisse gelegt. Sie liefern Informationen
über Oberflächenmaterialien, Gebäudehöhe und Dachneigung", so Ansel.
Mit den Daten als Werkzeug einer nachhaltigen Stadtentwicklung sollen
kommunale, landes- und bundesweite Fach- und Naturschutzbehörden,
Umweltorganisationen, Planungsbüros und Landschaftsarchitekten
angesprochen werden.
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Ansprechpartner für Fragen zum Projekt:
Wolfgang Ansel, Deutscher Dachgärtner Verband e.V.,
Nürtingen/Baden-Württemberg
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E-Mail: ansel(at)
dachgaertnerverband.de