(ots) - Wäre man hämisch, könnte man fragen: Wie fühlt sich
Snowden denn so bei seinen neuen Freunden? Wie denkt er über die
Rolle Moskaus im Ukraine-Konflikt und über die Zaren-Arroganz des
Wladimir Putin? Snowden hat gravierende Rechtsbrüche der
amerikanischen Geheimdienste und damit letztlich der Regierung Obama
aufgedeckt. Und nun flüchtet er sich unter die Fittiche eines
Systems, dessen Rechtsbrüche in ihrer Mehrzahl nur deshalb nicht so
bekannt sind, weil das russische System im Vergleich zum
amerikanischen System in letzter Konsequenz zu noch weit hässlicheren
Methoden bereit und in der Lage ist. Sagt sich Snowden: Ich habe die
Wahl zwischen Pest und Cholera? Wird Russland möglicherweise seine
Heimat? Es wird sich herausstellen. Einstweilen kommt es Putin sehr
gelegen, dass er mit einer wie er sagt: humanitären Geste aufwarten
kann. Es ist keine Rede mehr davon, dass Moskau Snowden von weiteren
Enthüllungen abrät, weil dies das Verhältnis des Kremls zu Washington
verschlechtern würde. Derzeit gibt es da nichts mehr zu
verschlechtern. Allerdings kann sich das wieder ändern. Als
intelligenter Mensch wird sich Snowden keinen Illusionen darüber
hingeben, dass er in letzter Konsequenz auch nur ein Spielball ist
zwischen den Großmächten. Ob seine Vernehmung vor dem deutschen
NSA-Untersuchungsauschuss nun näher rückt, erscheint zweifelhaft.
Dass Snowden nach Berlin reist, wird die Bundesregierung verhindern,
was man ihr politisch nicht mal verübeln kann:Die Amerikaner hören
uns zwar komplett ab, aber sie sind noch unsere Verbündeten. Grotesk?
Ja, aber so ist Realpolitik manchmal.
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