(ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) ruft die
Konfliktparteien im Irak dazu auf, die Sicherheit von Journalisten zu
garantieren. Seit dem Vormarsch der militanten Gruppe Islamischer
Staat (IS) ist es zu mehreren Ãœbergriffen auf Medienvertreter
gekommen. Zwei Journalisten wurden im Zusammenhang mit ihrer Arbeit
bereits getötet.
"Seit Wochen werden Journalisten im Irak gezielt in die
politischen und militärischen Auseinandersetzungen hineingezogen",
sagt ROG-Geschäftsführer Christian Mihr in Berlin: "Nach
UN-Resolution 1738 gelten Journalisten in gewaltsamen Konflikten als
Zivilisten und sind als solche zu schützen. Die Konfliktparteien
dürfen Journalisten nicht bei der Ausübung ihrer Arbeit behindern."
Erst vergangenen Freitag wurde Leyla Yildizhan, eine türkische
Journalistin kurdischer Abstammung, bei Kämpfen zwischen kurdischen
und islamistischen Kräften im Makhmour Flüchtlingscamp südwestlich
der kurdischen Stadt Erbil getötet. Yildizhan, die unter dem
Pseudonym Deniz Firat für die Firat Nachrichtenagentur arbeitete,
wurde während eines Granatenbeschusses getötet, als sie über den
Angriff islamistischer Kämpfer auf das Camp berichten wollte.
(http://bit.ly/1r8pXOj) Bereits am 16. Juni wurde Khaled Ali Hamada,
Kameramann des schiitisch orientierten Fernsehsenders Al-Ahad TV in
der Stadt Diyala nördöstlich von Bagdad bei Kämpfen getötet.
(http://bit.ly/1nOe5c8)
Propaganda im Internet
Parallel zu den Kämpfen nutzen die Konfliktparteien das Internet
gezielt für Propaganda. Dies führt immer wieder zu vorübergehender
Blockade der sozialen Dienste. Seit Wochen finden sich bei YouTube
und Twitter Fotos und Videos, die von islamistischen Dschihadisten
verübte, brutale Gewalt darstellen. Ob die Aufnahmen echt sind oder
ob sie gezielt zu Propagandazwecken fabriziert wurden, bleibt unklar.
Im Internet kursieren seit vergangener Woche nun mehrere Artikel und
Tweets, denen zufolge der Zugang zu Twitter und Facebook in den
kurdischen Gebieten seit vergangenem Donnerstag erschwert ist -
vermutlich, um die "Verbreitung von Gerüchten" zu verhindern.
(http://bit.ly/1nM1EO5)
Auch Medien und einzelne Journalisten wurden in den
zurückliegenden Wochen gezielt angegriffen. Am Abend des 27. Juli
wurde etwa Ayhan Saeed, Moderator bei Payam TV in der Stadt Dohuk im
Norden des Kurdengebiets von Unbekannten so brutal
zusammengeschlagen, dass er zur Behandlung in ein Krankenhaus
eingeliefert werden musste. Saeed hat mehr als zwei Jahre lang das
kurdischsprachige Fernsehprogramm von Payam TV moderiert. Sowohl er
als auch Faruq Ali, der Geschäftsführer von Payam TV halten es für
wahrscheinlich, dass Saeeds journalistische Arbeit einen Grund für
den Angriff darstellt. Payam TV unterstützt die Patriotische Union
Kurdistans (PUK), die Partei des ehemaligen irakischen Präsidenten
Jalal Talabani. (http://bit.ly/1nOeivZ)
Auch die Redaktion von Al-Taakhi, einer arabischsprachigen
Tageszeitung, wurde am 15. Juli in Bagdad gestürmt. Bewaffnete
Unbekannte drohten den Journalisten Vergeltung an, wenn sie ihre
Arbeit nicht unverzüglich einstellten und nahmen Fahrzeuge,
Mobiltelefone, 15 Computer sowie Unterlagen und einen Geldbetrag von
umgerechnet rund 5000 Euro mit. Die Tageszeitung Al-Taakhi
unterstützt die Kurdistan Democratic Party (KDP), eine der beiden
führenden Parteien im irakischen Kurdengebiet.
Reporter ohne Grenzen hat bereits im vergangenen Jahr in seinem
Länderbericht "Unabhängiger Journalismus in Syrien - Ein Ding der
Unmöglichkeit" auf die Bedrohung durch die Terrormiliz Islamischer
Staat hingewiesen. Die Analyse finden Sie unter
http://bit.ly/XgFyhI.
Auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit steht der Irak auf Platz
153 von insgesamt 180 Staaten. Weitere Meldungen zur Lage der Medien
in dem Land können Sie nachlesen unter http://en.rsf.org/iraq.html.
Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Silke Ballweg / Christoph Dreyer
presse(at)reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de
T: +49 (0)30 609 895 33-55
F: +49 (0)30 202 15 10-29