(ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) ist erschüttert über
die Ermordung des kolumbianischen Radiojournalisten Luis Carlos
Cervantes. Während in der kubanischen Hauptstadt Havanna an diesem
Dienstag die Friedensgespräche zwischen der kolumbianischen Regierung
und der Rebellengruppe FARC wiederaufgenommen wurden, erschossen
Unbekannte in der kolumbianischen Stadt Tarazá den Chefredakteur des
Radiosenders Morena. Erst vor zwei Wochen war Cervantes der
Polizeischutz entzogen worden, unter dem er seit 2012 gestanden hat.
"Wir fordern die Behörden in Kolumbien dazu auf, die Umstände der
Ermordung von Cervantes nun umgehend zu untersuchen", sagt
ROG-Geschäftsführer Christian Mihr in Berlin. "Es darf nicht sein,
dass sich dieser Mord in die lange Liste der Verbrechen gegen
Journalisten in Kolumbien einreiht, die niemals bestraft werden. Auch
bei den jetzigen Friedensgesprächen darf das Thema Straflosigkeit bei
Journalistenmorden nicht ausgeklammert werden."
Cervantes zählte zu einem der am meisten bedrohten Journalisten in
der Region Antioquia im Nordwesten des Landes. In den zurückliegenden
Jahren musste er bereits mehrfach seinen Wohnort aufgrund der
Drohungen vorübergehend verlassen. Am Dienstag erschossen drei Männer
den Dreißigjährigen, als er auf einem Motorrad fuhr. Seine Kollegen
mutmaßen, dass der Mord möglicherweise von "Los Urabeños" begangen
wurde, einem Ableger der kolumbianischen Paramilitärs. Cervantes hat
viel über Fälle von Korruption innerhalb der Stadtverwaltung von
Antioquia geschrieben. Mehrmals deckte er Verbindungen zwischen
städtischen Beamten und der organisierten Kriminalität auf.
Wegen massiver Drohungen wurde Cervantes im Juni 2012 ein
Polizeibeamter der Nationalen Schutzeinheit UNP zur Seite gestellt.
Aufgabe der UNP ist es, Journalisten, Menschenrechtsverteidiger und
Anwälte in Kolumbien, die wegen ihrer Arbeit bedroht werden, zu
beschützen. Vor zwei Wochen entschied die UNP jedoch, Cervantes sei
nicht mehr akut bedroht und zog den Polizeischutz ab. Cervantes hatte
zuvor ausdrücklich erklärt, noch am 21. Juli eine erneute
Todesdrohung erhalten zu haben.
Nach Angaben der kolumbianischen NGO Press Freedom Foundation
(FLIP) wurden von 1977 bis 2012 insgesamt 140 Journalisten ermordet.
Wegen der 20-jährigen Verjährungsfrist in Kolumbien werden 62 dieser
Fälle für immer ungesühnt bleiben.
In der ROG-Rangliste der Pressefreiheit steht Kolumbien auf Platz
126 von 180. ROG stuft die paramilitärische Gruppe Los Urabeños und
ihren Anführer DarÃo Antonio Úsuga ("Otoniel") als "Feinde der
Pressefreiheit" ein. Weitere Meldungen zur Lage der Medien in
Kolumbien finden Sie unter http://en.rsf.org/colombia.html.
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