(ots) - Staaten haben keine Freunde. Sie haben Interessen
und eine mal mehr, mal weniger stark ausgeprÀgte Misstrauenskultur.
Angela Merkel baute in der NSA-AffĂ€re eine groĂe Fallhöhe auf, als
sie sich empörte: "AusspÀhen unter Freunden, das geht gar nicht."
Moralisch kann sich die TĂŒrkei ĂŒber den BND nun ebenso entrĂŒsten.
Rein operativ lĂ€sst sich besser begrĂŒnden, was den deutschen Dienst
in der TĂŒrkei umtreibt. Die Region ein Krisenherd. Ein Auslandsdienst
muss sich ein eigenes Bild machen. In Berlin wussten sie, dass ein
Doppelagent die USA ĂŒber den Aktionsradius des BND informiert hatte.
Sie wussten auch, dass die Abhörprotokolle der GesprÀche der
US-AuĂenminister den Amerikanern einen Vorteil im Kampf um die
öffentliche Meinung verschaffen. Sie möchten die NSA-AffÀre auf sich
beruhen lassen. Dabei hilft der Eindruck, alle Dienste seien gleich.
Hier werden die Grenzen des ZulÀssigen bewusst vermischt. Pack
schlÀgt sich, Pack vertrÀgt sich? Es ist Klöppelarbeit zu erklÀren,
warum die AufklĂ€rung in der TĂŒrkei vertretbar ist und das Abhören der
AuĂenminister ein Beifang war; nicht vergleichbar mit der
Ăberwachungspraxis durch die NSA. Ist es zu spĂ€t? Glaubt noch
irgendein BĂŒrger an den Zufall? Dabei ist die Story zur Indiskretion
der romanreife Gegenbeweis. Die Wahrscheinlichkeit, dass just ein
Doppelagent im Dienst der USA den Auftrag bekommen wĂŒrde, die
Abhörprotokolle zu vernichten, war gering. Einem Drehbuchautor hÀtte
man so eine Konstruktion nicht leicht abgenommen. Die Wahrheit war
aufregender. EnttÀuschend ist, dass dieselbe Regierung, die von den
USA AufklÀrung verlangt, sich so einigelt. Sie hÀtte offensiv mit der
AufklĂ€rung beginnen mĂŒssen. Auch das Parlamentarische Kontrollgremium
hÀtte besser ein Lebenszeichen von sich gegeben. Wussten die
Kontrolleure vom Auftragsprofil des BND? Wussten sie vom Beifang?
Wussten sie von den kompromittierenden Informationen, die der
Doppelagent verriet? Das Vertrauen der BĂŒrger in solche Instanzen
lebt vom Eindruck, dass sie mitreden können und agieren.
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