(ots) - Man hatte ihn fast schon aus dem Gedächtnis
verloren. Aber jetzt, nach nur wenigen kryptischen Sätzen, wird er
wieder weltweit zum Thema: Julian Assange, die zum Untoten gewordene
ehemalige Galionsfigur von Wikileaks. Warum? Gegen Assange liegt ein
Haftbefehl vor. Aber nicht nur deshalb ist er umstrittener als etwa
ein Edward Snowden. Auch seine monomanische Persönlichkeit hat
verhindert, dass er sich während seines mittlerweile zweijährigen
Zwangsaufenthaltes in der ecuadorianischen Botschaft seine
Gefolgschaft hat ungeteilt bewahren können. Lediglich für Wikileaks
selbst - zumindest für den Teil, der noch zu ihm hält - ist Assanges
nebulöser Status noch von Nutzen, denn im Sinne der
Geheimdienst-Gegner glaubwürdig bleibt er vor allem durch eine
fortgesetzte Opferrolle. Ist das zynisch? Tragisch? Oder schlicht
unausweichlich, wenn man sich mit Mächtigen wie Barack Obama anlegt?
Mit hoher Wahrscheinlichkeit ein wenig von allem. Sich selbst kann
Assange nicht helfen, das hat die seltsame Pressekonferenz
überdeutlich gezeigt. Der Ball liegt imFeld der schwedischen Justiz:
Um Assange den Prozess zu machen, gäbe es auch andere Möglichkeiten
als eine Auslieferung. Aber diese werden nicht genutzt, und solange
sich daran nichts ändert, kann der Verdacht, dass es in Wahrheit um
eine sofortige Auslieferung an die USA geht, nicht ausgeräumt werden.
Einmal abgesehen davon, dass auch die Amerikaner einen Märtyrer
Assange nicht brauchen können: Es wird Zeit, dass die Hängepartie
endet. Die Justiz könnte dann ihre Pflicht tun, und der Westen könnte
glaubhaft demonstrieren, dass er noch nach den Werten handelt, die er
andernorts auf dem Globus ständig anmahnt.
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