(ots) - Es geht um Leben und Tod. Es geht um Hass und Gewalt
in einem Maß, wie es die freie Welt rational nicht erklären kann.
Dass die fanatisierten Mörder des "Islamischen Staates" gestoppt
werden müssen, ist unbestritten. Wie dies geschehen soll, bleibt
unklar. Insofern finden die westlichen Regierungen keine einheitliche
Antwort auf die Frage, ob und in welchem Umfang die Kurden im
Nordirak militärisch unterstützt werden sollen.
Deutschland tut sich traditionell (und zu Recht) schwer mit
militärischen Einsätzen, ebenso wie mit Waffenlieferungen. Einiges
spricht dafür, dass die gestern von der Bundesregierung angekündigten
Waffenlieferungen an die nordirakischen Kurden ein Fehler sind. Denn
damit leistet Deutschland einen Beitrag zur Aufrüstung der Kurden und
nimmt zu große Risiken in Kauf.
Niemand kann gewährleisten, dass die Waffen nur gegen IS-Kämpfer
eingesetzt werden, niemand kann verhindern, dass die Waffen in
falsche Hände gelangen. Und: Welche Konsequenzen hat ein Erstarken
der Kurden - mit Blick auf einen möglichen Kurdenstaat, mit Blick auf
den Zusammenhalt des Irak, mit Blick auf die Bedrohung der Türkei?
Zudem gibt es aus der Vergangenheit genug Beispiele für brüchige
Freund-Feind-Schemata. Wer heute noch vom Westen unterstützt wird,
kann schon morgen zur Bedrohung werden.
Afghanistan, Syrien oder der Irak sind Beleg dafür, dass sich
politische Lagen zu schnell ändern, um die Konsequenzen von
Waffenlieferungen einschätzen zu können.
Der "Islamische Staat" lebt vom religiösen Fanatismus. Doch dieser
allein macht die Kämpfer nicht satt und liefert ihnen keine Waffen.
Deshalb muss der Westen dort ansetzen, wo Geld und Material für den
IS herkommen. Katar gilt als wichtiger Geldgeber, ebenso wie die
mächtigen sunnitischen Stämme, die ihre eigenen Interessen in den
arabischen Staaten haben.
Richtig ist, dass es beim Kampf gegen Fanatiker die eine Lösung
nicht gibt. Richtig ist aber auch, dass Waffenlieferungen in
Kriegsgebiete stets mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen.
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