(ots) - Bisher war es starker Verdacht, jetzt ist es
Gewissheit - beim Aufstand der Separatisten im Osten der Ukraine
zieht der Kreml nicht nur im Hintergrund die Fäden, sondern greift
mit Truppen und Kriegsgerät massiv in die Kämpfe gegen die
ukrainischen Regierungstruppen ein. Präsident Wladimir Putin, der
angebliche Friedensfreund im Kreml, entlarvt sich damit endgültig als
Aggressor und Kriegstreiber. Sein demonstrativer Händedruck mit
seinem ukrainischen Amtskollegen Poroschenko am Dienstag - nichts als
eine zynische Polit-Show. Moskau betreibt seit Wochen mit Nachdruck
die Destabilisierung der Ost-Ukraine. Das Kalkül ist klar: Ist das
Chaos erst groß genug, lässt Putin seine Truppen einmarschieren und
für Ruhe sorgen. Die russische Annexion der Region ist dann nur noch
Formsache. So lief es schon auf der Krim. Der Westen steht schon seit
Monaten einigermaßen ratlos der russischen Aggression gegenüber. Die
Nato hatte, trotz Mahnungen aus Polen und den baltischen Staaten,
jahrelang auf eine militärische Stärkung ihrer Ostflanke verzichtet -
um Putin bloß nicht zu "provozieren". Dann nutzte der russische
Präsident eiskalt die politischen Turbulenzen und das Machtvakuum in
seinem Nachbarland, um Fakten zu schaffen und Moskaus Machtbereich
auszuweiten. Die Sanktionen, die der Westen nach und nach verhängte,
zeigten bei dem starken Mann im Kreml keine Wirkung. Die gestrige
Eskalation der Situation im russisch-ukrainischen Grenzgebiet, das
Eindringen russischer Truppen in das Nachbarland, erhöht die Gefahr
eines offenen Krieges in der Region erheblich. Kommt es wirklich, wie
nun zu befürchten steht, zu einer russischen Invasion in der Ukraine,
muss der Westen reagieren. Die Frage lautet: Wie? Die Sanktionskarte
ist ausgereizt. Bleibt die völlige politische Isolation Putins - und
die Option der militärischen Hilfe für die Ukraine, wie sie aus Kiew
bereits gefordert wird. Die Folge wäre die offene Konfrontation des
Westens mit Russland; mit kaum kalkulierbaren Folgen.
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